Es jährt sich also der Jahrestag seiner Inthronisation, und pünktlich zu diesem Datum präsentiert er eine Lösung im Namensstreit um Mazedonien. Frau Merkel war eigens zu seiner Unterstützung angereist – wohl eine Art Merkel-Versuch der Wiedergutmachung, eine Showveranstaltung, nicht mehr. Hatte sie ihm doch noch am 12. Juli 2015 in einer Nachtsitzung die Folterwerkzeuge vorgeführt, sollte er sich unterstehen, die Gläubigerforderungen für Griechenland zu unterlaufen.
Nach der soeben überstandenen Vertrauensabstimmung im griechischen Parlament widmete die Welt Ministerpräsident Alexis Tsipras eine fulminante Laudatio. Tsipras nutzte bei der Vertrauensfrage die Tatsache, dass zwei kleinere Parteien ernste Zerfallserscheinungen zeigen. Spätestens im Oktober findet in Griechenland die Parlamentswahl statt:
»Wutbürger in Westen randalieren auf den Champs-Élysées wie auf Kreisverkehrsinseln. Die drei Führungsmächte des Westens – nebenbei: seine Atommächte – sind nur bedingt handlungsfähig. Für Autokraten mit Expansionsdrang wäre jetzt eine gute Gelegenheit, einen Nachbarn zu annektieren. In Deutschland bereitet die Kanzlerin – just noch als „Führerin der freien Welt“ höflich überschätzt – ihren Rückzug aufs Altenteil vor.
Der Westen erlebt ein Leadership-Vakuum. Weit und breit ist keine Figur zu sehen, die moralische oder politische Autorität ausstrahlt – und den Bürgern zugleich Orientierung und ein Gefühl von Sicherheit in stürmischen Zeiten vermittelt. Keiner hat noch die Kraft, unpopuläre, aber notwendige Veränderungen zu bewirken. Niemand strahlt noch über Grenzen hinaus. Bis auf eine Ausnahme: Alexis Tsipras.«
Flankierend hatte SPIEGEL ONLINE am 05.12.2018 das vorläufig geltende Narrativ ausgegeben:
»Nach acht Jahren am Tropf europäischer Rettungsschirme beendet Griechenland das dritte Hilfsprogramm. Von nun an steht das Land finanzpolitisch wieder auf eigenen Beinen und darf sich an den Finanzmärkten selbst Geld leihen.«
Na bitte, geht doch: Alexis Tsipras Superlative. Alexis Tsipras Superstar!
Lutz Herden, Politik- Redakteur des Meinungsmediums der Freitag, meint gar: »Der Rebell und Reformator Alexis Tsipras bleibt eine tragende Figur der authentischen Linken.« Na dann – Prost Mahlzeit!
Alexis Tsipras das Opfer: »An Tsipras wurde ein Exempel statuiert, damit er kein Exempel mehr sein konnte.«
Und ja, er hat recht: »Das erste und einzige Mal wurde in der Eurozone über die Art und Weise der Euro-Rettung nicht im Parlament, sondern durch die Bürger abgestimmt.« – Umso schlimmer wiegt der Verrat: Alexis Tsipras der Überläufer.
Auch Lutz Herden bedient diese Sprachregelung analog zu SPIEGEL ONLINE:
»Immerhin kehrte Griechenland unter Alexis Tsipras im Vorjahr zu einem Minimum an Souveränität und Selbstbestimmung zurück. Das letzte von drei EU-Rettungspaketen lief aus. Ein viertes wurde nicht mehr geschnürt.«
Dazu hätte es keines Alexis Tsipras gebraucht: Er entpuppte sich als Taktierer im Dienste der monetären Machthaber.
Griechenland sitzt immer noch auf einem so großen Berg von Schulden, die aller Voraussicht nach niemals bezahlt werden können und die es abhängig halten von der Willkür des Kartells der EU-Regierungen, die die EU darstellt.
