Nur ein Tag pro Woche mit ausschließlich vegetarischen und veganen Angeboten in öffentlichen Kantinen – als CDU und Bild diese Idee der Grünen im Vorfeld der Bundestagswahlen 2013 skandalisierten, entlud sich Schimpf und Schande über der Partei. Wegen des Veggiedays musste sie sich als „Verbotspartei“ geißeln lassen. Kann man von den Menschen verlangen, dass sie weniger Fleisch essen? In seinem Dokumentarfilm The End of Meat – Eine Welt ohne Fleisch zeigt Marc Pierschel, wie Menschen mit Schweinen zusammenleben anstatt sie zu essen.
der Freitag: Herr Pierschel, Sie haben für Ihren Film zwei Jahre lang über eine mögliche Zukunft ohne Fleisch recherchiert. Können Sie mir ein gutes Argument für das Fleischessen nennen?
Marc Pierschel: Ich kann Ihnen viele Argumente dagegen nennen. Aber dafür fällt mir kein gutes ein.
Warum essen so viele Fleisch?
Weil sie es gewohnt sind. Weil sie sich nicht mit dem Problem auseinandergesetzt haben. Und weil es gesellschaftlich akzeptiert ist.
Welche Folgen hat der Fleischkonsum für die Umwelt?
Die Tierhaltung ist in großem Maße verantwortlich für den Klimawandel. Eine Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen besagt, dass rund 18 Prozent aller Treibhausgase durch die Fleischproduktion verursacht werden – das ist mehr als der gesamte Verkehr! Zudem ist der Flächenverbrauch gigantisch. Etwa 70 Prozent des Regenwalds wurde abgeholzt, um Futtermittel anbauen zu können. Die Wasserverschmutzung ist ein großes Problem, auch in Deutschland. Nicht zuletzt ist die Fleischproduktion auch mit dem Hunger in der Welt verknüpft: Die Hälfte des angebauten Getreides wird an Tiere verfüttert, wobei man das auch direkt konsumieren könnte und so unterm Strich deutlich mehr Essen für die Menschen hätte.
Marc Pierschel hat in Münster Soziologie studiert, 2002 das Veganismus-Kollektiv Roots of Compassion mitgegründet und Bücher sowie Filme veröffentlicht. The End of Meat – Eine Welt ohne Fleisch startet am 14. September in den deutschen Kinos
Foto: Presse
Lässt sich der Klimawandel stoppen, ohne etwas an der Fleischproduktion zu ändern?
Auf keinen Fall. Wo der Wohlstand wächst, da steigt der Fleischkonsum, beispielsweise in China und Indien. Und in Deutschland und anderen Industrienationen stagniert der Konsum auf einem viel zu hohen, auch gesundheitlich höchst bedenklichen Niveau. Wenn es so weiter geht, werden wir die globalen Klimaziele ganz sicher krachend verfehlen.
Was sollte die Politik tun?
Als erstes muss die staatliche Unterstützung der Massentierhaltung aufhören. Die europäischen Agrarsubventionen für Tierhalter gehören abgeschafft, zudem sollte für Tierprodukte der volle Mehrwertsteuersatz gelten. Fleischprodukte müssen teurer, pflanzliche Alternativen billiger werden, das wäre das wirkungsvollste.
Das ist ein Vorschlag des Umweltbundesamts.
Ja. Die Fachexperten sehen, dass es sinnvoll wäre, aber die Leute, die es politisch durchsetzen müssen, trauen sich nicht.
Die Grünen fordern das Ende der Massentierhaltung. Dabei kommt es auf die Haltungsbedingungen an und nicht auf die Zahl der Tiere in einem Stall.
Die Massentierhaltung steht für extreme, rein wirtschaftliche Effizienz: Viele Tiere, minimaler Platz – und Töten, sobald sich das Weiterleben eines Tiers für den Bauern nicht mehr rentiert. Es ist gut, wenn die Grünen die Massentierhaltung abschaffen wollen.
