Haben Sie schon Ihre eigene Todesanzeige gelesen? Fünf Journalisten aus dem Ruhrgebiet mussten diese Erfahrung nun machen. Auf den schwarz umrandeten Annoncen sind ihre Namen zu lesen, dazu Sprüche wie „Bald ist es Zeit zu gehen“, „Brenne Jude Brenne“ oder „Sein Tod wird für uns DEUTSCHE alle ein Freudentag sein“. Die Morddrohungen kommen offenbar von Dortmunder Neonazis und richten sich gegen Journalisten, die regelmäßig über die rechte Szene berichten, etwa für die Ruhr Nachrichten oder für das Blog Ruhrbarone. Ist das die Konsequenz aus dem Gerede über die angebliche Lügenpresse?
Die gefälschten Todesanzeigen wurden im Internet veröffentlicht, unter anderem auf einer Facebook-Seite mit dem Namen „Jagd eröffnet jetzt“. Inzwischen ist die Seite nicht mehr zu finden, vielleicht auch, weil die Polizei ermittelt. Die Verfasser könnten wegen Bedrohung, Beleidigung oder Volksverhetzung belangt werden. Fraglich ist aber, ob herausgefunden wird, wer für die Tat verantwortlich ist.
Anfeindungen mit Adresse
Felix Huesmann und Sebastian Weiermann, zwei der betroffenen Journalisten, haben trotzdem Strafanzeige gestellt. Huesmann erzählt, schon im Dezember sei er von Neonazis mehrmals persönlich angefeindet worden. Er habe dumme Sprüche zu hören bekommen, und die Rechten hätten die Straße genannt, in der er wohnt. Die Recherche war keine große Kunst: Huesmann arbeitet als freier Journalist, hat eine eigene Internetpräsenz, im Impressum steht seine private Adresse.
Die Neonazis wollten im vergangenen Jahr sogar schon vor der Privatwohnung eines anderen Journalisten demonstrieren, bis die Polizei das verboten hat. Und es gab bereits eine ähnliche Todesanzeige mit dem Namen eines Journalisten, damals allerdings ohne Aussagen, die auf die Zukunft gerichtet sind. Nun hat die Eskalation eine neue Stufe erreicht.
"Scheiß auf sie"
Die Journalisten lassen sich jedoch nicht einschüchtern – oder zeigen sie es bloß nicht nach außen? Die Reaktionen auf die Todesanzeigen sprechen dafür, dass sie weitermachen wie bisher. Huesmann hat kurz nach den Morddrohungen im VICE-Magazin einen Artikel veröffentlicht. Der Titel: Dortmunder Neonazis wollen mich tot sehen – scheiß auf sie. So schreibt keiner, der sich tatsächlich verängstigt fühlt.
Damit stellt sich die Frage, was die Verfasser der Anzeigen eigentlich bezwecken wollten. Haben sie geglaubt, eine kritische Berichterstattung verhindern zu können? Wollten sie mit dem Hass nur ihren Spaß haben? Oder war es eine Marketingaktion? In den Annoncen wird auf die Internetseite antisem.it verwiesen, einen rechten Onlineversand. Der Betreiber streitet zwar ab, die Anzeigen lanciert zu haben, aber finanziell dürfte sich die öffentliche Aufmerksamkeit für ihn auf jeden Fall gelohnt haben. Zahlreiche Medien haben über die Vorfälle berichtet, vom Neuen Deutschland bis zur Welt.
Solidarität unter Kollegen
Aber auch die betroffenen Journalisten könnten beruflich profitieren. Jetzt sind ihre Namen in den Redaktionen bekannt, und selbst in Berlin weiß man nun, dass die Dortmunder Neonazi-Szene ein Thema für die überregionalen Medien ist. Den Freiberuflern dürfte es dadurch leichterfallen, ihre Texte zu verkaufen. Huesmann hat zudem innerhalb von nur einem Tag 700 neue Follower bei Twitter bekommen, wie er sagt. „Ich hätte gern drauf verzichtet, aber jetzt nutze ich das natürlich.“
Einige ihm bislang unbekannte Journalisten haben ihm sogar per Mail Hilfe angeboten. Der Deutsche Journalisten-Verband hat die Morddrohungen verurteilt. Die Neonazis haben also etwas erreicht, was sie sicherlich nicht bezwecken wollten: Die „Lügenpresse“ rückt enger zusammen.