Griechenlands EX-Finanzminister Yanis Varoufakis ließ uns wissen:
"Die klugen Leute in Brüssel, in Frankfurt und Berlin wussten schon im Mai 2010, dass Griechenland niemals seine Schulden zurückzahlen wird. Aber sie haben so getan, als sei Griechenland nicht bankrott, sondern habe nur gerade nicht genug flüssige Mittel". "In dieser Lage dem insolventesten aller Staaten den größten Kredit in der Geschichte zu geben, wie drittklassige korrupte Banker, das war ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Siehe auch:
„Die Griechenland-Hilfen retteten fast nur Banken“
Griechenland-"Rettung": 77 Prozent flossen in Finanzsektor und hier
Alexis Tsipras ist nur durch seine Manipulation der unterschiedlichen Mehrheiten im griechischen Parlament noch im Amt. Seine Mehrheit beruht im Übrigen auf 50 Bonus-Mandate, die er nicht durch die Wahl erworben, sondern durch das griechische Wahlrecht geschenkt bekommen hat.
Mit seinem Rücktritt vom Amt des Ministerpräsidenten im August 2015 wollte er sich von jenen 39 SYRIZA-Abgeordneten trennen, die in den vergangenen Wochen gegen die Entscheidungen seiner Regierung in der Finanzkrise gestimmt hatten. Das Raffinierte zudem: Laut griechischer Verfassung werden die Kandidaten für das Parlament bei Wahlen innerhalb von achtzehn Monaten nach der letzten Wahl nicht mittels Direktkandidatur, sondern mithilfe von Listen ausgewählt. Und die Rangfolge der Kandidaten dieser Listen festzulegen, ist Vorrecht der jeweiligen Parteivorsitzenden. – Von Alexis Tsipras in diesem Fall für SYRIZA.
Darum auch der baldige Neuwahltermin 20. September 2015: Tsipras konnte sich der innerparteilichen Gegner mit den Neuwahlen auf einfache Weise entledigen.
Ein Rückblick:
In Griechenland hatte die Mehrheit der Bürger 2015 gegen neue Austeritätsauflagen gestimmt. Wäre Premier Alexis Tsipras diesem Bürger-Votum gefolgt, hätte der Austritt aus der Eurozone gedroht. Letztlich ignorierte der Regierungschef das Referendum und beraubte sich selbst aller Möglichkeiten.
Alexis Tsipras war durch seine Wahl im Januar 2015 mit einem komfortablen Mandat gegen die Austeritätspolitik ausgestattet gewesen und wurde durch das Referendum am 5. Juli 2015 hierin erneut überzeugend bestätigt.
Doch eine Woche später unterwarf sich Griechenlands Premier mit der "einstimmigen Einigung" vom 12. Juli 2015 völlig ohne Not wesentlich härteren Sparauflagen als jenen, die 61 Prozent der griechischen Bevölkerung in ihrem Referendum abgelehnt haben.
Alexis Tsipras hatte dieses Referendum selbst bewirkt und agitierte das griechische Parlament paradoxerweise schließlich, dieses Ergebnis am 15. Juli 2015 zu ignorieren und stattdessen den Austeritätsauflagen von Merkel/Schäuble/Dijsselbloem & Co. zuzustimmen. Und – man höre und staune – das Parlament folgte seinen empörenden Empfehlungen! –
Allerdings mit einem, alles schicksalhaft veränderndem Wermutstropfen: insgesamt 39 Parlamentarier der SYRIZA-Fraktion verweigerten die Zustimmung, während die früheren Regierungsparteien Tsipras zur Mehrheit verhalfen.