Was wollen die anderen Parteien?
Die Linke ist auch sehr offen für Tierschutz, bei den anderen Parteien sieht es eher mau aus. Die wagen keine mutigen Vorstöße.
Gibt es denn einzelne Politiker, die Vorreiter sind?
Es gibt einige Grüne, die vegan leben, zum Beispiel Sven Kindler, der haushaltspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion. Aber auch andere Politiker bringen das Thema voran: Die SPD-Umweltministerin Barbara Hendricks hat sich mit ihrer Plakatkampagne zur Massentierhaltung weit aus dem Fenster gelehnt. Da hieß es zum Beispiel: „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein.“ Wegen Beschwerden der Agrarindustrie wurde die Kampagne dann zurückgezogen.
Sie selbst essen kein Fleisch?
Mein Vater war Kaninchenzüchter und hat die Tiere geschlachtet. Mit 17 hatte ich keine Lust mehr, die Kaninchen zu essen, mit denen ich früher gespielt hatte. Vier Jahre später habe ich den Schritt zum Veganismus gemacht und verzichte seitdem auf alle Tierprodukte.
Was ist an Milch und Eiern so schlimm?
Die Kühe müssen immer wieder geschwängert werden. Die Kälber sind der Abfall der Milchindustrie. Für Eier werden die männlichen Küken aussortiert und geschreddert oder vergast, weil sie keinen wirtschaftlichen Nutzen haben.
Viele Fleischesser argumentieren: Der Mensch ist ein Allesesser. Was sagen Sie dazu?
Klar, gesundheitlich kann der Mensch alles essen. Die ethischen und ökologischen Probleme bleiben aber bestehen. Das sind Themen, die uns alle betreffen. Daher ist der Fleischkonsum keine Privatsache, sondern hoch politisch.
Wenn die Bauernlobby so stark ist, bestehen dann überhaupt realistische Chancen, mehr Tierschutz durchzusetzen?
Die Zahl der Veganer und Vegetarier wächst – und auch die der Flexitarier, also der Menschen, die sich bewusst entschieden haben, ihren Fleischkonsum zu reduzieren. Zudem rückt das Wohl der Tiere in den Fokus der Öffentlichkeit. Das beeinflusst die Wahlentscheidung der Menschen und so die Parteien.
Wie viele Veganer und Vegetarier leben denn in Deutschland?
Nach Schätzung der Organisation ProVeg sind es 1,6 Prozent Veganer, zehn Prozent Vegetarier und 56 Prozent Flexitarier. Die Fleischkonzerne, die nun auch vegetarische und vegane Produkte herstellen, haben nicht die kleine Gruppe an Veganern im Blick, sondern die große Masse an Flexitariern.
Veganismus ist trotzdem ein Nischenthema, oder?
Inzwischen ist das Stigma weg, dass Veganer die verrückten Exoten sind, die immer nur Müsli essen. In der letzten Zeit sind wahnsinnig viele Kochbücher erschienen. Vegan steht für ein gesundheitsbewusstes Leben.
Kann es eine Gesellschaft ohne Fleisch geben?
Es wird natürlich Hardliner geben, die weiter Fleisch essen. Aber das werden womöglich die Exoten sein, wie es früher die Veganer waren. Vielleicht nehmen wir auch den Umweg über das Kulturfleisch. Wenn das echtes Fleisch ersetzen kann, dann ist die Massentierhaltung obsolet.
Was ist Kulturfleisch?
Da werden Zellen vom Tier genommen, wobei das Tier nicht verletzt wird. Anschließend werden diese Zellen im Labor vermehrt, in einer Nährlösung. Wenn es genug Zellen gibt, kann man daraus ein Stück Fleisch herstellen. Im Prinzip ist das schon jetzt möglich.
Glauben Sie, dass Kulturfleisch als Essen akzeptiert wird?