Kommentare 30
Rechtsextremisten verfolgen Journalisten in Deutschland seit Jahren, denken Sie mal an Nürnberg 2.0 oder fragen Sie bei z.B. Andrea Röpke oder Andreas Speit nach.
Ich finde es schräg, anhand eines Artikels darüber zu befinden, daß die aktuell mit Adressveröffentlichungen und Todesanzeigen bedrängten Journalisten keine Angst hätten, während rechtsextreme Drohungen ihre Karrieren befördern °_O
Erforderlich wäre in der Tat, daß freie und angestellte Journalisten untereinander Loyalität und Solidarität üben. Pressefreiheit wird aber oft für völlig selbstverständlich gehalten, was leicht zu fallen scheint, wenn man sie selbst genießt.
Der TON ist bereits aggressiv, die offensichtlich Bedrohten Journalisten kontern in der Sprache der Angreifer.
Mich beunruhigt das sehr , als Nicht-Springer-Journalist würde
ich keinen Schritt mehr alleine machen.
Das ist im Wortsinn gemeint : Nicht alleine GEHEN , erst recht nicht bei Dunkelheit !
Irgendwie schafft es Herr Werdermann stets, seine Themen zu banalisieren und zu entwerten. Spontan sehe ich ihn im Bad bei der Selbstbetrachtung im Spiegel.
Die Artikel und das Anliegen von Felix Huesmann haben diese Art von Trittbrettfahrerei weder nötig noch verdient.
Oder ist das absicht?! Man kann es auch so sehen das je mehr kritisch über rechte berichtet wird desto mehr zulauf bekommen diese bzw. halten mehr zusammen. Man sollte die "rechten" nicht für dumm halten und die wußten was passiert wenn sie das machen. Also war es vieleicht die absicht das diese journalisten dann weiter machen und so den rechten helfen.
absicht von wem ?
sie geben der freien presse die schuld am rechts-wachstum ? !
" für dumm " halten = gewaltbereitschaft unterschätzen ? ?
was "passiert" denn, wenn die " das machen " , also ihren JOB ?
freie presse ist natürlich ABSICHT , steht sogar im GG , was dagegen ?
" den rechten helfen " ? ?
DAS hier ist ein Meinungsforum , KEIN Tribunal für Leute, die was gegen die Pressefreiheit haben .
Bin ich der einzige, für den die Darlegungen von Felix Werdermann danach klingen, als sei die Bedrohung von Journalisten durch Rechtsradikale im besonderen Maße verwerflich, verglichen mit der Bedrohung, die von Rechtsradikalen auf andere Personengruppen ausgehen?
Ist das die Konsequenz aus dem Gerede über die angebliche Lügenpresse?
Ist die Bedrohung von Journalisten ein Beweis dafür, dass sie nichtmanipulativ arbeiten?
"was sie sicherlich nicht bezwecken wollten: Die „Lügenpresse“ rückt enger zusammen."
Das dürfte aus Sicht der ganz rechten Ecke vollkommen unerheblich sein.
Ich würde auch davor warnen wollen, das Wort "Lügenpresse" in ironischer Form für eine ganze Branche zu verwenden.
Die Tatsache, dass Leute sich angelogen, manipuliert und in den Dreck gezogen fühlen, sollte vielmehr Anlass zu Selbstkritik und Reflektion sein. Dass vielfach und (gefühlt) zunehmend selbst einfache journalistische Standards verletzt werden, große Teile der Medien von Transatlantikern unterwandert sind, politische "Kommentare" eine ausgewogene Berichterstattung ersetzen usw. ist kein Spaß, sondern eine ernsthafte Gefahr für die Demokratie und auch ausreichend belegt.
Ich sehe hier und da ein Rückbesinnen, ein Hinterfragen der eigenen Position. Es gibt sie noch, die guten und reifen Journalisten, die sich wenigstens bemühen und den Mut haben kritische Fragen zu stellen. Aber es sind zu wenige, meist in Randmedien zu Randzeiten gesendet...
Wieso wird eigentlich nicht mehr mit Pseudonymen gearbeitet?
War das nicht früher der Normalzustand in der Presse? Sollte es das online nicht auch und gerade sein? Oder verhindert das die erzwungene Selbstvermarktung in einer zunehmend prekarisierten Branche?
Herr Werdermann, aus erster Hand, warum veröffentlichen Sie unter Klarnamen? Und mit Bild? Es reicht einmal googeln und man hat ihre Anschrift. Wie kann man in solch einer Offenheit noch kritisch schreiben?