Alexis Tsipras war u. a. ausgezogen, um die Gläubiger-Troika wegzujagen, kam stattdessen jedoch mit einer Institution-Quadriga (»the institutions representing creditor interests«, Paul Krugman) zurück. Tsipras hat sich entgegen seiner vorlauten Ankündigung deren Kuratel unterworfen. Die griechische Regierung musste ihre Hausaufgaben also weiterhin unter Oberaufsicht der Gläubiger-Quadriga verrichten – welch eine Demütigung. Sie wurde lt. Erklärung des Brüsseler Euro-Gipfels vom 12. Juli 2015 ab sofort verpflichtet,
"die Institutionen zu sämtlichen Gesetzesentwürfen in relevanten Bereichen mit angemessenem Vorlauf zu konsultieren und sich mit ihnen abzustimmen, ehe eine öffentliche Konsultation durchgeführt oder das Parlament befasst wird."
Wolfgang Schäuble hat uns in diesem Zusammenhang damals wissen lassen, dass er eher zurücktrete, als dass er gegen seine Überzeugungen handelt. Nicht so Alexis Tsipras, der vollzieht lieber einen Salto.
Salto für eine Politik, von der Tsipras selbst vorgibt, dass er nicht hinter ihr steht! Ein schmutziger Salto mortale für seine SYRIZA-Partei, mit dem er sie konfrontierte, skrupellos überforderte und sprengte.
Eigenwillig bemühte er dafür eine pathologische Deutungsakrobatik: Die Entscheidung von 32 parteieigenen Parlamentariern, gegen die Gläubigervereinbarung zu stimmen, sei unsolidarisch und bedeute, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Sie »erzeugt eine offene Wunde« in der Partei.
Die referendumskonforme Entscheidung von 32 parteieigenen Parlamentariern, gegen die Gläubigervereinbarung zu stimmen, war eine Glaubwürdigkeitsentscheidung und hat ihn, Alexis Tsipras, als politischen Wendehals entlarvt.
Alexis Tsipras verhalf und verhilft der Verarmungs-Politik jener Politiker auf die Sprünge, die er bis zur Wahl bekämpft hat. Damit war er zum braven Untertanen der Institutions und des IWF mutiert, zum Verwaltungsstellenleiter des griechischen Protektorats von Merkel/Schäuble & Co.
Folgerichtig brach er in einem zweiten Schritt mit gleichgesinnten, jedoch kritischen Parteigenossen und machte sein Kabinett stromlinienförmig. "Ich mache ohne sie weiter ... Keiner kann beanspruchen, mehr links als ich zu sein", so sein hochfahrendes Credo.
Propagandistisch hatte man die Parteimitglieder auch schon klassifiziert, nämlich in "proeuropäische Realisten" und in "rebellische Abweichler" und "linke Rebellen". Wie unanständig ist das denn! - Alexis Tsipras muss wohl einer Gehirnwäsche unterzogen worden sein. So geht man nicht mit Parteigenossen und schon längst nicht mit den Bürgerinnen und Bürgern um. – Das ist ganz einfach unanständig!
Auch dieser Hoffnungsträger entpuppte sich also als das, was wir seit Langem von den allermeisten Politikern kennen. Sie sind opportunistische politische Wendehälse und Statthalter von Big Money, die die Bürger verarmen. – Für so etwas braucht man keine SYRIZA-Regierung! Das haben die Vorgängerregierungen viel unaufgeregter hingekriegt.
…
Ganz besondere Schlaumeier der Partei DIE LINKE taten sich zu einer Armada von Tsipras-Verteidigern zusammen und feierten ihn als Ihren Helden. Neben Joachim Bischoff, Thomas Händel, Björn Radke, Axel Troost und Harald Wolf und vielen anderen aus der Partei exponierten sich in dieser Hinsicht die Vorsitzenden der Partei DIE LINKE, Katja Kipping und Bernd Riexinger, und der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, Gregor Gysi.