Zunächst müssen wir von der Vorstellung weg, dass Kulturfleisch aus dem Labor kommt. Gezüchtet wird es in großen Tanks zur Fermentation. Es wird Läden geben mit solchen Tanks – und da bestellt man sich seine Fleischsorte. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das billiger als echtes Fleisch. Dann wird sich das durchsetzen. Mich hat bei meiner Filmrecherche echt überrascht, wie weit die Biotechnologie fortgeschritten ist – eine wachsende Industrie, die den Markt komplett ändern kann.
Kommentare 36
Flexitarier sind Wähler
Allesesser auch
Polemische Antwort. Solche sind freilich immer beliebt, wenn es um Veganer geht. Oder um Feminismus. Hier wird einem die Polemik aber auch tatsächlich fast auf die Zunge gelegt. Zumindest, wenn man nur die Überschrift liest, welche eine Aussage fingiert, die im Interview inhaltlich so gar nicht vorkommt.
Im Interview heißt es, sinngemäß, dass die Zahl Fleisch- und Tierprodukte ablehnender sowie fleischkritischer Konsumenten (die sogenannten Flexitarier) steige, was sich folglich auch auf die Forderungen an die Politik niederschlagen werde.
An Pierschels Stelle würde ich gegen die völlig verzerrende Zusammenfassung der Überschrift protestieren.
Inhaltlich: Auf die vegane Seite werde ich bestimmt nicht wechseln. Als "Flexitarier" zu essen, wäre jedoch das Mindeste für alle, um die unsägliche Fleischproduktion samt aller Folgen wenigstens auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Die Idee des "Kulturfleisches" ist auch alles andere als verkehrt.
Es ist nicht nur die Überschrift, sondern auch der missionarische Duktus, vor allem im ersten Teil. Das sagt mir, dass dieses Interview nicht Teil eines Diskurses sein will, sondern dass ein Wissender und Hoherpriester der neuen Ordnung die Unwissenden und Unwürdigen der alten Ordnung mit der Wahrheit der neuen Zeit segnet, unmittelbar, bevor im nächsten Schritt der Inquisitor kommt. Auf sowas reagiere ich in aller Regel leicht unpässlich.
"Auf sowas reagiere ich in aller Regel leicht unpässlich"
Achtung, "Projektion" : Schlechtes Gewissen?
"sagt mir, dass dieses Interview nicht Teil eines Diskurses sein will"
Braucht es doch gar nicht. Es regt/stößt hier (mal wieder) einen (notwendigen!") Diskurs an.
Vorweg: Ich bin auch Fleischesser und werde vermutlich auch kein Veganer mehr werden.
Aber die Argumente gegen Massentierhaltung/massenhaften Fleischverbrauch, die angeführt werden, wie z.B. Flächenverbrauch (Regenwald) oder Klima/Treibhausgase sind doch wohl kaum von der Hand zu weisen.
Und falls doch, wie?
In solchen Diskussionen wird immer schamhaft verschwiegen, dass ca. ein Drittel der deutschen Fleischproduktion in den Export gehen. Eine weitere Reduzierung des inländischen Fleischkonsums erhöht einfach den Exportanteil, sonst nichts. Dagegen hilft auch kein Vegitag, nicht mal wenn er im hipster speech "veggie day" genannt wird.
Hinter der industriellen Fleisch(und Milch-)produktion stehen nämlich Grossinvestoren, und um denen das Handwerk zu legen bräuchte es stärkere Mittel als Ermahung der Konsumenten...
>>...dass ca. ein Drittel der deutschen Fleischproduktion in den Export gehen.<<
...geht.
"Hinter der industriellen Fleisch(und Milch-)produktion stehen nämlich Grossinvestoren, und um denen das Handwerk zu legen bräuchte es stärkere Mittel als Ermahung der Konsumenten..."
Ja, natürlich. Ohne eine Veränderung unserer Eßgewohnheiten und einer dazu notwendigen/diesbezüglichen Einsicht und Umkehr wird es aber auch keine politische Kraft geben, die da eventuell mehr Druck machen könnte.
