Homosexualität: Zungendreher für Schlaumeier

Kakophonie. „Die Ehe für alle“, das Zufallsergebnis politischer Taktiererei, hat eine breite kakophone Diskussion über Homosexuelle bewirkt.

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Selbsternannte Welterklärer sind in Wettstreit darüber eingetreten, Homosexualität zu legitimieren oder auch nicht. – Als brauchten wir Schwule ihre Erlaubnis.

Beispiel Christian Stöcker:

Er ist Kognitionspsychologe und seit Herbst 2016 Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW).

Er erklärt uns die Homosexualität in Analogie zur Linkshändigkeit, um sie zu legitimieren. Er macht uns in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass Wissenschaftsergebnisse dazu beitragen können, „menschliches Leid zu verringern“.

Hierzu referiert er zunächst die neurophysiologischen Voraussetzungen für Linkshändigkeit, spricht von Seitendominanz und Hirnarealen und bezieht sich damit auf die Architektur unseres Zentralen Nervensystems, insbesondere des menschlichen Gehirns. Schließlich schlussfolgert er:

„Das Thema Linkshändigkeit ist eines von zahllosen Beispielen dafür, wie wissenschaftliche Erkenntnis menschliches Leid lindern oder verhindern kann. Wenn man akzeptiert, dass es angeborene Linkshändigkeit gibt, muss man keine Schulkinder mehr quälen.“

Wow – das hört sich plausibel an. Man möchte Beifall klatschen, wäre da nicht dieser Schönheitsfehler, dass Linkshändigkeit auch heute noch in manchen bedeutenden Kulturen ein Stigma ist. Dann leitet er über:

„Die Wissenschaft hat auch zum Thema Homosexualität Fortschrittliches beizutragen. Für Homosexualität - und für Bisexualität - gilt das gleiche wie für Linkshändigkeit: Sie ist angeboren."

Doch anders als bei Seitendominanz und Linkshändigkeit gibt es für Homosexualität keine schwulenspezifischen Hirnareale und keine schwulenspezifische Architektur unseres Zentralen Nervensystems. – Übrigens auch keine heterospezifische.

Sosehr Homosexuelle auf Solidarität, auch von außen, angewiesen sind, sollte Herr Stöcker angemessener Weise beachten, dass wir Schwule kein wie auch immer geartetes Erklärungsmodell unserer Homosexualität benötigen.

Homosexualität ist so selbstverständlich wie Heterosexualität.

Beispiel FAZ:

Sie lieferte uns ein perfides Beispiel journalistischer Unredlichkeit bzw. Unverschämtheit und beweist uns das Weiterbestehen einer gefährlichen homophoben Haltung.

Jakob Augstein hat den pseudointellektuellen, kryptischen Text ins Umgangssprachliche übersetzt und damit das Vulgäre dieser Botschaft entlarvt:

„Schwule neigen dazu, alles zu vögeln, was ihnen vors Rohr kommt, und darum darf man ihnen keine Kinder anvertrauen.“

„Das steht so natürlich nicht in dem Text. Bei der feinen "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" findet man auch für Hate Speech ganz vornehme Worte.“

Unverschämt zudem: Den Autor Johannes Gabriel, den die Redaktion als "Philosoph und Psychologen" vorstellte, gibt es gar nicht.

Da verschlägt es einem die Sprache: Zur Schwulendiskriminierung sind alle Mittel recht. – Immer noch!

Die formaljuristische Gleichstellung mithilfe der „Ehe für alle“ ist nicht in der Lage, die z. T. irrationale und absurde Argumentation verschiedener Diskutanten zu überwinden. Homosexualität ist nach wie vor für viele eine massive Herausforderung.

Dabei ist sie nichts anderes als Variante des großen Themas „vitaler Antrieb Sexualität“.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Flegel

Manches, was vom Tisch gefegt wird, findet sich unter dem Teppich wieder.

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