In Bernd Riexingers Laudatio auf Alexis Tsipras verkündigte er in der sozialistischen Tageszeitung ND am 11.08.2015 „angesichts der Drohung eines ungeordneten Grexits wurde Alexis Tsipras dazu gezwungen, einem weiteren Austeritätsprogramm zuzustimmen ... Ohne Zweifel handelt es sich um einen herben Rückschlag für SYRIZA. Er drückt aber auch die Schwäche der Linken in Europa aus. Es wäre daher fatal, SYRIZA an falschen Maßstäben und enttäuschten Hoffnungen zu messen – und es wäre völlig ungerecht, »Verrat« zu schreien."
Auf meinen entsprechenden Protest antwortete mir im Auftrag Bernd Riexingers Florian Becker vom Vorsitzenden-Büro am 12.08.2015 und tadelte mich: »Wenn Sie Alexis Tsipras jedoch Verrat vorwerfen, ist dies wenig hilfreich für die Beurteilung der Lage der Linken in Europa und in Griechenland. Die griechische Regierung wurde ultimativ erpresst. Ein ungeordneter Grexit hätte zu einer wirtschaftlichen und sozialen Katastrophe geführt, die über das Ausmaß der durch die Austeritätspolitik verursachten Verarmung hinaus gegangen wäre.«
Ein Schwachsinn! Woher will der Mann das wissen. Es ist schlicht und einfach eine anmaßende Begründung, eine Frechheit. Niemand auf der ganzen Welt hätte valide Vorhersagen zur Dynamik eines ungeordneten Grexit machen können: Nicht Bernd Riexinger und selbstverständlich auch nicht Florian Becker. – Es sollte wohl ein Maulkorb sein!
Selbst Paul Krugman erwog den Grexit.
…
Und heute – vier Jahre später – sitzt Griechenland noch immer auf einem so großen Berg von Schulden, die aller Voraussicht nach niemals bezahlt werden können und die es abhängig halten von der Willkür des Kartells der EU-Regierungen, die die EU darstellt.
Tsipras ist nur durch Manipulation der unterschiedlichen Mehrheiten im griechischen Parlament noch im Amt. Strebsamer kann man sich kaum für die monetären Machthaber einsetzen.
Seine Ernte heute – vier Jahre später: Das "gelungene Sparprogramm" in Griechenland
Griechenland kürzte die Renten um durchschnittlich 45 Prozent. Griechenland erhöhte die Steuern und das Renteneintrittsalter. Griechenland entließ Hunderttausende Bedienstete beim Staat.
Die meisten Menschen haben rund ein Viertel ihres Einkommens verloren. Jeder Fünfte ist arbeitslos, gut 400.000 gut ausgebildete meist junge Menschen, darunter viele Ärzte und Ingenieure, sind ausgewandert
...
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Kommentare 12
Was soll ich da noch mehr sagen. Klasse Beitrag!
Heldentum von anderen zu verlangen, die den Kopf hinhalten müssen für etwas, das sie nicht selbst angerichtet haben, ist billig.
Warum wohl ist Tsipras im Verlauf des Jahres 2015 so eingeknickt?
Haben Sie schon vergessen, dass am 3.Juli 2015 kein Bargeld mehr aus den griechischen Geldautomaten kam? Weil nämlich die EZB den Griechen die Notfallkredite auf 90 Mrd Euro gedeckelt hatte. Die waren erforderlich geworden, weil die Griechen massenhaft ihre Ersparnisse von den Bankkonten abzogen und die griechischen Banken diese Geldabflüsse nicht mehr aus Einlagen und Eigenkapital ausgleichen konnten. Das griechische Bankensystem wäre kollabiert und niemand wäre mehr an seine Rente oder seinen Lohn herangekommen, wenn Tsipras sich dem Diktat der Troika widersetzt hätte.
Wäre dann Griechenland aus dem Euro ausgetreten, hätte das ja nicht bewirkt, dass noch irgendein Land oder irgendeine Bank den Griechen Geld geliehen hätte. Die Altschulden wären trotzdem geblieben. Fragen Sie mal die Argentinier, wie man in so einer Gemengelage auf den internationalen Finanzplätzen behandelt wird.