Gutes Argument, daraus würde ich aber nun kein Argument ziehen, um eigenes Verhalten zu belassen: also muss an beiden "Baustellen" gearbeitet werden.
Ja klar.
Mir geht es ja nicht darum, den exzessiven Fleischverzehr zu loben ;-)
Sondern auch die Tabuseite mal zu beleuchten.
Im Grunde das Gleiche, das ich auch in Diskussionen über den Massenstrassenverkehr tue.
Schlechtes Gewissen?
Würdest du das auch fragen, wenn auf der Gegenseite ein Zeuge Johovas stünde?
Es regt/stößt hier (mal wieder) einen (notwendigen!") Diskurs an.
Im Biotop, für's Biotop. Auswirkungen auf die Welt: Null.
Und falls doch, wie?
Das Problem ist nicht die Ernährungsweise, sondern die Zahl der Menschen. Wir werden immer mehr, und somit wird nicht nur bei fleischlicher, sondern auch bei pflanzlicher Ernährung die für die Produktion von Nahrung benötigte Fläche immer weiter steigen. Und zwar, wenn wir uns über jede Grenze hinaus vermehren, ebenfalls über jede Grenze hinaus. Was wir brauchen, sind somit nicht mehr Veganer, sondern effektive Strategien zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums und zur (friedlichen) Reduktion der Zahl der Menschen. 150 Millionen Menschen kann der Planet gut ernähren, ohne die Natur in eine Hochleistungsmaschine zu verwandeln.
Das ist richtig. Aber man sollte nicht das eine Argument gegen das Andere ausspielen, darin stimme ich mit pleifel überein.
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>>...sondern auch bei pflanzlicher Ernährung die für die Produktion von Nahrung benötigte Fläche immer weiter steigen.<<
Gleichzeitig nimmt die landwirtschaftlich nutzbare Fläche ab, teil durch Versalzung von Böden wegen Anstieg des Meeresspiegels. Andererseits durch Desertifikation, bedingt ebenfalls durch den Klimawandel, und durch zu starkes Abpumpen von Grundwasser.
Die Situation ist ohnehin nicht mehr weit von Soylent Green entfernt.
Und die Trinkwasserproblematik wird uns sowieso sehr viel früher einholen als die Essensproblematik. Die Wasserkriege der Zukunft sind jetzt schon vorprogrammiert.
Übrigens, ich bin kein Gegner von Veganern oder Vegetariern oder wie immer jemand glücklich werden möchte. Ich möchte nur nicht missioniert werden.
"möchte nicht missioniert werden"
Ach, wer will das schon. Obwohl glauben an etwas wohl leichter/bequemer ist, als mögliches Wissen / verstandene Wahrheiten anzunehmen und in ein Handeln zu transformieren.
Bevor wieder Projektionsvorwürfe kommen: Ich nehme mich da nicht aus.
Das mit den Zeugen Jehovas verstehe ich nicht. Hilfst Du mir?
Stichwort "Überbevölkerung".
Such mal danach im www mit dem Zusatz "Mythos". Da finden sich zumindest nachdenklich machende Gegenpositionen zu einer diesbezüglichen Panikmache. Und andere Blickwinkel.
Lies Dich mal ein wenig ein. Was meinst Du dazu?
zum thema überbevölkerung sollte der versuch mit dem rattenkäfig etwas bekannter sein.
"...sollte der Versuch mit dem Rattenkäfig bekannter sein"
Mir nicht. Erzähl!
Das mit den Zeugen Jehovas verstehe ich nicht. Hilfst Du mir?
Ich hatte geschrieben, dass ich die Aussagen von Marc Pierschel als Missionierungsversuch auffasse. Zu sehr ex cathedra, zu sehr im Duktus des unhinterfragbaren Verkünders der einen einzigen Wahrheit, zu sehr darauf bedacht, keinerlei andere Möglichkeiten außer seiner Sichtweise offenzulassen.
