Ist die Energiewende jetzt am Ende? Der Windpark-Entwickler Prokon hatte doch versprochen: Alle Bürger können bei der Revolution von unten mitmachen, Genussrechte des Unternehmens kaufen und die erneuerbaren Energien dezentral ausbauen. Anders gesagt: Gutes tun und Geld verdienen. Nun aber steht Prokon vor der Insolvenz, tausenden Kleinanlegern drohen Verluste. Aber das ist kein Grund, zu resignieren. Im Gegenteil. Jetzt könnte endlich eine Diskussion entstehen zur Frage: Wie lässt sich die Welt mit Geld ein Stück grüner machen?
Es ist verrückt: Jeder Haushalt mit umweltbewusst denkenden Menschen bezieht inzwischen Ökostrom, die Umweltverbände fahren riesige Kampagnen und werben für den Anbieterwechsel. Aber sobald es ums Geld geht, scheint Ökologie keine Rolle mehr zu spielen. Ein Konto bei einer Bank, die ihr Geld an AKW-Erbauer verleiht? Die meisten Kunden machen sich darüber gar keine Gedanken.
Umwelt-NGO empfiehlt vier Banken
Dabei mangelt es nicht an Möglichkeiten, das eigene Geld „grün“ anzulegen. Wer sich für Prokon entscheidet, sollte sich klarmachen: Das Geschäft ist riskant. Die Stiftung Warentest warnt seit Langem, der Bundesverband Erneuerbare Energie spricht von einem „absoluten Einzelfall“. Die meisten Energiegenossenschaften und Bürgerwindparks versprechen eine weitaus niedrigere Rendite, was in der Regel aber auch auf ein geringeres Risiko hinweist.
Wer ganz sicher gehen will, bringt sein Geld zu einer grünen Bank. Die Umweltorganisation Urgewald nimmt die konventionellen deutschen Geldhäuser regelmäßig unter die Lupe – mit ernüchterndem Ergebnis: Kredite für Atomreaktoren, Kohlekraftwerke, Rüstungsfirmen, auch Sparkassen und Volksbanken sind da mit dabei. Aber es gibt Alternativen, namentlich empfiehlt Urgewald GLS Bank, EthikBank, UmweltBank und Triodos Bank. Wer auf ein Konto bei einer Bank vor Ort nicht verzichten will, kann auch nur Festgeld woanders anlegen.
Lässt sich damit die Welt wirklich verbessern? Schließlich können sich die Kohlekonzerne dieser Welt ihr Geld bei anderen Investoren holen. Prinzipiell ist der Einwand richtig, aber jeder wegfallende Geldgeber macht die Suche nach einem Kredit zumindest ein kleines bisschen schwieriger, lässt die Zinsen steigen. Das allerdings ruft mehr potentielle Geldgeber auf den Plan. Eine politische Wirkung hat der Kredit also nur, wenn ich bereit bin, niedrigere Renditen zu akzeptieren. Wäre diese Einsicht weiter verbreitet, hätten großspurige Rendite-Versprecher wie Prokon von Anfang an keine Chance.
Kommentare 11
lieber felix,
wenn leute bei mir am zaun oder an der tür nachfragen, was es mit meinen kraftwerken auf sich hat, fehlt die frage nach den kosten natürlich nie. das sind normale leute, die ihr geld gern im urlaub ausgeben, möglichst dreimal im jahr. die haben keine ahnung von der technik, möchten aber auch gern dabei sein, wenn es strom umsonst gibt.
nachbarn haben ihre pv-anlagen für 13000 € aufs dach setzen lassen. in serie. jüngere leute, so um die 40. löblich.
den pc oder das auto etc. kann ich nicht selbst bauen. aber strom aus sonne und wind holen klappt nach dem baukastenprinzip. die bauteile muss ich auch kaufen, aber den aufbau und die wartung bzw. den um- und ausbau möchte ich selbst erledigen.
das ist ein interessantes spielzeug. auch ein interessantes experiment. da gehts um die sache, nicht ums geld.
wer aber den stromanbieter nicht hinterfragt und dann wechselt, wer seine bank nicht ebenso kritisch beäugt und dann ebenfalls wechselt, ist so gedankenlos wie die meisten wähler bei der wahl. nix bei gedacht. das ist ein häufig gebrauchtes wort zur entschuldigung hierzulande. meist nix bei gedacht.
grüße, h.
