»Syrien-Hilfe: Wo bleibt die Menschlichkeit?«

Medienagitation. Devote Systemjournalisten der westlichen Wertegemeinschaft hoch moralisch, aber scheinheilig.

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Die militärische und wirtschaftliche Interventionspolitik der westlichen Koalition unter Führung der USA und unter Mitwirkung Deutschlands firmiert in den Massenmedien als Kampf für demokratischen Wandel in Syrien. Sie basiert jedoch auf grundsätzlicher Missachtung der UN-Charta und führt seit neun Jahren zu ungezählten Kriegsverbrechen.

Systemdienliche Schreiberlinge in komfortablen Redaktionsstuben hetzen mit amnestisch/pathologischer Geschichtsdeutung dafür gegen Russland und China, gegen „Machthaber“ Assad.

[Dieser Post ist auch auf meiner persönlichen Homepage zu finden]

Dass die Europäische Union Ende Mai ihre eigenen, ebenfalls völkerrechtswidrigen Sanktionen gegen Syrien um ein weiteres Mal verlängerte, vermerkten die journalistischen Werbeträger westlicher Unrechtspolitik nicht.

Derweil geht der Krieg in Syrien unter eifriger deutscher Mitwirkung weiter, befeuert von gewissenlosen Politikern und gleichermaßen charakterlosen Medien, die jetzt verlogen/anklagend mit ihren Fingern auf Russland und China weisen:

»Der UN-Sicherheitsrat musste sich im tagelangen Tauziehen um Hilfslieferungen für Syrien der Haltung Russlands und Chinas beugen. Fast drei Millionen Menschen, die unter erbärmlichen Bedingungen im Norden Syriens leben, können künftig nur noch über einen Grenzübergang versorgt werden.«

So Jörg Kallmeyer am 12.07.2020, 16:42 Uhr, beim RedaktionsNetzwerk Deutschland und in den Ruhr Nachrichten, meiner Tageszeitung vom 14.07.2020.

Marina Kormbaki, ebenfalls vom RedaktionsNetzwerk Deutschland lamentiert am 08.07.2020 - Veto gegen Hilfslieferungen_ Der Unsicherheitsrat.

»Seit einiger Zeit schon lähmt die Rivalität zwischen den USA, Russland und China den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Doch das Veto Russlands und Chinas gegen Hilfslieferungen für die von Krieg und Hunger gepeinigte Bevölkerung im Nordosten Syriens offenbart ein neues, abgründiges Ausmaß des Versagens im UN-Sicherheitsrat. Wenn er sich nicht einmal in Zeiten einer Pandemie zur überlebensnotwendigen Hilfe für 2,8 Millionen notleidende Menschen aufraffen kann, was ist dann noch sein Daseinszweck?«

Doch das reicht nicht. Sie setzt nach:

»Russland begründet seine Blockadehaltung damit, dass die Hilfslieferungen über zwei Checkpoints an der Grenze zur Türkei die staatliche Souveränität Syriens untergraben würden. Machthaber Assad sei selbst zur Versorgung der Menschen imstande.

Mag sein, doch Assad will nicht. Stattdessen treibt er systematisch die Zermürbung und Vertreibung von Zivilisten voran, die meisten von ihnen Kinder und Frauen. Der UN-Menschenrechtsrat hat jüngst Assads Bombenabwürfe auf Krankenhäuser, Schulen, Märkte in der Provinz Idlib zusammengetragen. Es ist ein Dokument des Grauens. Dennoch hält Russland an Assad fest und arbeitet mit erpresserischen Methoden im Sicherheitsrat an dessen Rehabilitation auf internationaler Bühne.«

Was beide manipulierend verschweigen: Die milliardenschweren Hilfeleistungen des Westens auf Basis einer bis 10. Juli 2020 befristeten UN-Resolution dienen und dienten auch als Waffe im geopolitischen Machtkampf, versorgten nicht die Bevölkerung. Die Beiden erweisen sich als devote Verbündete westlicher Unrechtspolitik.

Die Resolution regelte u.a. die umfangreichen Transporte über zwei türkische Grenzübergänge nach Idlib. Diese Provinz ist das wichtigste verbliebene Rückzugsgebiet der Terroristen. Die Stellvertreterkrieger des Westens und ihre Clans führen hier eine Schreckensherrschaft, halten die verbliebenen Einheimischen sowie Hunderttausende syrischer Binnenflüchtlinge faktisch als Geiseln und bereiten ihnen die Hölle auf Erden. Kopfabschneider der Al-Qaida, syrische und sonstige Salafisten, die "Weißhelme" natürlich, Dschihadisten und Söldner aus aller Welt haben das Sagen: die "bewaffnete Opposition", wie einer der widerwärtigen Euphemismen für die Verbrecherbande lautet. Unter deren Augen sollten die internationalen Hilfssendungen weiterhin verteilt werden; auf keinen Fall darf die syrische Regierung die Sendungen kontrollieren oder gar darüber verfügen. Darum dreht sich das Gezerre im UN-Sicherheitsrat.

Russland, der ständigen Sabotageakte der Westallianz und ihrer Taktiererei im UN-Sicherheitsrat müde, besteht jetzt darauf, dass die Hilfsgütertransporte reduziert und nur noch über einen Grenzübergang geleitet werden. Die Hilfe soll nicht länger der Stabilisierung der Terrorherrschaft in Idlib dienen und allen Notleidenden zugutekommen, auch denen jenseits der Frontlinien Idlibs.

Statt den auffälligen Widerspruch zwischen menschenfeindlicher US-EU-Sanktionspolitik und dem Einsatz riesiger Summen an Hilfsgeldern kritisch zu analysieren, lässt die Journaille den Aspekt gänzlich außer Betracht.

