Längst kämpft BP nicht mehr nur gegen das austretende Öl im Golf von Mexiko, sondern auch um sein Ansehen. Am deutlichsten tritt dieser Kampf im Internet zu Tage. So bezahlt die Ölfirma die Suchmaschine Google dafür, bei bestimmten Suchbegriffen Treffer zu BP-Seiten auszuwerfen. Wer etwa Wörter wie „oil spill“ in die weltgrößte Suchmaschine eintippt, bekommt einen Werbelink zu bp.com angezeigt. Vor einigen Jahren schon hat sich BP einen utopischen Namen gegeben: Beyond Petroleum, zu deutsch: „Jenseits vom Öl“. Nun versuchen Internetnutzer den Konzern und die Politik an das Ziel einer vom Öl unabhängigen Wirtschaft zu erinnern. Hier einige Beispiele:
Nachahmer-Logo
Auf dem Bilderportal Flickr haben Aktivisten fast 1.500 kritische Alternativen zum echten Firmenlogo eingestellt: eine BP-Blume, an der Öltropfen kleben, die Blume wird zerquetscht oder „ziert“ ölverschmutzte Tiere. Greenpeace hatte dazu aufgerufen, das Logo zu verändern – die drei besten Einsendungen sollen bald in der geplanten Kampagne gegen den Ölriesen zum Einsatz kommen. Doch schon jetzt haben die Umweltschützer von Greenpeace ein Ziel erreicht: Die Bilder kursieren im Netz – in Blogs, auf Webseiten und auf Facebook.
Bewegtbilder
Ein veränderter Werbespot, der auf Youtube eingestellt wurde, lehnt sich an ein offizielles Konzern-Video an. Der Unterschied: Die Protagonisten haben Öl an den Händen. Mehr als 200.000 Mal wurde der Spot bereits angesehen.
Webseiten
Die Seite ifitwasmyhome.com führt vor Augen, welche Ausmaße die Ölkatstrophe mittlerweile angenommen hat. Mit ihrer Hilfe lässt sich der Umriss des Ölteppichs auf die Kartenansicht eines jeden Orts der Welt übertragen. Ein Blick auf die Deutschlandkarte verrät, dass das Öl inzwischen beispielsweise von Düsseldorf bis Hamburg reichen würde.
Etwas abstrakter ist der Greenpeace-Live-Zähler, der anzeigt, welche Menge an Öl bereits im Meer gelandet ist: greenpeace.org/usa. Das Zahlenspiel erinnert an eine nicht stoppbare Tanksäule. Immerhin kann die Geschwindigkeit eingestellt werden – je nachdem, ob man BP, der US-Wetterbehörde oder externen Wissenschaftlern Glauben schenkt. Der Zähler lässt sich auch auf der eigenen Internetseite einbinden.
Mit Ironie arbeiten die Satiriker der Gruppe „BPGlobalPR“. Ihrem Feed twitter.com/bpglobalpr folgen inzwischen fast 170.000 Leute. Zwei Kostproben:
• „Fordern Sie von Ihren Abgeordneten NICHT, saubere Energie zu unterstützen. Ihre Stimmen zurückzukaufen wird eine Menge Geld kosten, die wir für die Aufräumarbeiten benötigen“.
• „Hat Ihnen jemand ein Foto von ölverschmutzten Tieren gezeigt und damit den Tag ruiniert? Denken Sie, es sei Pudding und vergessen Sie es!“
Die Aktivisten vertrauen auch auf die Macht des Geldes. Auf streetgiant.bigcartel.com verkaufen sie T-Shirts und spenden den Gewinn für die Reinigung der Küste. Das „Gulf Restoration Network“ ist nach eigenen Angaben so bisher um 10.000 US-Dollar reicher geworden.
Wutblocker
Für Menschen, die schon bei den Begriffen „BP“ oder „Deepwater Horizon“ in Rage geraten, gibt es jetzt Abhilfe. Zumindest, wenn sie den Browser Firefox verwenden. Wer das Öl-Leck-Zusatzprogramm herunterlädt und installiert, sieht statt der Hasswörter an den entsprechenden Stellen nur schwarz triefende Flecken auf dem Bildschirm.
Wer nicht nur zuschauen will, findet im Netz auch zahlreiche Möglichkeiten, seinen Unmut zu bekunden. Bei Facebook gibt es etwa eine Gruppe mit dem Namen: „Lasst die Verantwortlichen der Ölpest die Suppe mit dem Strohhalm schlürfen!“. In einer anderen Gruppe haben sich bereits mehr als 60.000 Menschen zusammengefunden. Sie alle wollen BP boykottieren.
Protest-Unterschriften
Die Klimaschutz-Initiative 350.org möchte eine Million Online- Unterschriften sammeln, damit US-Präsident Obama neue Ölbohrungen vor den Küsten verbietet. Greenpeace appelliert in selber Sache an den US-Kongress.
Von einer anderen Idee ist auf seizebp.org zu lesen. Das Vermögen des Ölkonzerns solle verpfändet werden, um die Schäden zu begleichen. Auch für diese Forderung kann online unterschrieben werden.
Weisheit der Massen
BP selbst fahndet im Internet nach den besten Ideen, wie das Ölleck gestopft werden könnte. Per Internetformular, Telefon oder Brief: Mehr als 30.000 Vorschläge seien bereits eingegangen. Nicht, dass die BP-Experten den ganzen Tag lang Vorschläge von Hobby-Ingenieuren überprüfen könnten. Aber mit dem Angebot wird der Eindruck erweckt, jeder könne mithelfen. Denn wenn wir uns alle für die Katastrophe verantwortlich fühlen – wer müsste dann noch BP zur Verantwortung ziehen?
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