Süchtig nach dem Stoff

Literatur Vladimir Sorokins neuer Roman „Telluria“ ist abermals eine abgedrehte Mischung aus Mittelalter und Science-Fiction
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 34/2015

Auch wenn Wladimir Putins derzeitige politische Ambitionen klar auf einen Erhalt des großrussischen Staatsgebildes zielen, lässt der Schriftsteller Vladimir Sorokin in seinem Zukunftsroman Telluria dieses Reich schon mal in jede Menge kleine Einzelteile zerfallen. Unter anderem gibt es da das „theokratischkommunofeudalistische“ Moskowien, eine repressive Diktatur, die von einer Mauer umgeben ist und von einem machthungrigen Herrscher regiert, den seine Untertanen einfach nur „Vampir“ nennen.

Die russische Wirklichkeit in eine groteske Fiktion zu übersetzen, das ist das Markenzeichen des 1955 in der Nähe von Moskau geborenen Vladimir Sorokin. Schon zu Sowjetzeiten war er mit dieser Art systemkritischer Romane das Enfant terrible der russischen Gege