Der Soldatenberuf war noch nie besonders begehrt, seit der Abschaffung der Wehrpflicht haben die Armeen noch größere Probleme, geeigneten Nachwuchs zu finden. Kaum jemand kommt noch wegen des Solds.
In Schweden hat das Militär daher eine neue Kampagne gestartet, in der um Homosexuelle geworben wird. Auf einem Poster ist eine Soldatin in Tarnuniform zu sehen, nur die Regenbogenfahne am Arm sticht hervor. Dazu ist der Slogan zu lesen: „Manche Sachen solltest du nicht verstecken müssen.“ Darunter wird ausgeführt: „Im Militär behandeln wir jeden mit Respekt und betrachten Vielfalt als Bereicherung.“ Seit 40 Jahren dürfen Lesben und Schwule in der schwedischen Armee dienen – das soll gefeiert werden.
Die Soldaten haben aber nicht nur mit Vorurteilen von Konservativen zu kämpfen, sondern auch mit linken Kritikern. Vor fünf Jahren nahmen einige Soldaten an der Pride Parade in Stockholm teil und demonstrierten für ihre Rechte. Friedensaktivisten liefen hinter ihnen her und hielten Schilder hoch: „Ich kann genauso gut Leute töten wie ein Hetero-Soldat“ oder „Ich verteidige meine eigenen Menschenrechte, während mein Job die der anderen verletzt.“
Vorteile für Veganer
Warum brauchen die Armeen überhaupt Werbekampagnen für den Soldatenberuf? Die konservativen Vorurteile sind bekannt: Für Familie ist in der Armee kein Platz, es müssen harte Kerle sein. Schwule sind irgendwie komisch und verweichlicht, sollen die Hetero-Soldaten mit denen auch noch gemeinsam duschen und in einem Zimmer schlafen? Und Veganer gelten sowieso als Öko-Spinner.
Die israelische Armee wagt sich nun als erste an die Veganer heran. Auf Facebook preist sie die Vorteile, die sie ihren Soldaten bietet: Sie können Stiefel ohne Leder bekommen, eine Mütze ohne Wolle, jeden Mittag ein veganes Hauptmenü und außerdem Geld für Frühstück und Abendessen. Dazu erklärt sie: „Vegan zu werden ist eine persönliche Entscheidung – diese Entscheidung zu respektieren ist unsere Verpflichtung.“
Auch der Bundeswehr mangelt es an Freiwilligen – sie soll, auf Wunsch der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, familienfreundlicher werden. Mehr Kinderbetreuung in der Kaserne. Aber dieses Gerede von Teilzeitvätern beim Militär trägt auch absurde Züge. Kann man eine Institution, deren Ziel darin besteht, Menschen umzubringen, ernsthaft als familienfreundlich bezeichnen?
Muss man das gut finden?
Die Initiativen aus Deutschland, Schweden und Israel zeigen deutlich – die Armee muss nachholen in Sachen respektvoller Umgang. Und sicherlich sind die Initiativen für Eltern, Homosexuelle und Veganer beim Militär ein Fortschritt. Aber es stellt sich für Linke die Frage – ähnlich wie bei der Frauenförderung: Muss man die neue Offenheit des Militärs jetzt gut finden? Soldaten dürfen sich um ihre Kinder kümmern, dürfen ihre Sexualität ausleben, dürfen auf die Ausbeutung von Tieren verzichten. Gleichzeitig werden damit jedoch Leute zum Militär gelockt, die sonst womöglich nie auf die Idee gekommen wären, als Soldaten zu dienen. Nun stünden der Armee mehr Personen zur Verfügung, die bereit sind, in den Krieg zu ziehen und im Ernstfall auch Zivilisten zu töten.
Und selbst wenn diese Kampagnen wirklich den Nachwuchs überzeugen könnten, das wären dann Leute, die glauben: Tiere darf man nicht töten, Menschen schon. Lesben und Schwule, Veganer und junge Väter als Teilzeitsoldaten – sie sind eine kleine Revolution: Was kommt als Nächstes? Fehlt nur noch, dass das Militär den Weltfrieden bringt – aber das behaupten die Armeen von jeher.
Kommentare 11
Aber nicht bei einer Armee die das schwarze Kreuz hat!
Bemerkungen zur erfolgreichen kapitalistischen Integration der Jugend 2015
Alles zielt auf Integration in das kapitalistisch-imperialistische System ("Soziale Marktwirtschaft") und dessen Verschönerung in den Köpfen der Jugend, unabhängig von deren sozialen Herkunft und sexuellen Orientierung. Der Kapitalismus bzw. die differenzierte Bourgeoisie und Administration ist lernfähig. Sie hat aus ihrer zeitweiligen (historischen) kapitalfaschistischen Niederlage (1945), auch über den Weg der nachholenden und modifiziert spät-bürgerlichen Emanzipation (vor allem für die Bürgerkinder in den 1960er und 1970er Jahren), teils für sie auch sozial-psychologisch schmerzhaft, siehe nur den ideologischen Wandel der parlamentarischen CDU/CSU-Kapitalparteien, dazugelernt.
