Gutes tun als Unternehmensberater

Spenden Vom Freitag-Redakteur zum Consultant: Wie ich mit meinem neuen Beruf auf ungewöhnliche Art die Welt verbessern kann

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Vom Freitag-Redakteur zum Unternehmensberater – das ist ein ungewöhnlicher Weg und viele meiner Kolleg:innen und Freund:innen haben sicherlich nicht damit gerechnet. Auch ich selbst hätte das vor einigen Jahren noch für unmöglich gehalten. Nun habe ich das erste volle Kalenderjahr als Consultant hinter mir und möchte teilen, wie ich durch meine Tätigkeit die Welt versuche zu verbessern.

Der Beruf bietet mir die Möglichkeit, einen signifikanten Teil meines Gehalts an gemeinnützige Organisationen zu spenden – im vergangenen Jahr beispielsweise mehr als 20.000 US-Dollar (17.000 Euro). Dadurch können sich andere Menschen mit voller Hingabe dafür einsetzen, die Welt zu einem besseren Ort für uns alle zu machen. In diesem Text möchte ich zeigen, dass man als Unternehmensberater extrem viel Gutes bewirken kann – und so auch andere ermutigen, aktiv zu werden.

Vorweg: Mein Weg ist keinesfalls der einzige und auch nicht für jeden Menschen der beste, um Gutes zu bewirken. Ehrenamtliches Engagement oder die direkte Arbeit in gemeinnützigen Organisationen oder im politischen Bereich (inklusive Journalismus) sind extrem wertvoll. Auch ich beteilige mich in meiner Freizeit zum Beispiel an Aktionen gegen Atomwaffen. Doch vielen Non-Profit-Organisationen fehlt es auch oder vor allem an finanziellen Mitteln, um ihre Aktivitäten auszuweiten und noch mehr zu erreichen.

Wie viel ich spende

Daher spende ich schon seit vielen Jahren das Geld, das ich nicht für mich brauche (dazu zählt neben meinen aktuellen Ausgaben auch das Sparen für die Zukunft). Vor knapp vier Jahren habe ich dann eine öffentliche Selbstverpflichtung der Initiative „Giving What We Can“ unterzeichnet, mindestens ein Zehntel meines Einkommens an besonders effektive Organisationen zu spenden (während des Studiums ein Prozent). Durch meine Geburt in Deutschland bin ich in einer sehr privilegierten Situation und selbst wenn ich jetzt ein Zehntel meines Einkommens spende, gehöre ich immer noch zum reichsten einen Prozent der Welt.

Das Jahr 2020 war nicht leicht für mich und für viele von uns. Doch zumindest in Bezug auf meine Spenden war es so erfolgreich wie kein vorheriges. Durch meine Arbeit bei der Unternehmensberatung d-fine ist mein Gehalt deutlich höher als in der Vergangenheit und ich konnte letztes Jahr insgesamt mehr als 20.000 US-Dollar (17.000 Euro) spenden. Es gibt sogar einen Begriff für diese Strategie: earning to give.

Wohin ich spende

Das Geld ging vor allem an Organisationen, die sich für das Ende der Massentierhaltung einsetzen. Warum? Das heutige Tierleid ist gigantisch: Mehr als 70 Milliarden Tiere werden jedes Jahr getötet, fast alle leiden in der Massentierhaltung unter grausamen Bedingungen. Während sich viele Menschen um ihre Haustiere sorgen, bekommen Hühner, Schweine oder Fische kaum Aufmerksamkeit. Die industrielle Tierhaltung trägt außerdem erheblich zum Klimawandel bei und erhöht das Risiko zukünftiger Pandemien.

Welche Tierschutzorganisationen erreichen besonders viel mit zusätzlichen Spenden? Das versucht „Animal Charity Evaluators“ (ACE) herauszufinden. Diese unabhängige Evaluierungsinstitution analysiert jedes Jahr die Arbeit verschiedener Organisationen und erarbeitet Empfehlungen. An die laut ACE effektivsten Tierschutzorganisationen weltweit habe ich im vergangenen Jahr 10.000 US-Dollar gespendet. Ich denke, dass vor allem im Globalen Süden das Geld gebraucht wird.

Weitere 10.000 Dollar habe ich an das Good Food Institute gespendet. Dieses setzt sich ein für die Forschung und Entwicklung von kultiviertem Fleisch („Clean Meat“) sowie für pflanzliche Produkte. Nur durch leckere und kostengünstige Alternativen zum Tierfleisch wird sich das Konsumverhalten nachhaltig ändern lassen. Besonders freut mich, dass das Good Food Institute weltweit tätig ist.

Meine beiden Großspenden wurden durch die Aktion „DoubleUpDrive“ sogar noch verdoppelt. Dabei legen erfolgreiche Pokerspieler und andere Vielverdiener bei Spenden an besonders effektive Organisationen den gleichen Betrag oben drauf. Dank der Website effektiv-spenden.org kann ich meine Spenden auch in Deutschland von der Steuer abziehen, wodurch mir mehr Geld zum Spenden in diesem Jahr bleibt.

Neben den zwei Großspenden habe ich manch andere Organisationen noch mit kleineren Beträgen unterstützt. Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, eine größere Summe an die weltweite Arbeit der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen zu spenden, weil ich diese Massenvernichtungswaffen für eine unterschätzte Gefahr halte. Momentan suche ich nach Möglichkeiten, aus Deutschland steuerbefreit für diese Arbeit zu spenden.

Jetzt habe ich viel über mich geschrieben. Was kannst du tun? Ein paar Vorschläge:

1. Überlegen, wie du am meisten Gutes bewirkst. Dabei können die Prinzipien des Effektiven Altruismus helfen: Wo kannst du das Leben möglichst vieler Menschen oder anderer empfindungsfähiger Lebewesen verbessern? Welcher Bereich wird vernachlässigt?

2. Nach einer möglichst wirkungsvollen Organisation suchen und eine regelmäßige Spende aufsetzen.

3. Deine Spenden öffentlich machen, um andere zu inspirieren, zum Beispiel durch eine Selbstverpflichtung von „Giving What We Can“.

4. Dich in deiner Freizeit für einen guten Zweck ehrenamtlich engagieren.

5. Dich weiter informieren und mit Freund:innen reden.

6. Als Unternehmensberater:in: dem Effective Altruism Consulting Network beitreten.

Falls ich irgendwie helfen kann, kontaktiere mich gerne.

Felix Werdermann war von 2013 bis 2016 Politikredakteur beim Freitag. Nach seinem Mathematik-Studium ist er 2019 zur Unternehmensberatung d-fine gegangen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
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