Auch wenn ich mir z.B. die Artikel eines S. Weiermann anschaue, dann prangt da nicht nur oben der Name, sondern sogar ein Bild von ihm, über jedem Artikel. Das Veröffentlichen der Anschrift auf "Todeslisten" ist damit gar nicht mehr nötig, die sollte nämlich im Zweifel bei der nächsten Telefonnummerndatenbank ohnehin zu finden sein und jedem durchgeknallten Verrückten ein schönes Ziel geben.
Der Shitstorm bei einem Fehlgriff ist damit ebenso vorhersehbar, wie gelegentliche Bedrohungen. Ich hoffe und glaube nicht, dass die Selbststilisierung zum Opfer mittlerweile Teil einer festen Medien-Karriereplanung ist?
Zeit für ein Umdenken!
Also ich habe nicht den Eindruck, die Bedrohung von Journalisten durch Neonazis würde durch Werdermann als eine besondere Qualität herausgestellt. Allerdings ist nicht zu bestreiten, dass Journalisten mit eindeutiger Positionierung - zumal unter ihrem Namen und ihrer Adresse - sich besonders aussetzen. Gesicht zeigen ist eben gefährlich. Jemand wie Huesmann nimmt eine aktive Rolle ein. Passiv wäre er, etwa aufgrund seines Äußeren, wohl weit weniger gefährdet als Menschen, die passiv schon aufgrund ihres Äußeren stark gefährdet sind.
Dame.Von.Welt hat Recht mit ihrer Kritik: Werdermann banalisiert das Problem, indem er die außergewöhnliche Courage von Leuten wie Huesmann geradezu als eine leichte Übung darstellt.
Also ich persönlich habe nicht so viel Angst, von Neonazis angefeindet zu werden, weil ich nicht so häufig darüber berichte. Aber wer das öfter tut, kann sich natürlich darüber Gedanken machen. Felix Huesmann hat sich ebenfalls für die Offenheit entschieden. Man braucht in Deutschland auch ein Impressum, was man aber natürlich auch mit einer anderen Adresse als der Wohnadresse machen kann (bei mir z.B. c/o der Freitag). Aber es ist halt kompliziert.
Und dann hat es halt auch Vorteile, unter Klarnamen zu schreiben. Leute können mich per Mail erreichen, wenn ich Leute treffe, wissen die vllt. schon, was ich geschrieben habe, etc. Für die Karriere ist es natürlich auch hilfreich... Und ich finde, das zeigt auch eine gewisse Verantwortung: Ich nehme in der Öffentlichkeit Verantwortung für das, was ich geschrieben habe.
Um nicht missverstanden zu werden: In manchen Fällen ist es durchaus sinnvoll, unter Pseudonym zu schreiben!
Danke für die Antwort.
"Und dann hat es halt auch Vorteile, unter Klarnamen zu schreiben. Leute können mich per Mail erreichen, wenn ich Leute treffe, wissen die vllt. schon, was ich geschrieben habe, etc."
Also Mails kann man auch auf Phantasienamen anmelden und auch ein Pseudonym kann man pflegen und zur Marke ausbauen. Aber es scheint schon so zu sein, wie ich vermute, die Selbstvermarktung wird dadurch einfacher.
"das zeigt auch eine gewisse Verantwortung: Ich nehme in der Öffentlichkeit Verantwortung für das, was ich geschrieben habe."
Eine seltsame Auffassung von Verantwortung. Bei ausreichend großer Lesermenge, ist es statistisch unvermeidbar jemandem auf die Füße zu treten. Und es sind zwangsläufig auch einige Gestörte darunter. Soll ein Medienmacher das dann immer im Privatleben ausbaden müssen? Ich finde nicht.
Auch weil es ihn bei der Wahrheitssuche und Formulierung hemmen würde, gerade gegenüber gewaltbereiten oder mächtigen Gruppen, und den Diskurs dadurch einengen.
Und die moralisch aufgeladenen Opfer-Selbststilisierungen beginnen mich zu nerven. Erinnern wir uns an die Videospielkritik einer Anita Sarkeesian und die Hysterie darum, dass einige pickelige jugendliche Nerds die nicht einfach ignoriert haben, sondern aggressiv verbal reagiert.
Voraussehbar. Billig. Nervig.
"Um nicht missverstanden zu werden: In manchen Fällen ist es durchaus sinnvoll, unter Pseudonym zu schreiben!"