Das Kapital hat alle sozialen Klassen und Schichten der Gesellschaft, einschließlich ihrer umgetopften gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen "Sozialpartner_innen" und sonstigen kleinbürgerlichen Systemkritiker_innen, erfolgreich in das moderne imperialistische Verwertungs-, Überwachungs-, Entfremdungs- und Ausbeutungssystem (Firmenschild: "Soziale Marktwirtschaft" [= der Bourgeoisie, Administration und Aktionär_innen]), einschließlich ihrer bürgerlichen Linken (-- darüber hinaus gibt es heute nichts anderes mehr --) intergriert.
[-- unvollständig]
nun ja, lieber felix, nach kant gibt es keinen frieden, sondern nur waffenstillstände - bis zur nächsten mordrunde.
aber soldaten gibt es ja auch bei ameisen. nur haben philosophen sich bei den ameisen noch nicht ergeben. das ist nun aber nicht militärisch zu verstehen...
„Ich verteidige meine eigenen Menschenrechte, während mein Job die der anderen verletzt.“ - starker, guter Spruch
eine Institution, deren Ziel darin besteht, Menschen umzubringen finde ich allerdings entstellend verkürzt. Besser: Ziel ist, die Interessen der eigenen Bezugsgruppe (z.B. Staat) gegenüber anderen Bezugsgruppen durchzusetzen, ohne dabei deren Menschenleben als etwas Übermaterielles anzuerkennen.
Muss die Armee den respektvollen Umgang wirklich nachholen? Ich würde diese Kampagnen eher als Werbung, statt als Aufklärungskampagnen für Soldaten sehen. Durch die kritische Haltung weiter Teile der Bevölkerung zur Bundeswehr wird besonders dort auf einen vernünftigen Umgang geachtet, dafür gibt es notfalls den Wehrbeauftragten, eine Unabhängige Instanz, die sich der Bürger bei der Polizei vergeblich wünscht. Zumal das Grundproblem nicht bei Menschen liegt, die zur Armee gehen sondern bei jenen, die sie einsetzen. IdR fordern die Krieg, die ihn nicht führen müssen.
Langzeitarbeitslose könnten auch noch eine interessante Zielgruppe sein. Abgestumpft ist man schon, Unterwürfigkeit wurde gegenüber den Vorgesetzten beim Job Center trainiert. Der ein oder andere Kandidat dürfte auch schon das Töten (an sich selbst) trainiert haben. Und das Beste: Sinnvolle Beschäftigungsmaßnahmen - was wäre sinnerfüllter als der Einsatz für Volk und Vaterland - dürfen nicht so einfach abgelehnt werden.
Es geht nichts über ein einfaches Weltbild :)
Auch wenn der Bund mit solchen Aktionen werben sollte, muss es hier noch lange nicht guten gehen. Schweden ist nicht Deutschland. Ich selbst habe ein paar sehr gute Freunde die Schwul sind, aber wie man diesen teils gegenüber tritt, geht unter keiner Kuhaut. Den Mann will ich sehen, der bei solch einem Männerdominierten Verein die "Hose runterlässt" und offiziell bekannt gibt, das er Schwul ist, das wird eine Hetzjagd bis zum Dienstzeitende. Diejenigen die sich trauen es bekannt zu geben zolle ich meinem größen Respekt. Das ist sicherlich kein einfacher Weg
"Und selbst wenn diese Kampagnen wirklich den Nachwuchs überzeugen könnten, das wären dann Leute, die glauben: Tiere darf man nicht töten, Menschen schon."
Danke für die krude Logik, mal wieder journalistischen Nektar aus den Tippgriffeln gesogen. Nicht "und selbst...." .... das gibt es für Veganer nicht, weil selbst für die Herstellung von Munition Tierprodukte verwendet werden. In meiner Historie findest du einen Blogeintrag. Also, veganer Soldat schießt mit veganer Munition. Vegane Munition wäre auch kein überzeugendes Argument für Veganer und Vegetarier, Pazifisten, luggi ... usw. und helder.
Ich vermisse den Standpunkt des Blogeinträgers!
Den Standpunkt wozu? Ob man als Veganer zur Armee gehen sollte? Finde ich nicht so angebracht.
Ich schon. Und zum Beispiel, ob ein eingezogener Journalist auf unreflektierende Journalisten den Felix schießen und töten darf. Da hilft es nichts, dass der Felix keinen Standpunkt hat.
Aber der Felix hätte ja die Chance, mit einem Standpunkt und Gleichgesinnten das Mortem zu verhindern.
Kein Standpunkt bei Journalisten ist ... falsch.