Rette ich die Welt oder mein Geld?

Grüne Anlagen Alle beziehen Ökostrom, aber beim Geld spielt die Ökologie keine Rolle mehr. Dabei gibt es Alternativen zu den großen Banken, die Kredite an Atom- und Kohlekonzerne geben
Ausgabe 03/2014

Ist die Energiewende jetzt am Ende? Der Windpark-Entwickler Prokon hatte doch versprochen: Alle Bürger können bei der Revolution von unten mitmachen, Genussrechte des Unternehmens kaufen und die erneuerbaren Energien dezentral ausbauen. Anders gesagt: Gutes tun und Geld verdienen. Nun aber steht Prokon vor der Insolvenz, tausenden Kleinanlegern drohen Verluste. Aber das ist kein Grund, zu resignieren. Im Gegenteil. Jetzt könnte endlich eine Diskussion entstehen zur Frage: Wie lässt sich die Welt mit Geld ein Stück grüner machen?

Es ist verrückt: Jeder Haushalt mit umweltbewusst denkenden Menschen bezieht inzwischen Ökostrom, die Umweltverbände fahren riesige Kampagnen und werben für den Anbieterwechsel. Aber sobald es ums Geld geht, scheint Ökologie keine Rolle mehr zu spielen. Ein Konto bei einer Bank, die ihr Geld an AKW-Erbauer verleiht? Die meisten Kunden machen sich darüber gar keine Gedanken.

Umwelt-NGO empfiehlt vier Banken

Dabei mangelt es nicht an Möglichkeiten, das eigene Geld „grün“ anzulegen. Wer sich für Prokon entscheidet, sollte sich klarmachen: Das Geschäft ist riskant. Die Stiftung Warentest warnt seit Langem, der Bundesverband Erneuerbare Energie spricht von einem „absoluten Einzelfall“. Die meisten Energiegenossenschaften und Bürgerwindparks versprechen eine weitaus niedrigere Rendite, was in der Regel aber auch auf ein geringeres Risiko hinweist.

Wer ganz sicher gehen will, bringt sein Geld zu einer grünen Bank. Die Umweltorganisation Urgewald nimmt die konventionellen deutschen Geldhäuser regelmäßig unter die Lupe – mit ernüchterndem Ergebnis: Kredite für Atomreaktoren, Kohlekraftwerke, Rüstungsfirmen, auch Sparkassen und Volksbanken sind da mit dabei. Aber es gibt Alternativen, namentlich empfiehlt Urgewald GLS Bank, EthikBank, UmweltBank und Triodos Bank. Wer auf ein Konto bei einer Bank vor Ort nicht verzichten will, kann auch nur Festgeld woanders anlegen.

Lässt sich damit die Welt wirklich verbessern? Schließlich können sich die Kohlekonzerne dieser Welt ihr Geld bei anderen Investoren holen. Prinzipiell ist der Einwand richtig, aber jeder wegfallende Geldgeber macht die Suche nach einem Kredit zumindest ein kleines bisschen schwieriger, lässt die Zinsen steigen. Das allerdings ruft mehr potentielle Geldgeber auf den Plan. Eine politische Wirkung hat der Kredit also nur, wenn ich bereit bin, niedrigere Renditen zu akzeptieren. Wäre diese Einsicht weiter verbreitet, hätten großspurige Rendite-Versprecher wie Prokon von Anfang an keine Chance.

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