Mithin: Ganau die gleiche Art und Weise, in der auch Zeugen Jehovas missionieren, wenn man sich auf ein Gespräch mit ihnen einlässt.
Du wiederum hattest geschrieben/gefragt:
Achtung, "Projektion" : Schlechtes Gewissen?
Und meine Gegenfrage lautete eben, ob du das genauso fragen würdest, wenn statt Pierschel da oben ein Zeuge Jehova seine Thesen verbreitete, und ich ihn abweisen würde. Ist jede Gegenwehr Projektion, Zeichen eines schlechten Gewissens?
Natürlich impliziert das, dass ich die Aussagen Pierschels und die der Zeugen als auf demselben Level der Ärgerlichkeit und des Fanatismus angesiedelt sehe, gut erkannt.
Weiter oben schrieb ich irgendwo, dass Soylent Green nicht mehr fern ist.
Stichwort "Überbevölkerung". ... Zusatz "Mythos"
Ich habe jetzt nur den Heise-Beitrag gelesen, der Rest dürfte ein Variationsgemenge davon sein. Falls nicht, kannst du mir ja noch einen geziehlten Link zukommen lassen, wenn dir etwas davon besonders wichtig ist.
Der Artikel argumentiert mit dem Gegenüber von reichen und armen Menschen, mit der - jetzt überspitzt ausgedrückten - Kernthese, dass es bei der Reduktion der Weltbevölkerung darum ginge, alle armen Menschen zu töten (wahrscheinlich damit die reichen Menschen mit ihren Robotersklaven glücklich und zufrieden leben können).
Das ist eine Gefahr, die ich durchaus als realistisch einschätze. Albern wird der Artikel allerdings, wenn er anfangt, von Fantasiezahlen an Menschen zu sprechen, die der Planet angeblich erhähren könnte. Der Planet ganz sicher nicht, nicht aus sich selbst heraus. Unsere Technologien sind vielleicht imstande, den Planeten in eine Hochleistungsmaschine umzuzwingen, in der es keine ungenutzten Flächen mehr gibt, Aber auch keinen Platz mehr für irgendetwas, das "unnutz" ist, Lebensformen inklusive. Wie sich das mit dem hehren Gedanken an Tier- und Umwetschutz verträgt? Oder ist das einfach eine Frage von "wir wünschen uns sosehr, dass es miteinander vereinbar ist, dass wir einfach mal davon ausgehen, dass es vereinbar ist"?
Und was das wohl aus den Menschen macht?
Jedenfalls, die Ablehnung des "Wahns von Malthus" ist ein bisschen voreilig, angesichts der Entwicklung der Bevölkerungszahlen.
Es kann sich selbstverständlich bei der Reduktion der Zahl der Menschen nicht um Tötungsstrategien handeln, auch nicht um Strategien, die mit Zwang arbeiten. Derartige Strategien zu entwickeln und der offenen Diskussion zuzuführen, wäre ein Zwischenziel.
"Strategien"
Weil nicht alle Menschen den "westlichen Lebensstandard" haben können /dürfen/sollen, muß die Weltbevõlkerung schrumpfen.
Oder: Bevor der Überkonsum in den reichen Industriestaaten zur Debatte gestellt wird, reden wir lieber (und nur) von Überbevölkerung.
Strategien zu deren Eindämmung sind legtim und erwünscht, Forderungen nach Konsumverzicht natülich völlig unakzeptabel.
"gezielter Link"
"Populationboom.at"
Ein dort (u.a.) aufgeführtes Argument:
" Man kann die Frage der Überbevölkerung nicht vom globalen Ressourcenverbrauch trennen. Wenn eine schweizer, norwegische oder amerikanische Familie mehrere Autos und Häuser besitzt, ist das kein Aufreger. Aber afrikanische Mütter mit drei-vier Kindern "zu viel", schon.
