Unter Weißen

Netflix „Passing“ erzählt von Versuchen, im New York der 1920er eine neue Identität anzunehmen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 45/2021

Vor der drückenden Hitze Manhattans hat sich Irene (Tessa Thompson) in den Teesalon eines Nobelhotels geflüchtet, wo die Gäste, allesamt angelsächsisch bleich, nicht wahrnehmen, dass sich unter Irenes weißem Spitzenhut das Gesicht einer Afroamerikanerin versteckt. Sie sitzt allein an einem Tisch, angespannt Haltung bewahrend an einem Ort, an dem Nichtweiße unerwünscht sind. Wir sind im New York der 1920er Jahre.

Verstohlen beobachtet Irene die Gäste um sich herum, ein junges verliebtes Paar, zwei ältere Damen. Dann verharrt ihr Blick auf einem Tisch gegenüber, an dem eine blonde Frau sitzt. Die starrt unvermittelt zurück, steht schließlich auf und geht auf sie zu. Irene gerät in Panik, will weg, doch die Frau kommt ihr zuvor.