Ja. Nicht nur das. Meines Wissens gab es früher sogar Alibi-Journalisten, die dann gegen Entgelt in den Bau gingen, falls sich z.B. die Staatsmacht angegriffen fühlte. Habe ich mal in einem Interview gelesen.
Kann sich heutzutage vermutlich keine Redaktion mehr leisten.
Ich halte deine Argumentation fuer nicht richtig lieber Lethe:
..."Huesmann arbeitet als freier Journalist, hat eine eigene Internetpräsenz, im Impressum steht seine private Adresse"...
Ich habe keine Internetpraesens, du auch nicht, demzufolge muss man sich ja nicht fuerchten. Das ist schon ganz anderer Tobak.
Gruss
die außergewöhnliche Courage von Leuten wie Huesmann
Ich will diese Courage nicht bestreiten, bin mir dessen aber auch nicht gänzlich sicher, da ich Huesmann nicht persönlich kenne. Mut kann auf viele Ursachen zurück gehen, darunter auch einige, die weniger auf Selbstüberwindung, dafür aber auf Phantasielosigkeit beruhen. Und mein Gläubigkeitskoeffizient in diesen Dingen ist schon seit langem auf Null eingepegelt^^
Vor allem aber würde ich gerne einmal eine Antwort von einem Journalisten erhalten, mit welchem Ethos es sich begründen lässt, die journalistische Tätigkeit nicht als Vermittlung von Tatsachen sondern als Vermittlung von Weltsicht, als an erwachsene Menschen gerichtete Erklärung der Welt aufzuziehen, neben der banalen Faktizität des Mächtigen. Ein bisschen kommt es mir so vor, als würde das Verhältnis zwischen Journalist und seinen Lesern ein bisschen wie das zwischen Mann und seiner Frau aufgefasst, er erklärt ihr die Welt, wenn die wieder mal nichts so versteht, wie sie es seiner Ansicht nach müsste^^
°Und die moralisch aufgeladenen Opfer-Selbststilisierungen beginnen mich zu nerven. Erinnern wir uns an die Videospielkritik einer Anita Sarkeesian und die Hysterie darum, dass einige pickelige jugendliche Nerds die nicht einfach ignoriert haben, sondern aggressiv verbal reagiert. Voraussehbar. Billig. Nervig.°
°Hysterie° ist ein reichlich verschlissenes Etikett, um die Veröffentlichung von Vergewaltigungs-, Todes- und Anschlagsdrohungen gegen eine Bloggerin zu beschreiben.
Anita Sarkeesian: "Ich bin sicherlich nicht die erste Frau, die solche Art von Belästigungen erleidet; und traurigerweise werde ich nicht die letzte sein. Ich wiederhole jedoch immer wieder, dass dies keine triviale Angelegenheit ist. Man kann es nicht beiseite fegen mit Worten wie […] ‚Trolle sind eben Trolle‘ oder ,das ist im Internet zu erwarten.‘ Vielmehr handelt es sich um ernste Gewaltandrohungen, Belästigungen und Beleidigungen auf vielen Online-Plattformen, die das Ziel haben, einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen."
War ja klar, dass sowas jetzt kommen musste.
Wer in Klarnamen kritische Gedanken im Internet oder einem anderen Massenmedium äußert, ganz egal zu was, ganz egal ob Mann oder Frau, der muss mit Shitstorm rechnen und ggf. auch mit Morddrohungen.
Das rechtfertigt diese nicht, aber dennoch kann man wenigstens versuchen sie zu antizipieren und mit Anonymität zu vermeiden und erschweren, nicht?
Gut für einen selbst, entschärfend für die politische Debatte. Tut man das nicht, bezeichne ich es künfitg als moralisierende Hysterie zur Selbstvermarktung oder auch mediale Naivität...
Sie haben ja nix verstanden! Und lassen sie mir meine meinung bitte. Danke
Welche position beziehend en die medien und journalisten sollte man mal fragen. Es wird immer so geatn oder gedacht das diese immer nur neutral berichten ABER dem ist ja nicht so.