"Das New York an einem einzigen Tag genauso viel Energie verbraucht, wie der gesamte afrikanische Kontinent." Ist eben so.
Soll heißen: Menschenmengen sollen/können/dürfen gedanklich reduziert werden.
Obergrenzen sollte es doch (eigentlich!) auch für den Verbrauch von Ressourcen geben. Aber in einem auf ungebremsten Wachstum(sic!) angelegten System halt kein Thema. Selbst wenn man um die Endlichkeit einiger Ressourcen weiß.
Wir bilden uns doch sonst soviel auf unsere Ethik und Aufklärung ein.
Ist es (außer das es "menschlich" verstehbar? ist), auch ethisch, Bevölkerung anderswo begrenzen zu wollen, um hier weiterhin so zu leben, als ob es kein Morgen mehr gäbe?
Hinweis: natürlich meine ich mit "uns" und "hier" nicht die im Prekariat Lebenden.
Du vermengst Ethik mit Machtpolitik. Diese Fragen werden nicht anhand ethischer Maximalforderungen entschieden, sondern über Machtabgleich, so einfach ist das. Es steht auch zu befürchten, dass anhand dieses Umstandes die "steter Tropfen höhlt den Stein"-Strategie nicht aufgehen wird, die Wiederholung ethischer Forderungen wird nichts an der Machtpolitik ändern, sondern lediglich die PR verbessern. Es gibt auch keinen "Aufstand der Wohlgesinnten", es gibt lediglich den Nutznieß am System, selbst noch in Opposition zum System - oder erwägst du gerade, mit deiner Familie in den Tschad oder den Kongo zu ziehen, um dich dort als eine/r von denen an die Lebensbedingungen der Ärmsten der Armen anzugleichen?
Wenn du was ändern willst, mache folgendes: Gehe in die Politik, werde BundeskanzlerIn, führe als solche Deutschland aus der Welthandelsorganisation, tritt mit Deutschland aus dem internationalen Finanzmarkt aus und verlasse das Weltwährungssystem. Das sind die Orte, an denen das Schicksal der Menschheit auf der Erde entschieden wird, nicht im Verhalten von ein paar Idealisten, die um Deutungshoheit kämpfen. Und wenn du das wirklich versuchst, wenn du wirklich versuchst, Deutschland aus dem System zu führen, beeile dich, dass du deinen Killern zuvor kommst.
Es kann also nur darum gehen, Machtpolitik so zu modellieren, dass nicht der ganz große Hammer auf uns fällt. Der ganze Gerechtigkeitsscheiß ist für den Arsch. Wenn es irgendjemand wirklich schaffen sollte, für das System Drohungen zu schaffen, weißt du, was dann passiert: Dritter Weltkrieg.
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Selbstverständlich kann es nicht darum gehen, die Ärmsten zugunsten der Reichsten bluten zu lassen. Leider ist das aber bereits heute der Stand der Dinge. Sagte ich etwas von klugen Strategien, die wir brauchen? Es ist keine einfache Sache, das System so zu manipulieren, dass es den intelligentesten und mächtigsten Menschen der Welt nicht auffällt, dass ihre Machtpositionen untergraben werden. Vielleicht unmöglich, aber den Versuch wäre es wert. Idealistische Blauäugigkeit ist jedenfalls nur noch ein Weg in den Abgrund.
Eine Idee wird zur materiellen Gewalt, wenn sie die Massen ergreift.
W.I. Uljanow (Lenin)
Davon ist der Veganismus meilenweit entfernt. Auch dank der gebetsmühlenartigen Anwürfe auf die Menschen gerichtet, welchen ein gutes Stück Fleisch einfach schmeckt. Die immer und immer wieder mit Verteidigern der Massentierhaltung gleichzusetzen und damit wissentlich zu diffamieren ist einfach unqualifiziert und damit kontraproduktiv.
"Du vermengst Ethik mit Machtpolitik."