Mit der Verabschiedung ihres "Cäsar-Gesetzes" versuchen die USA jetzt, das wirtschaftliche Leben in Syrien vollends abzuwürgen, ohne Rücksicht auf den lebensnotwendigen Bedarf der syrischen Bevölkerung. Mit einem Bündel von Strafmaßnahmen verfolgt werden "Einzelpersonen, Gruppen, Unternehmen und Länder, die mit der Regierung in Damaskus Geschäftsbeziehungen eingehen". Sie werden daran gehindert, zum Wiederaufbau, zu Investitionen und zur Bereitstellung von Ersatzteilen für den Energie- und den Luftfahrtsektor in Syrien beizutragen. Die finanziellen Zugänge zu den Märkten für Nahrungsmittel und für medizinische Güter sind für Syrien blockiert.

Es gibt ihn nämlich – den Krieg nach dem Krieg. Ziel ist der Umsturz per Elendsrevolte.

Das alles verschweigt die Journaille. Hatten sie noch am 5. Februar 2003 Beifall geklatscht, als die westliche Wertegemeinschaft mit ihrer Coalition Of The Willing den Weltsicherheitsrat faktisch zerstörte und völkerrechtswidrig in den Irak einfielen (Mit dabei auch folgende EU-Staaten: Bulgarien, Dänemark, Großbritannien, Italien, Lettland, Litauen, Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn), so entrüsten sie sich heute devot über das Verhalten ihres politischen Gegners, der ihnen in Syrien völlig legitim und völkerrechtskonform die rote Karte gezeigt hatte.

Die Vereinigten Staaten unter dem Friedensnobelpreisträger Barack Hussein Obama II als deren Präsidenten riefen am 5. September 2014 beim NATO-Gipfel im walisischen Newport (Gwent) ein internationales Militärbündnis gegen den IS, Die Internationale Allianz gegen den Islamischen Staat, ins Leben. Und fielen noch im selben Monat völkerrechtswidrig in Syrien ein. Die Gründungsmitglieder waren neben den Vereinigten Staaten auch Deutschland, das Vereinigte Königreich, Frankreich, Italien, Polen, Dänemark, Australien, Kanada und die Türkei. Hinzu kamen die Niederlande (Oktober 2014 bis Juli 2016) und später Belgien (seit Juni 2016), jeweils mit mehreren Jagdbombern des Typs F-16.

Auch unter den Augen von systemdienlichen Schreiberlingen in komfortablen Redaktionsstuben. Ihr Chorgesang mit dem Sie die Unrechtspolitik des Westens begleitete und begleiten, wollte und will gar nicht enden.

Als der Sturz des "Assad-Regimes" gründlich misslang, wurde ein neues Narrativ ausgegeben, nämlich die Bekämpfung des selbst ernannten "Islamischen Staates" (IS), der sich nach dem verheerenden US-Krieg mit seiner Coalition Of The Willing im Irak auch in Syrien ausgebreitet hatte. Zur angeblichen Bekämpfung des IS wurde u. a. die sogenannte "Freie Syrische Armee" aus dem Hut gezaubert: ein Magnet für Dschihadisten jeglicher Couleur*. In Wahrheit ging es um die Rekrutierung der Bodentruppen für die Drecksarbeit, während sie selbst mit Bombereinsätzen nach Maßgabe der von Deutschland gelieferten Zielkoordinaten Tod und Vertreibung brachten.

Und als Obama Syrien Konsequenzen bei Überschreitung für von ihm definierte rote Linien ankündigte, sie letztlich (Gott-sei-Dank) aber nicht umsetzte, wurde er von blutrünstigem Medienpersonal dafür übel gescholten! – Alles vergessen?

Der seit 2011 tobende Krieg in Syrien hat hunderttausenden Menschen das Leben gekostet und einen wahren Exodus von Flüchtlingen verursacht. Aus geopolitischer Rivalität haben zuerst Katar und später auch Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate im Verbund mit Großbritannien, Frankreich und den USA einen der brutalsten Kriege der Neuzeit entfacht, der unter anderem zu einem Magneten für Dschihadisten jeglicher Couleur wurde. Auch Deutschland und die Türkei hatten einen nicht zu verleugnenden Anteil an der versuchten Zerstörung der arabischen Republik Syrien, bis der Iran und vor drei Jahren auch Russland der syrischen Regierung von Baschar al-Assad zu Hilfe eilten.

Konsequent berichten die infragestehenden Medien bzw. Mitarbeiter von ihnen entsprechend nicht darüber, dass die USA und die Türkei in schönster Selbstherrlichkeit beschlossen haben, Teile Syriens und des Irak zusammenzulegen und als neuen Staat Kurdistan zu deklarieren – unter Verletzung aller einschlägigen Völkerrechtsnormen, versteht sich.

*Eine Auflistung der auch von Recep Tayyip Erdoğan für seine syrische Annektion eingesetzten Milizen ist hier zu finden: 26.10.2019 - Die "Armee Mohammeds" .

Zudem: Die Besatzer in Nordostsyrien annektieren nicht nur Syrisches Hoheitsgebiet, sie stehlen der rechtmäßigen Regierung der Arabischen Republik Syrien die Rohstoff-Einnahmen, die für den Wiederaufbau des Landes dringend notwendig sind.

Warum schreiben Marina Kormbaki und Jörg Kallmeyer, das RedaktionsNetzwerk Deutschland das alles nicht? Weil Sie devote Verbündete westlicher Unrechtspolitik sind, ihr fürchterlicher Propagandist.

[Mit Material von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam]

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Geschrieben von

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