Warum wird der Strom durch die Energiewende teurer?
Wer ein Windrad oder eine Solaranlage betreibt, kann seinen Strom an den örtlichen Netzbetreiber verkaufen. Es gibt dabei eine Abnahmepflicht und feste Preise pro Kilowattstunde. Der Strom wird dann an die großen Übertragungsnetzbetreiber weitergegeben und von ihnen an der Börse verkauft. Weil der Erlös dort meist geringer ist als die staatlich garantierte Vergütung für den Anlagenbetreiber, entsteht ein Fehlbetrag. Dieser wird auf alle Stromverbraucher in Deutschland umgelegt. 2014 muss zum Beispiel ein Dreipersonenhaushalt ungefähr 18 Euro im Monat zahlen. Die Großindustrie bekommt Rabatte.
Ist die Förderung von Ökostrom eine staatliche Subvention?
Nein. Der Staat fördert nicht direkt den Ausbau der erneuerbaren Energien. Er setzt aber die rechtlichen Rahmenbedingungen so, dass sich Bau und Betrieb von Ökostromanlagen rentieren. Der Ausbau wird von den Stromkunden finanziert und nicht von den Steuerzahlern. Der Preis für Elek-trizität entspricht dadurch immer mehr der tatsächlichen ökologischen Wahrheit. Zudem gibt es so Anreize, Strom zu sparen.
Ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz ein Erfolgsmodell?
In den ersten Jahren auf jeden Fall. Durch die garantierte feste Vergütung des Ökostroms ist das wirtschaftliche Risiko für den Bau einer Solar- oder Windkraftanlage vergleichsweise gering. Gerade für Privatpersonen ist das ein enormer Vorteil. Sie können so viel Geld verdienen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz war auch Vorbild für ähnliche Regelungen in dutzenden Ländern weltweit. Mit dem steigenden Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix stellt sich jedoch die Frage, ob das Gesetz noch zeitgemäß ist.
Können wir uns Strom irgendwann nicht mehr leisten?
Der Preis für Elektrizität ist in den vergangenen Jahren relativ gleichmäßig gestiegen. Das liegt aber nicht nur am Ausbau der erneuerbaren Energien, sondern hängt auch mit den steigenden Weltmarktpreisen für Kohle, Gas und Erdöl zusammen. Seit Anfang des Jahrtausends ist die Ökostromumlage um rund sechs Cent gestiegen, der Strompreis für Privathaushalte jedoch ungefähr um das Doppelte. Zudem müssen Privathaushalte eine höhere Umlage zahlen, weil immer mehr Großunternehmen von der Finanzierung weitgehend befreit werden. Es sieht derzeit nicht danach aus, als würde der Strom bald wieder billiger. Selbst der dafür zuständige SPD-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, der im Bundestagswahlkampf noch mit bezahlbaren Strompreisen geworben hat, will jetzt nichts mehr versprechen. Aus seiner Sicht ist das verständlich. Denn die Ökostrom-Umlage lässt sich gar nicht so leicht herunterschrauben. Schließlich wurde den Anlagenbetreibern eine feste Vergütung gesetzlich garantiert – und zwar für zwanzig Jahre. Dass daran nicht nachträglich gerüttelt werden darf, darüber sind sich alle Parteien einig. Wer die Umlage senken will, könnte jedoch zum Beispiel die Ausnahmen für die Industrie begrenzen oder sogar ganz abschaffen. Das würde die Privathaushalte spürbar entlasten.
Warum ist der Anteil von Kohlestrom trotz Ausbau der Windenergie gestiegen?
Derzeit ist der Ausstoß von Kohlendioxid sehr billig, weil der europäische Handel mit Emissionsrechten am Boden liegt. Für Kohlekraftwerke ist das eine gute Nachricht, denn dadurch ist es für sie billiger geworden, Strom zu produzieren, während die Betreiber der klimafreundlicheren Gaskraftwerke damit zu kämpfen haben. Der niedrige Preis für den CO2-Ausstoß lässt sich dadurch erklären, dass auf EU-Ebene zu viele Verschmutzungsrechte vergeben wurden. Damals hatte man die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise noch nicht in dem Umfang kommen sehen und war deshalb von einem wesentlich stärkeren Wirtschaftswachstum mit entsprechend größerem Kohlendioxidausstoß ausgegangen.
Brauchen wir mehr Gaskraftwerke für die Energiewende?
Im Gegensatz zur Kohleverstromung ist die Gasverbrennung deutlich umweltfreundlicher, es wird nur halb so viel Kohlendioxid ausgestoßen. Zudem passen Gaskraftwerke besser zu einer erneuerbaren Energieversorgung, weil sie schneller hoch- und runtergefahren werden können. Das ist wichtig für Situationen, in denen beispielsweise plötzlich kein Wind mehr weht. Es wird auch schon über einen sogenannten Kapazitätsmechanismus nachgedacht. Betreiber von Gaskraftwerken würden dann schon alleine dafür bezahlt, dass sie die Anlagen einsatzbereit halten – selbst wenn diese gar keinen Strom produzieren. Ob das für die Energiewende sinnvoll ist, liegt an der Ausgestaltung.
Wird Fracking verboten?
Diese Methode zur Gasförderung ist stark umstritten. Dabei werden Chemikalien in den Boden gepumpt, die möglicherweise das Wasser vergiften. Im Koalitionsvertrag heißt es dazu: „Den Einsatz umwelttoxischer Substanzen (...) lehnen wir ab.“ Ein ausdrückliches Fracking-Verbot oder ein Moratorium, wie von Bürgerinitiativen gefordert, fehlt jedoch. Jetzt soll erst mal weiter untersucht werden, wie gefährlich das Fracking ist.
Ist der Atomausstieg jetzt unumkehrbar geworden?
Nein. In den kommenden vier Jahren wird nur ein Reaktor abgeschaltet, acht bleiben am Netz. Spannend wird es in den Jahren 2021 und 2022. Eigentlich soll dann Schluss sein. Möglicherweise wird aber auch noch mal am Ausstieg gerüttelt.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, Sigmar Gabriel sei mit "seiner 'Strompreisbremse'" in den Bundestagswahlkampf gezogen. Diese Passage wurde geändert, weil der Begriff der "Strompreisbremse" vom damaligen CDU-Umweltminister Peter Altmaier geprägt wurde. Inhaltlich hat Gabriel aber das gleiche Ziel verfolgt.
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