T'schuldigung. Wie dumm von mir. Vielleicht fehlt mir auch nur eine Portion mehr an kaltschnäuziger Abgebrühtheit und eine stärkere fatalistische Grundhaltung, um Welt-Verstehern wie Dir oder zu Unrecht diffamierten Genießern wie Brennabor2013 ("dem ein gutes Stück Fleisch einfach nur schmeckt") diskursmäßig etwas entgegensetzen zu können.
Zu Deinem letzten Satz: Glaubst Du wirklich, nur "idealistische Blauäugigkeit" wie (z.B. die) meine, führe in den Abrund, während ein "weiter so" oder ignorantes, ohnmächtiges und abwartendes "Mal sehen was kommt" uns davor bewahren wird?
ja, das sollte er. es gibt nun mal zwei berühmte versuche, die mensch kennen muss.
der eine versuch heißt milgram-experiment. der andere ist der rattenversuch.
man nehme wenige erwachsene ratten und setze sie in einen geräumigen zwinger mit reichlich futter und trinken und spielzeug.
was da zu beobachten ist:
die wenigen ratten vermehren sich bei voller verpflegung zu vielen ratten, zu so vielen, dass die sich gegenseitig im weg stehen. sie werden erst nur aggressiv, dann kannibalisch und chaotisch. das heißt so wie ein wenig intelligentere wesen, die unter dem tatsächlich wissenschaftlichen namen homo sapiens den planeten plündern und dann auch die eigene art nach dem rattenbeispiel.
Deine Empörung in allen Ehren, aber sie zeigt auch, dass du genausowenig wie alle anderen eine Ahnung hast, wie die Biosphäre und wir mit ihr auf Grundlage der realexistenten Menschheit gerettet werden können, nicht auf Grundlagen all der wunderbar einsichtigen Menschen, die da verheißen oder vorgesehen sind, von welcher Ideologie auch immer.
Nebenbei, ich schrieb, idealistische Blauäugigkeit ist "noch" ein Weg in den Abgrund, nicht, dass es der einzige wäre.
Davon abgesehen, ich habe dir - abzüglich der satirischen Einlassungen - doch zwei Wege gezeigt: 1) geh in die Politik, strebe nach ultimativer Macht und beweise, dass das geht, ohne über dem Weg seine Ideale zu verlieren. 2) Werde Teil der obersten Wirtschaftselite und zerstöre das System von innen.
Also, mach was, und beweise, dass ich im Unrecht bin. Deine Empörung ist wohlfeil.
lieber lethe, hab mich mit soylent green nicht näher befasst.
seit es das wort herrschaft gibt, ist das schicksal der menschheit besiegelt. das ist schon ziemlich lange der fall.
"genauso wie alle anderen keine Ahnung"
Respekt. Das man Dir mit solchen Anwürfen gegen andere Community-Mitglieder eine gehörige Portion Arroganz unterstellen kann, scheint Dich nicht weiter zu tangieren.
Gibt es denn neben Dir noch andere/jemand anders, der "Ahnung hat", wie man (die) Verhältnisse zum Besseren ändern kann/könnte?
So ganz ohne eigene Verhaltensänderungen?
@h.yuren:
Wie verträgt sich denn das/Dein Rattenexperiment mit der Existens dieser Insel und der auf ihr lebenden Menschen:
Santa Cruz del Islote
Oder nimm Hongkong oder das Nildelta:
Beißen sich die überbevölkerten Menschen da (mehr als anderswo) tot?
>>Der Grund für die extrem hohe Bevölkerungsdichte ist die massive Moskitoplage auf den benachbarten Inseln, weshalb die dortigen Bewohner nach Santa Cruz del Islote zogen.<<
https://de.wikipedia.org/wiki/Santa_Cruz_del_Islote
Ein Sonderfall, mit nur 1200 Bewohnern, die aus einem konkreten Grund diese Insel vorziehen.
