Einen Klassiker der Science-Fiction-Literatur zu verfilmen, liegt voll im Trend. Apple TV traut sich jetzt sogar an Isaac Asimovs Foundation-Trilogie heran, die bisher noch niemand auf Leinwand oder Screen brachte. Roland Emmerich und Jonathan Nolan waren zwar schon einmal mit Planungen einer filmischen Umsetzung dieses gigantomanischen Stoffes betraut, daraus wurde aber nichts. Das Ziel ist aber auch hochgesteckt. Der komplette Foundation-Zyklus mit einer erzählten Zeit von immerhin mehr als 20.000 Jahren umfasst zahlreiche Romane sowie Kurzgeschichten und wurde nach Asimovs Tod sogar noch von einigen Genre-Größen literarisch fortgesetzt. Die zentrale Foundation-Trilogie, der Kern dieses wohl umfangreichsten und bedeutendsten Opus der SF-Literatur im 20. Jahrhundert, erzählt von einem intergalaktischen Imperium mit über 50 Millionen von Menschen bewohnten Planeten und dessen drohendem Untergang. Diesem soll durch eine Bibliothek des Wissens in einer abgelegenen Steinwüste an der Peripherie dieses Reiches entgegengewirkt werden.
Kopf dieses generationenübergreifenden Unterfangens, das von weitaus revolutionärerem Charakter ist, als es im ersten Moment den Anschein hat, ist Hari Seldon (Jared Harris), Erfinder der Psychohistorie, die es erlaubt, mittels mathematischer Berechnungen die Geschichte von ganzen Gesellschaften vorherzusehen.
Zu Beginn des Opus ist Gaal Dornick (Lou Llobell) an Seldons Seite, ein weiteres Mathematik-Genie, das zur meditativen Entspannung leise murmelnd vor sich hin rechnet, wenn es nachts seine Runden im raumschiffeigenen Schwimmbad dreht, und das als tragende Erzählstimme der Serie auftritt. In der literarischen Vorlage ist Gaal männlich, in der Filmadaption aber weiblich.
Eine weitere zentrale Rolle spielt Salvor Hardin (Leah Harvey) auf dem Planeten Terminus, wo die titelgebende Foundation-Wissensbibliothek angesiedelt ist und um den im Lauf der Serie heftig gekämpft wird. Auch diese Figur ist in der Serienversion weiblich, im Gegensatz zur Romanvorlage, wo fast alle wichtigen Personen Männer sind. Aber ein solches Multimillionen-Dollar-Projekt, das laut Serienmacher David S. Goyer, der schon die Drehbücher für Christopher Nolans Dark-Knight-Trilogie schrieb, perspektivisch acht Staffeln mit 80 Folgen umfassen soll, muss zeitgemäß umgesetzt werden und kann nicht ausschließlich weiße, männliche Figuren ins Zentrum der Handlung stellen.
Die ersten zwei Folgen der Serie, so heißt es, sollen Apple TV so viel gekostet haben wie sonst ein ganzer Film. Der aus Brooklyn stammende Isaac Asimov, damals 22 Jahre alt, erhielt 1942 für den ersten Text des ursprünglich aus vier Erzählungen bestehenden Foundation-Romans gerade mal 126 Dollar. Veröffentlicht wurden sie im legendären Science-Fiction-Magazin Astounding und erst 1951 als Buch. Die jetzt daraus gemachte Serie Foundation ist als bildmächtiges Weltraum-Epos inszeniert, das an einigen Stellen auch immer wieder an Star Wars erinnert. Kein Wunder, denn für George Lucas haben Isaac Asimovs Foundation-Romane motivisch maßgeblich zur Ausarbeitung seines Star-Wars-Universums beigetragen. Entsprechend gibt es hier eine ganze Kaste autoritärer Imperatoren, die sich durch Klonen selbst reproduzieren und als vor sich hin monologisierende Herrscher fast schon Shakespeare’sche Züge annehmen.
Daneben gibt es in dieser Serie Weltraumschlachten, riesige Schiffe, die mit ihren Passagieren im Kälteschlaf durch den Raum schießen, interplanetare religiöse Auseinandersetzungen, verwegene Siedler, konspirativ mordende Terroristen, in den Himmel wachsende gigantische Gebäude, loyale Soldaten, weltraumerprobte Haudegen, machtgierige Politiker und einen jahrtausendealten Androiden, der die politischen Ränkespiele steuert und dabei ziemlich menschlich ist. Apple TV geht es mit Foundation um nicht weniger als darum, eine stilprägende Serie im nach wie vor boomenden Science-Fiction-Genre als Flaggschiff seines Streaming-Dienstes zu etablieren.
Ob das gelingt, muss sich erst noch zeigen, denn natürlich arbeitet sich die Serie vor allem an der fast schon übermächtigen literarischen Vorlage ab. Wobei sich das Ergebnis absolut sehen lassen kann und man auf die noch kommenden Staffeln gespannt sein darf.
Kommentare 1
"Apple TV" gibts nicht, nicht in meiner durch Vermieter aufgezwungenen verkabelten Glotze und damit quasi verdoppelter GEZ-Gebühr, also dürfte Apple TV wohl ein falscher Name sein.
Die von John Shirley (von der legendären SF-Punkband "Sado-Nation") verfasste antifaschistische Trilogie "Eclipse" wurde auch nie verfilmt, aber wenn autonome Gelbwesten mitten in Paris richtig Krawall mach(t)en, erinnert(e) man sich wohlig an sie.
Leider werden auch die "Borribles" nie verfilmt, weil Hollywood die Rechte hat und leider werden auch nicht die "40 Tage des Musa Daghi" verfilmt; Mel Gibson und Sylvester Stalone wollten letzteres mal, aber Ankara hat gedroht, Hollywood komplett aus seine Kinos zu schmeissen, egol, es werden ja noch nicht mal Bücher über die anatolischen Völkermorde ins Deutsche übersetzt, die sich in Englisch sehr gut verkaufen; wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum man Wikipedia besser in Englisch lesen sollte.