Ich meine das wir eine gesellschaft haben wo 75% wähler sich einig sind und ihr ding machen. Und zu "denen" gehören auch entsprechend die medien und journalisten. Und "lügen" tuen die schon. Die stellen ihr ding natürlich immer in ein günstiges licht. Das beste beispiel ist das mit den steuer SÜNDERN. Ich wette zu 99% darauf das diese medien (unternehmen) und journalisten verständnis für diese sünder haben. Denn diese sind ja selber von der steuerpolitik betroffen und oder hinterziehen selber steuern. Da wird dann aus einem kriminellen in den medien ein sünder.
nun, natürlich kann ich mich in ihm und seinem Mut täuschen^^ andererseits sollte man sich bei Arbeiten unter Haien vorher darüber klar sein, was man sich zumuten kann^^
"Vor allem aber würde ich gerne einmal eine Antwort von einem Journalisten erhalten, mit welchem Ethos es sich begründen lässt, die journalistische Tätigkeit nicht als Vermittlung von Tatsachen sondern als Vermittlung von Weltsicht (...)"
Naja, da muss man sicher differenzieren. Das Berufsbild Journalist mag sicher in erster Linie dem Bemühen um Objektivität und Faktentreue verpflichtet sein. Inwiefern dem die Lohnschreiber nachkommen oder nachkommen können (ist ja ein großes Thema zur Zeit), sei zunächst mal dahingestellt. Aber auch große Zeitungen etwa haben ja Meinungskolumnen.
Man kann vielleicht darüber streiten, inwieweit ein Huesmann mit seinem eigenen Internetauftritt noch als Journalist agiert oder nicht schon eher als politischer Aktivist. Klar ist ja, dass die Vielzahl kleiner politischer Blogs im Gegensatz zu den großen Medienhäusern schon "von Natur aus" eine deutlicher eingegrenzte Grundlinie, Positionierung und auch Zielgruppe haben. Sie entstehen ja gerade dazu, bestimmte Leute, auch Nischen, anzusprechen wie auch hinzuzugewinnen. Indem sie mit häufig nur einem Autor - seltener zwei oder mehr - bestimmte Lücken, welche die großen Medienhäuser zurücklassen, füllen sowie auch special interests bedienen, ist eine, häufig sehr starke, Parteilichkeit und bestimmte Weltsicht geradezu vorprogrammiert. Das kann ganz bewusst so gewollt aber auch eine Unausweichlichkeit sein.
Die Frage wäre nun, ob man sich bei Leuten wie Huesmann daran festbeißt, dass sie - durch sich selbst wie durch Außenstehende - als Journalisten bezeichnet werden. Das heißt: Würde es an der hier durch Werdermann angerissenen Problematik grundlegend so viel ändern, wenn man sie, abgrenzend, als Aktivisten bezeichnen würde? Am Ende ist es ja auch relativ unerheblich, ob, wie Werdermann es tut, ein Huesmann unter das zu subsumieren wäre, was Rechte, Pegiden und Nazis als "Lügenpresse" beschimpfen.
Sie haben nicht verstanden, warum ich Ihre Wortwahl °Hysterie° als Etikettierung einer bedrohten Bloggerin für reichlich verschlissen halte.
Die Zeiten, zu denen Zeitungen Artikel unter Synonymen veröffentlichten, waren die mit Festanstellung, auskömmlicher Bezahlung, Rechtsbeistand und anderer Unterstützung angesichts von Drohungen gegen Journalisten, ist lang her, s. z.B. Sachsensumpf.
Ich bin aber sicher, die meisten Journalisten und Blogger sind auch ohne Ihre Ratschläge und Befunde mündig genug, selbst die Entscheidung über Synonym oder Klarnamen zu treffen.
Ja, natürlich gibt es Lügenpresse und natürlich gibt es sowas wie einen Korpsgeist. Da fühlen sich auch die angesprochen, die eigentlich mehrheitlich sachlich berichten.
Das ist ärgerlich, insbesondere wenn die Unsachlichen dann versuchen die Kritik an den Medien wahlweise in eine rechte oder anderswie ideologisch gefärbte ("Putinfreunde" usw.) Ecke zu schieben. Und andere Journalisten diese Verunsachlichung aufgreifen.
Werdermann macht das ja auch, vermutlich unbewusst. Er benutzt "Lügenpresse" so, als ob es ein originär rechtsradikales Wort wäre, welches nichts mit der Realität zu tun hätte. Und jede Wette, er macht das erst seit Pegida so, welche er unterbewusst sicher auch automatisch als "rechtsradikal" eingestuft hat (was sie m.E. nie mehrheitlich waren).
"Sie haben nicht verstanden, warum ich Ihre Wortwahl °Hysterie° als Etikettierung einer bedrohten Bloggerin für reichlich verschlissen halte."
Doch habe ich, es interessiert mich aber nicht, weil am Thema vorbei.