Hätte also Ihrer Meinung nach Herr Tsipras im Sommer 2015 den Griechen sagen sollen: Ich verwirkliche jetzt meine Wahlversprechen. Leider bedeutet das, dass ihr zur Tauschwirtschaft zurückkehren müsst.
Bekanntlich kamen am 31.August 2015 die ersten Flüchtlinge aus Budapest in München an. Ihnen folgte im gleichen Jahr eine Million nach. Kann es sein, dass Sie schon vergessen haben, dass die meisten von denen zunächst mal über die Ägäis nach Griechenland gekommen sind? Könnte es vielleicht sein, dass Tsipras bedroht wurde, wir lassen Griechenland mit den Flüchtlingen allein, wenn es nicht gegenüber der Troika kooperiert? (Ob es so war, wissen wir vermutlich in 30 Jahren, wenn die Archive frei gegeben werden)
Auf Druck seiner linken Traumtänzer in der Syriza Partei ist Tsipras im April 2015 nach Moskau gereist. Putin hat sich aber auf den Deal nicht eingelassen: Einfluss auf das NATO Mitglied Griechenland gegen vermutlich nie endende russische Finanzhilfen für Syriza. Die Reise war ein strategischer Fehler. Tsipras hätte mit so einer Reise gegenüber seinen westlichen Gläubigern drohen können und vielleicht Zugeständnisse erreicht. Da er die Reise aber tatsächlich angetreten hat, hat er diesen Trumpf verspielt und sich den zusätzlichen Zorn seiner Euro Partner zugezogen.
Seien Sie froh, dass SIE 2015 diese Entscheidungen nicht für Herrn Tsipras treffen mussten.
Und ganz recht: Syriza regierte mit 50 zusätzlichen Abgeordneten, die gar nicht gewählt sondern ihr durch das griechische Wahlrecht geschenkt worden waren. Bei der Wahl am 25.1.2015, als Tsipras offenbar für Sie noch der strahlende Held war, haben nur 57% der Griechen teilgenommen, von denen 36% für Syriza gestimmt haben. Man kann also nicht behaupten, das griechische Volk habe wie ein Mann hinter Tsipras gestanden. Als Ministerpräsident ist er nicht nur seiner Syriza Partei, sondern der ganzen griechischen Bevölkerung verantwortlich. Da konnte er nicht unter dem oben geschilderten äußeren Druck entscheiden, wir machen jetzt mal linke Politik in Reinkultur.
Danke!
»Haben Sie schon vergessen, dass am 3.Juli 2015 kein Bargeld mehr aus den griechischen Geldautomaten kam? Weil nämlich die EZB den Griechen die Notfallkredite auf 90 Mrd Euro gedeckelt hatte. Die waren erforderlich geworden, weil die Griechen massenhaft ihre Ersparnisse von den Bankkonten abzogen und die griechischen Banken diese Geldabflüsse nicht mehr aus Einlagen und Eigenkapital ausgleichen konnten.«
Als sich die 19 Staats- und Regierungschefs in Brüssel versammelten, war es Angela Merkel, die dem griechischen Premier Alexis Tsipras und dessen Sekundanten, den französischen Staatspräsidenten François Hollande, mit der Zermürbungsübung einer Nachtsitzung Stunde um Stunde die Folterwerkzeuge vorführte. Währenddessen mussten 16 Regierungschefs im Wartezimmer der Macht Platz nehmen. Das Ergebnis wurde am frühen Morgen mitgeteilt und von ihnen zustimmend zur Kenntnis genommen.
Flankiert wurde dieser Akt von der konzertierten Aktion zwischen EZB und dem deutschen Finanzminister Schäuble. Während dieser mithilfe seines pressewirksamen Grexit-Jokers einen griechischen Banken-Run herbeigeredete, drehte der ehemalige Vice President von Goldman Sachs und heutige Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Draghi, den griechischen Banken den Geldhahn zu.