Die Lethargie der Menschen ist übrigens die gefährlichste Krankheit der Welt, dagegen sind die Opferzahlen durch Malaria oder das Programm von Sat1 gar nichts.
Die Grundidee von Prokon war übrigens gar nicht so doof, nur darf man so etwas (aus Sicht der Anleger) nicht mit Genussrechten machen, auch wenn die 6-8% Rendite klingen wie ein Hosianna.
Sehr gut! Und als nächsten Schritt schauen wir uns dann an, wie das Geld verdient wird. Das ist scheintbar ein noch heißeres Eisen als die Frage, wie man es ausgibt.
>>…auch wenn die 6-8% Rendite klingen wie ein Hosianna.<<
Das ist immer noch die Hauptsache: Geld muss Geld bringen und mehr Geld muss noch mehr Geld bringen. Nur soll es bitteschön ein bisserl „grün“ aussehen.
>>Und als nächsten Schritt schauen wir uns dann an, wie das Geld verdient wird. Das ist scheinbar ein noch heißeres Eisen als die Frage, wie man es ausgibt.<<
Das ist es.
Auch dass Leute, die überhaupt noch Geld zum "Anlegen" übrig haben, eine schrumpfende Minderheit sind ist im „Grünkapitalismus“ kein Thema.
Ich habe den Eindruck, dass diese Minderheit sich zunehmend in ihre kleine Welt einpuppt, wo sie sich als „neue Elite“ halluzinieren kann, die mit ihrem bisschen Überschussgeld die Welt steuert.
Die Gier ist historisch die einzige Konstante, die Menschen auf allen Kontinenten, in allen Hautfarben und Sprachen miteinander verbindet. Traurig, aber leider wahr.
Wir wollten vor Jahren einem Dorf eine Windkaftanlage schenken, dies unter der Bedingung, dass die Erlöse unter den Dorfbewohnern zu gleichen Teilen ausgezahlt werden, quasi als bedingungsloses Grundeinkommen. Sie machen sich keine Vorstellung, was da abging. Menschen sind zu nachhaltigem und bewusstem Leben unfähig.
„Menschen sind zu nachhaltigem und bewusstem Leben unfähig.“
Menschen schon, aber die Menschheit nicht. Es gelingt nur einigen wenigen, mit Hilfe ihrer privaten Bank, die auch noch vom Imperium dazu legitimiert wurde, Geld aus dem nichts zu zaubern. Dies funktioniert nun schon seit Jahrhunderten und verfestigt sich immer mehr.
Solange die Menschheit diesen Zauberern aus der Hexenküche vertraut und daran glaubt, dass ihre wertlosen Papierscheine Gold wären, nimmt dieses Spiel mit ihrer Dämlichkeit kein Ende.
Den Hexen und ihren Zauberlehrlingen kann dies nur recht sein. Sie lachen sich ins Fäustchen, reiben sich die Hände und tanzen wie im Märchen unser Rumpelstilzchen mit den Worten ums Feuer:
"Heute back ich, morgen brau ich,
übermorgen hol ich der Königin ihr Kind;
ach, wie gut, dass niemand weiß,
dass ich Rumpelstilzchen heiß!"
Der Antwort auf die Frage: „Rette ich die Welt oder mein Geld?“ geht der Autor geflissentlich aus dem Weg. Das Problem, welches dahinter steckt, scheint er noch nicht einmal zu erkennen.
Aber gerade das wollen die „Moneymaker“. Könnten die Politiker dieses Rätsel lösen, zerreißen sich die Hexen wie im Märchen das Rumpelstilzchen vor Wut selbst mit den Worten:
„Das hat dir der Teufel gesagt!“
Ja. Ich korrigiere mich, es muss "Menschheit" heißen, denn einzelne Menschen können das schon.
