Wie hältst Du es mit Hitler?

Netzgeschichten Fünf Minuten Zeit für die Einschätzung der eigenen Gesinnung: 16 Fragen soll man beantworten, dann bewertet der Extrem-O-Mat, auf welcher Seite man politisch steht.

Extremismus? Eine idiotische Theorie

Linksextreme klicken besonders gern im Netz herum, viel lieber als Rechts­extreme. Jedenfalls laut Extrem-O-Mat. Auf extrem-o-mat.de kann man mit 16 Klicks selbst überprüfen, „welche extreme politische Gesinnung in Dir schlummert“. Das verspricht die Seite, die sich als Satire versteht.

Der Name erinnert an den des Wahl-O-Mats, den die Bundeszentrale für politische Bildung zu jeder größeren Wahl online stellt. Dort können Bürgerinnen und Bürger mehrere Dutzend Fragen beantworten und sehen am Ende, welche Partei ihre Positionen am besten vertreten könnte. Fünf Minuten Zeit nehmen und eine – objektive? – Wahlempfehlung bekommen, das scheint vielen Wählern attraktiv. So attraktiv, dass die Parteien penibel darauf achten, wie der Wahl-O-Mat funktioniert.

Harry Potter oder der Papst

Und so attraktiv, dass auch der Extrem-O-Mat profitiert. Mehr als 30.000 Menschen haben den Gesinnungstest mit insgesamt 16 Fragen durchlaufen. Politische Einstellungen zu Homosexualität, Wirtschaftskrise oder zur US- Politik werden genauso abgefragt wie eine Selbsteinschätzung („zielstrebig“, „nachdenklich“ oder „charismatisch“). Sind Männer und Frauen „zum Glück sehr unterschiedlich“ oder doch „zum Glück oft ähnlich bekloppt“? Und dann will der Extrem-O-Mat auch noch wissen, welchen Personen man starken Einfluss auf Jugendliche zuschreibt. Zur Auswahl stehen etwa Karl Marx, Adolf Hitler, Harry Potter oder der Papst.

Am Ende werden die meisten Teilnehmer dann zu Anti-Imperialisten erklärt – laut Statistik in bisher 41 Prozent der Fälle. Auf dem zweiten Platz liegen die Anti-Deutschen (22 Prozent). Neo-Nazis (5 Prozent) und Neoliberale (2 Prozent) schneiden deutlich schlechter ab. Der Extrem-O-Mat kennt aber auch ausgefallenere Kategorien: Arbeitslose, Junkies oder Hooligans.

Welchen Stempel man aufgedrückt bekommt, kann man durch die eigenen Antworten relativ sicher selbst bestimmen. Niemand wird nach verdächtigen Verhaltensweisen befragt, etwa nach konspirativen Treffen, bei denen das Handy zu Hause bleibt. Ebenso fehlt die unverblümte Frage nach der Mitgliedschaft in einer extremistischen Organisation. Auf solche Fragen kommen wohl nur Geheimdienstler und andere staatliche Überwacher, wenn sie Leute verdächtigen oder Gesinnungstests entwerfen. Der Extrem-O-Mat will das Gegenteil: die Extremismustheorie, die alles abwertet, was nicht politischer Mainstream ist, als idiotisch zu entlarven. Und zwar mit der schärfsten Waffe, mit Humor. Anders ist den Verfechtern dieser Ideologie schließlich nicht beizukommen.

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