Politik, Medien & die Zeichen der Zeit

Establishment “Denn wenn et Trömmelche jeht, dann stonn mer all parat”, scheinen sich Viele auf die Fahne geschrieben zu haben. Doch manchmal lohnt es sich, aus der Reihe zu tanzen.

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Es ist doch schon ein wenig merkwürdig, wie sich Vertreter der etablierten Politik- und Medienlandschaft der Republik mit Scheuklappen versuchen an einem unsichtbaren Tau festzuhalten, an dem sie wie folgsame Soldaten im Gleichschritt in den drohenden Abgrund marschieren. Den, so hat es den Anschein, blenden viele Schreiber und Redner aus - egal ob sie ihr Geld als Politiker oder Journalist verdienen.

“Denn wenn et Trömmelche jeht, dann stonn mer all parat”

Wer die Trommel schlägt, nach deren Rhythmus marschiert wird, ist vielleicht nicht ganz klar - dazu mag jeder seine eigene Meinung haben. Fakt ist jedoch, dass es einen publizierten Gleichklang gibt, der einer Disharmonie mit dem Volk zu weichen scheint. Mit fatalen Folgen: Statt die gespaltenen Gesellschaften auf unserem Globus wieder zu vereinen, entspringt einer einseitigen Berichterstattung nur mehr Wut bei jenen, die sich bereits unverstanden und ungerecht behandelt fühlen. Und Wut war noch nie eine gute Basis, um sinnvole (Wahl)entscheidungen zu treffen.

Schon Lincoln wusste:

“You can fool some of the people all the time, all the people some of the time, but you cannot fool all the people all the time.”

Dieses mittlerweile durchaus inflationär benutzte Zitat des 16. Präsidenten der USA passt jedoch hervorragend auf die momentane politische und mediale Situation. Viel zu lange haben (manche) Politiker und Medienvertreter ihren vom Souverän erteilten Auftrag nicht ernst genommen und sich stattdessen in den Dienst zahlreicher Lobbyisten gestellt. Die Zeichen der Zeit verdeutlichen, jedenfalls denen, die sie erkennen, dass sich der Souverän nicht mehr “veralbern” lassen will und dem etablierten politischen Mainstream dafür die Quittung erteilt. In erster Instanz geschehen mit dem Brexit, in zweiter mit der demokratischen Wahl von Donald Trump in den USA. Wer einen Sieg Le Pens in Frankreich oder eine enorm starke AfD als Opposition im Deutschen Bundestag nach der anstehenden Bundestagswahl an dieser Stelle noch ausschließt und weiter am eingangs beschriebenen Tau festhält, sollte langsam wenigstens schwitzige Hände bekommen.

Einfach mal loslassen

In dem Misstrauen der Bürger gegenüber dem oft zitierten Establishment besteht aber auch eine Chance: Wer in diesen Zeiten ganz bewusst und öffentlich die Scheuklappen lockert und aus der Reihe tanzt, um einen unvoreingenommenen Blick nach rechts und links zu riskieren, der erweitert sein Sichtfeld und kann in verschiedenen politischen Lagern Sympathiepunkte sammeln. Erst wenn durch diese neu gewonnene Sympathie ein neues Tau entstanden ist, an dem Politik, Medien und Wähler diesmal gemeinsam ziehen, lassen sich die weiter auseinander driftenden Pole der Bevölkerung wieder zusammenführen, um das Schwarz und Weiß in den Köpfen durch ein bisschen Farbe zu ersetzen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Fabian Görg

Freier Journalist, Texter & Content-Manager

Fabian Görg

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