Wissen Sie jetzt die Gründe dafür, „dass am 3.Juli 2015 kein Bargeld mehr aus den griechischen Geldautomaten kam?“
…
»Wäre dann Griechenland aus dem Euro ausgetreten, hätte das ja nicht bewirkt, dass noch irgendein Land oder irgendeine Bank den Griechen Geld geliehen hätte…«
Auch für Sie gilt: Niemand auf der ganzen Welt kann valide Vorhersagen zur Dynamik eines ungeordneten Grexit machen.
Selbst Prof. Paul Krugman erwog den Grexit.
…
»Hätte also Ihrer Meinung nach Herr Tsipras im Sommer 2015 den Griechen sagen sollen: Ich verwirkliche jetzt meine Wahlversprechen. Leider bedeutet das, dass ihr zur Tauschwirtschaft zurückkehren müsst.«
Tsipras und Mannschaft hätten den sogenannten Grexit zu ihrem Trumpf machen und die devoten Vasallen des Großkapitals an deren eigenen Argumenten ersticken lassen sollen. Wenn das Horrorszenario wirklich ein Horrorszenario gewesen wäre, dann werden Merkel/Schäuble & Co es ebenso gefürchtet haben, wie sie uns damit verängstigen wollten. – So aber haben die neoliberalen Despoten der EU, der Troika und des IWF die SYRIZA-Regierung damit erstickt und mit ihr werden es die griechischen Bürgerinnen und Bürger. - Welch geniale Leistung!
Wenn ich nicht bereits im November 2014 aus der Partei ausgetreten wäre, hätte ich es sicher zu dem Zeitpunkt getan.
…
»Seien Sie froh, dass SIE 2015 diese Entscheidungen nicht für Herrn Tsipras treffen mussten.«
Das hat Herr Tsipras sich selbst angetan. Alternativ hätte das Mandat zurückgeben können, wie sein Finanzminister Yanis Varoufakis, „dessen Flair und intellektuelles Format die Brüsseler Technokratie zur Weißglut brachte“ (Lutz Herden).
…
»Bei der Wahl am 25.1.2015, als Tsipras offenbar für Sie noch der strahlende Held war...«
Ja - ich habe die Vorgänge um die griechische Regierungsbildung nach den Wahlen 2015 fieberhaft verfolgt und dem Mann mit seiner Truppe sehr die Daumen gedrückt – und dann entpuppt er seine Rattenfänger-Mentalität.
Was muss den eigentlich noch passieren, bevor man Halunken Halunken nennen darf?
»… haben nur 57% der Griechen teilgenommen, von denen 36% für Syriza gestimmt haben.«
So sind eben die griechischen Gesetze!
Offenbar sind wir uns wenigstens in dem Punkt einig, dass es nicht die feine englische Art war, wie mit den Griechen umgesprungen wurde. Aber darum geht es ja nicht, sondern um die Frage, ob Tsipras ein Held oder ein Halunke ist.
<<mit der Zermürbungsübung einer Nachtsitzung Stunde um Stunde die Folterwerkzeuge vorführte. >>
Wer die Hitze nicht verträgt, soll nicht in die Küche gehen. Während Schäuble wohl auch aus ideologischen Gründen die Syriza Regierung hätte über die Klinge springen lassen ("dann isch over"), war Frau Merkel da weitsichtiger.
Krugmann und Varoufakis sind keine Politiker, sondern Maulhelden. Dass die Amerikaner alles unterstützen, was den Euro schwächen könnte, war zu erwarten. Über das "Flair" von Herrn Varoufakis lässt sich streiten. Fakt ist, er hat gekniffen, als es unangenehm wurde und tingelt jetzt als gut bezahlter Entertainer durch die Welt. Diese Chance haben die meisten Griechen nicht.