Das Dorf lag übrigens nicht in Europa, die Menschen dort kannten keinen Neoliberalismus, trotzdem funktioniert es exakt so. Der Vergleich mit dem Teufel, zumindest dann, wenn man damit das Negative in uns meint, dürfte wohl passen. Menschen, nicht alle, besitzen da so etwas wie einen Trigger, so scheint es wenigstens, und Politiker wissen, wie man den benutzt.
Die Frage, ob Ökonomie und Ökologie langfristig überhaupt zusammenpassen, sprich Geldmachen (und damit das Kapital ständig erweitern) ohne die Umwelt zu zerstören, ist aktuell Teil wertkritischer Debatten, die diesbezüglich sehr aufschlußreich und eindeutig sind:
http://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=autoren&index=3&posnr=522&backtext1=text1.php
und hier:
http://www.konicz.info/?p=1672
Das spricht zwar nicht unmittelbar dagegen umweltfreundliche Technologien zu erfinden und zu bauen, ganz im Gegenteil, sie sprechen aber gegen die Steuerung auf der abstrakten Wertebene, eben durch Geld, weil die ökonomischen Gesetze auch durch die im Ausgangsartikel benannten Banken nicht aufgehoben werden (können). Wie auch?
Das ist ein schwieriges Thema. Zu lösen wahrscheinlich bei der Ursache: Dem Stromverbraucher. Wenn weniger nachgefragt wird, muss auch nicht so viel hergestellt werden - dann gibt es auch weniger Diskrepanz zwischen Ökonomie und Ökologie. Oder?
Gut erkannt,
Berg-Freund - allerdings nicht nur in Bezug auf den Stromverbraucher, sondern ganz allgemein auf den Verbraucher!
Insofern muss mann die Ausführungen von Thmoasz Konicz als absurd bezeichnen, denn die Frage ist nicht, ob es einen "grünen Kapitalismus" geben kann, sondern ob die Menschheit in der Lage ist, der Umwelt einen angemessenen Stellenwert einzuräumen - und zwar vollig unabhängig vom Wirtschaftssystem.
Allerdings ist unbestritten, dass der demokratische Kapitalismus die effizienteste Umsetzung auch ökologischer Ansprüche Garantie. Wer zu sozialistischen Zeiten einmal im Winter durch Prag gegangen ist, der konnte ein Lied davon singen, sofern er nach einem Hustenanfall wieder atmen konnte. Wer zu DDR-Zeiten einmal in der Elbe gebadet hatte, ebenfalls, aber erst, nachdem er sich vom allergischen Schock erholt hatte.
Energieerzeuger befriedigen ebenso wie Automobihersteller eine Nachfrage, sie erzeugen eine solche nur rudimentär, z.B. durch Werbung o.ä. Alle Unternehmen hängen demnach am Tropf der Verbraucher, insofern kann jeder Mensch etwas tun, völlig unabhängig vom Namen der jeweilige Hausbank.
Herr Taylor, warum wollten Sie dem Dorf eine WEA Schenkungen? Dass das nicht gut gehen kann, hätte ich Innen gleich sagen könnten! Wenn Menschen etwss umsonst bekommen (also ohne adäquate Gegenleistung) sinkt die Wertschätzung dafür gegen Null. Gleichzeitig möchten sie noch mehr davon und dazu einen größeren Teil als der Nachbar. Das ist nur allzu menschlich und wissenschaftlich gut untermauert (Evolutionstheorie ff).
Jeder Mensch muss also für sich selbst entscheiden, welche Prioritäten er in seinem Leben setzt. Die Automobilindustrie z.B. interessiert mich herzlich wenig: Ich fahre Fahrrad und dabei bleibt es auch.
Also: Die Macht der Unterlagen ist g3nauso beschränkt wie die Macht der Banken. Nur wenn sie genau das machen, was wir wollen, haben sie eine Chance! Dass wir aber nicht immer das machen, was der einzelne gerne möchte, ist der Preis, den wir für unsere Freiheit bezahlen müssen.