"Die Zeiten, zu denen Zeitungen Artikel unter Synonymen veröffentlichten, waren die mit Festanstellung, auskömmlicher Bezahlung, Rechtsbeistand und anderer Unterstützung angesichts von Drohungen gegen Journalisten, ist lang her, s. z.B. Sachsensumpf."
Ja, das vermute ich auch und es ist bedauerlich. Kein Beruf mehr, den ich freiwillig ausüben würde.
"Ich bin aber sicher, die meisten Journalisten und Blogger sind auch ohne Ihre Ratschläge und Befunde mündig genug, selbst die Entscheidung über Synonym oder Klarnamen zu treffen."
Um dann rumzujammern, wenn sie bedroht werden?
Die können machen was sie wollen, aber von mir erhalten die dann kein Mitleid, egal wieviele aufgeregte Twitter-Hashtags und moralisierende Empörung durchs Web wabert. Wer sich vor die Straßenbahn wirft, muss nicht jammern, wenn die nicht rechtzeitig anhält...
Und gerade im feministischen Bereich ist die Selbststilisierung als Opfer ein Aufmerksamkeitsmagnet und passt genau ins Argumentationsschema: böse, gewalttätige, primitive Männer wollen mir armer Frau ans Leder, weil ich unhaltbare Zustände kritisiere *kreisch*. Da ist dann fast schon uninteressant welches Thema kritisiert wurde und ob das sachlich geschehen ist.
Auf derartigen Blödsinn lasse ich mich nicht ein.
..."Man kann vielleicht darüber streiten, inwieweit ein Huesmann mit seinem eigenen Internetauftritt noch als Journalist agiert oder nicht schon eher als politischer Aktivist"...
Naju, vielleicht muss man sich heute als "Freier" überall feilbieten, am besten im Netz, so wird der Wirkungsgrad höher um evtl. seine Miete zahlen zu können, also nicht ganz so politisch, eher "Zwänge".
Ansonsten 5 *****
Gruss
Jajaja, von Ihnen verlangt ja auch niemand, daß Sie an Pressefreiheit oder auch an unverschlissener Wahl Ihrer Etiketten für bedrohte Frauen interessiert sind.
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Weil sie gestern erschienen ist und hier gut ins Thema passt, die Rangliste der Pressefreiheit und die Nahaufnahme Deutschland der Reporter ohne Grenzen.
Jajaja, komm nur wieder mit deinen personalisierenden Beleidigungen, deinen Stil kenne ich längst. Abgehakt. Schönes Wochenende und vollen Einsatz für "bedrohte" Bloggerinnen die blöde genug sind unter Klarnamen aufzutreten!
Da weiß ich besseres mit meiner Zeit anzufangen...
Interessant, was ich alles so unbewusst tun soll.
Zur Herkunft des Worts "Lügenpresse": https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/zum-aufstand-gegen-die-luegenpresse-eine-begriffsklaerung
Ich habe bei Pegida meist von einer islamfeindlichen, rechten Bewegung gesprochen.
Naja, aber 'politischer Aktivist' und 'Geldverdienen' kommt einem normalerweise auch nicht in einem Zuge über die Lippen, oder?
Gruß
..."'politischer Aktivist' und 'Geldverdienen' kommt einem normalerweise auch nicht in einem Zuge über die Lippen, oder?"...
Da haben Sie, lieber Miauxx, noch nicht den Grundgedanken von "Politik" verstanden, in die Politik des 20. und 21. Jahrhunderts gehst du, wenn du grosses Geld verdienen willst und nichts Erben kannst bzw. nicht mit dem Vermögen deiner Vorfahren spielen kannst. In sozialistischen Systemen (Kuba, Russland, DDR) kannst du in der Politik zwar kein Geld verdienen, aber Macht, in sofern ist da ein Lügenmarker ausgelassen, da man in kapitalistischen Systemen nur mit Geld Macht ausüben kann.
Gruss
Schon recht. Aber ich sprach ja von politischen Aktivisten, und nicht von Leuten, die "in die Politik des 20. und 21. Jahrhunderts gehen".
Btw.: In den sozialistischen Systemen gab es ja die abwertende Bezeichnung "Karrierist". Genug Kohle hat man als Kader im Osten schon auch gemacht (und hat auch mehr dafür bekommen, als der einfache Mensch; besonders in der SU). "Karrierist" wurde der geheißen, der es nur deswegen - und nicht der Sache wegen - gemacht hat. Wer nun wirklich wer war, wusste freilich keiner genau. :-)