Tsipras ist in der Geschichte weiß Gott nicht der Erste, der unter äußerem Druck etwas unterschreiben musste, was seinem eigenen politischen Wollen zuwider lief. Denken Sie an den Frieden von Brest Litowsk, dem Lenin zustimmen musste. Denken Sie an den tschechischen Präsidenten Hacha, der im März 1939 Hitlers Unterwerfungsurkunde in Berlin unterschreiben musste. Oder an Dubcek in Moskau.
Auf das Folterwerkzeug "Flüchtlinge" sind Sie wohlweislich überhaupt nicht eingegangen.
Sie verlangen, Tsipras hätte die Wünsche seiner Wähler umsetzen müssen. Das sei Demokratie. Nun ja, Schäubles Wähler wollten nicht, dass er finanziellen Erleichterungen für die Griechen zustimmt. Im Clash der Demokratien siegt dann halt der wirtschaftlich Stärkere.
Sie glauben das nicht? Dann gehen Sie mal zu ihrer Bank und erklären Ihrem Filialleiter, sie könnten die 2 Millionen Euro, die man Ihnen geliehen hat, nicht zurückzahlen. Falls man Sie aber dazu zwänge, müsste Ihre Familie leiden. Der Filialleiter wird Ihnen bestimmt nicht antworten: "Dann vergessen wir das schnöde Geld einfach mal."
Was ich Tsipras allerdings vorwerfe: Er hat nicht genügend dafür gesorgt, dass die reiche Elite in Griechenland ihren finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem Land nachkommt. Das politische Mandat dazu hatte er ja. Wenn man privaten Reichtum und öffentliche Verschuldung in Griechenland gegenüberstellt, ergibt das fast ein Nullsummenspiel. Da ist es nicht so verwunderlich, dass Dritte nicht für den Schaden aufkommen wollen.
Sie sind 2014 "aus der Partei ausgetreten". Erklären Sie Ihren Lesern doch bitte mal, aus welcher Partei. Doch wohl nicht aus Syriza?
Danke für Ihre Antwort!
»Sie sind 2014 "aus der Partei ausgetreten". Erklären Sie Ihren Lesern doch bitte mal, aus welcher Partei. Doch wohl nicht aus Syriza?«
Bitte entschuldigen Sie das Versehen: Ich bin aus der Partei DIE LINKE ausgetreten. Wenn Sie mehr wissen möchten, können Sie und die Leser meine persönliche Homepage aufsuchen.
…
Ansonsten kann ich nur feststellen: alles, was Sie sagen, dient ausschließlich der Reinwaschung unseres Kandidaten.
Recht haben Sie allerdings, was die Folterwerkzeuge angeht: Nicht nur der Bank Run, den Herr Schäuble Griechenland an den Hals redete (Ich nehme an, Sie wissen, dass Deutschland auch schon mal Zypern einen Ban Run an den Hals geredet hat, um ein Bail Out durchzusetzen), gehört zu den Folterwerkzeugen, sondern auch die Flüchtlinge gehören dazu, die in jeder Hinsicht instrumentalisiert wurden. Erst haben die europäischen Nationen in Zusammenarbeit mit den USA die Menschen in ihrer Heimat zu Flüchtlingen gebombt und dann haben sie sie als Flüchtlinge für ihre verkommenen Taktierereien innerhalb Europas eingesetzt. – Frau Merkel, die gerne über Ursachenbekämpfung schwadronierte, ließ die Genese dieser im Übrigen 1,2 Millionen Syrienflüchtlinge, die an Deutschlands Tür anklopften, regelmäßig aus.
…
»Während Schäuble wohl auch aus ideologischen Gründen die Syriza Regierung hätte über die Klinge springen lassen ("dann isch over"), war Frau Merkel da weitsichtiger.«
Wieso Frau Merkel weitsichtiger war, müssten Sie wohl erklären.
…
»Krugmann und Varoufakis sind keine Politiker, sondern Maulhelden.«
Dasselbe könnten Krugman und Varoufakis auch von uns Beiden sagen.