Über die Gewaltkriminalität in hochverdichteten Siedlungsräumen, die über dem regionalen Durchschnitt liegt, gibt es Informationen noch&nöcher. Ebenso über den hohen Konsum an teils legalen, von Psychiatern verschriebenen, teils illegalen Drogen. Ebenso über die hohe Psychotherapeutendichte in sehr grossen Städten.
Im Rattenversuch gab es keine Drogen und keine Psychotherapie, deswegen ist das nicht 1:1 vergleichbar.
Soylent Green war ist ein Science Fiction Film iirc aus den 70er Jahren. Handelt vom Direct Recycling menschlicher Körper: menschliche Leiche -> Hai -> Soylent Green, welch letzteres der Grundstoff für alle Nahrung war, die im Rahmen dieser Dystopie überhaupt hergestellt wurde, natürlich liebevoll garniert.
"Welternährer" schlagen vor, in grossen Tanks Algen zu züchten. Ob der Algenmampf liebevoll garniert werden soll ist nicht bekannt ;-)
"Informationen noch und nöcher"
Na dann mal raus damit.
Wie erklärt sich dann, daß in "hochverdichteten Siedlungsräumen" wie -auch bereits angeführt im Nildelta oder in Hongkkong-, oder aber in unserem schönen Deutschland mit (s)einer siebeneinhalbfachen höheren Bevölkerungsdichte als die USA es auf 10.000 EW gerechnet nur 1,4 Tote durch Mord und Totschlag gibt, dort jedoch fast viermal so viele?
Oder nimm Brasilien, welches in den Ballungsräumen ungefähr auf deutsche Verdichtungszahlen kommt (sonst jedoch weit darunter liegt), jedoch auf ca. 800! (achthundert) mal so viele Tote (allein) durch Schußwaffen.
Soll heißen: Sind Korrelationen zwischen sozialer Differenz und Gewalt nicht ausschlaggebender als die mit der Bevölkerungsdichte?
Santa Cruz del Islote ist kein Sonderfall, sondern Beleg für diese These.
gewöhn dich schon mal dran^^ Essen aus dem 3D-Drucker wird der Trend von morgen sein^^
>>…Oder nimm Brasilien, welches in den Ballungsräumen ungefähr auf deutsche Verdichtungszahlen kommt…<<
Ein Vergleich von Ballungsräumen mit dünner besiedelten Regionen oder von Ballungsräumen untereinander ist nur seriös, wenn in beiden Räumen gleiche Gesetze, Zugang zu Stressfolgenminderungen wie Therapien und Psychopharmaka* etc. herrschen. Deswegen ist z. B. Sao Paulo oder Mexiko D.F. nicht direkt mit z. B. Berlin vergleichbar. Es müssten viele Faktoren als Rahmenbedingung mit einbezogen werden.
>>Santa Cruz del Islote ist kein Sonderfall, sondern Beleg für diese These.<<
Wenn 1000 Leute sich auf einer bestimmten Insel versammeln, um den Mücken auf den umliegenden Inseln zu entgehen, dann kann das durchaus eine kleine, gutorganisierte Gemeinde ergeben. Das ist schon wegen der Überschaubarkeit der Kleingemeinde anzunehmen.
Man kann den von helder angeführten Rattenversuch auch mit Murmeltierkolonien agitatorisch widerlegen.
*12 000 000 000 Menschen mit Psychopharmaka auf standby zu schalten wäre in einer „freien Marktwirtschaft“ nicht machbar.
>>Essen aus dem 3D-Drucker wird der Trend von morgen sein<<
Den Algenpampf mit Spritzgussmaschinen in irgendeine gefällige Form zu bringen wird nur für eine Minderheit möglich sein. Für die Mehrheit dürfte dies an der Rohstoffbeschaffung scheiten.
Auch wenn Technikfreaks antworten werden: "Kein Problem, 3D-Drucker kommen natürlich auch aus dem 3D-Drucker". ;-D
perverse verhältnisse produzieren perverse filme.
Der Film ist nicht pervers, die Dystopie, die er beschreibt, ist es