Eines allerdings würde ich noch gerne nachschieben: Wir unterhalten uns hier über den Sündenfall des Alexis Tsipras und eine Argumentation, wie die Ihre, unterstützt die Politik, die die Beutezüge der monetären Machthaber organisiert, eher, als dass sie ihr Widerstand entgegensetzt.
<<»Krugmann und Varoufakis sind keine Politiker, sondern Maulhelden.«Dasselbe könnten Krugman und Varoufakis auch von uns Beiden sagen.>>
Das wäre zu viel der Ehre. Wir Beiden werden ja nicht verdächtigt, Politiker zu sein und wir Beiden sind Herrn Varoufakis und Herrn Krugman bestimmt völlig unbekannt und gleichgültig.
<<Wieso Frau Merkel weitsichtiger war, müssten Sie wohl erklären.>>
Weitsichtiger jedenfalls als Schäuble. Frau Merkel war sich klar, dass ein Ausscheren der Griechen aus dem Euro (ob von den Griechen gewollt oder nicht) der Stabilität des Euro in der ganzen Welt geschadet hätte. Die Spekulanten hätten sich die Hände gerieben und versucht, weitere Wackelkandidaten aus dem Euro zu brechen. Dieses Risiko war das kleine Griechenland der Kanzlerin nicht wert, trotz der beträchtlichen Schulden, die ja irgendwann irgendjemand begleichen muss.
<<Wir unterhalten uns hier über den Sündenfall des Alexis Tsipras und eine Argumentation, wie die Ihre, unterstützt die Politik, die die Beutezüge der monetären Machthaber organisiert, eher, als dass sie ihr Widerstand entgegensetzt.>>
Nein, ich unterstütze so was gar nicht. Allerdings zeigt der Fall Tsipras, dass Politik ohne die konkreten handelnden Personen nicht funktioniert. Politiker sind auch nur Menschen. Wir dürfen von ihnen keine herorischen Taten in aussichtlosen Lagen verlangen und schon gar nicht, dass sie das Schicksal der ihnen anvertrauten Völker in einer Art Glücksspiel aufs Spiel setzen. Wir Beiden sind nicht in der Position. irgendeiner Art von Politik Widerstand entgegen zu setzen, jedenfalls nicht so, dass sich irgendetwas wahrnehmbar ändern würde.
Wer sagt außerdem, dass es im hypothetischen Flegel- oder Querlenkerstaat nicht nur schlecht, sondern grausam zugehen müsste?
Wenn man alle Verbrecher- Titel, u.ä Titel, die Flegel in seinen Abhandlungen und Kommentaren verteilt, zusammenrechnet, müssten in seinem, von mit nur fantasierten Ideal-Staat sehr viele Leute, wegen ihrer falschen Ideologie/Meinung und Politik, im Knast landen.
Ich bin dafür, bei jenen, die nicht aktiv Politik machen und bei jenen, die das Geschäft betreiben, immer deren noch passive, aber eben mikroaggressive und aggressive Äußerungen mit einzubeziehen und zu messen.
Ich weiß bisher nur, dass aktuell Rechte, die zur Macht gelangten, schnell und brutal versuchen eindeutige und komplexitätsreduzierte Verhältnisse herzustellen. Sie erlangen dafür sogar eine beträchtliche Anzahl von Wählerstimmen. Diese Wähler entschuldige ich nicht. Sie wollen es und nicht nur, weil sie sich schlecht fühlen, sondern weil sie Aktion, auch harte Aktion, schätzen.
Beste Grüße
Christoph Leusch
@ Columbus & @ Querlenker
Na – dann spekuliert mal schön weiter, vor soviel Ignoranz kann ich nur kapitulieren.
@Flegel, Kapitulieren klingt aus Ihrem Mund wie ein Ritterschlag!
Herr Leusch, Ihre Kommentare werden auch immer verworrener.