Der Verlag, der zu Amazon Nein sagte

Bücher Der Verlag Edizioni E/O, der Elena Ferrante publiziert, akzeptiert die Forderungen von Amazon nicht. Zu hoch und unrentabel. Zu gefährlich für die Meinungsfreiheit

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Die Bücher des italienischen Verlags Edizioni E/O sind nun nicht mehr im Sortiment. Ein großes Geschäft ist der Buchmarkt für Amazon dennoch
Die Bücher des italienischen Verlags Edizioni E/O sind nun nicht mehr im Sortiment. Ein großes Geschäft ist der Buchmarkt für Amazon dennoch

Foto: Stephen Brashear/Getty Images

Diesmal endete der Streit mit einer Trennung. Der italienische Verlag von Elena Ferrante, die mit ihrem Roman Meine geniale Freundin und den weiteren Teilen des Zyklus Millionen Leser auch in Deutschland erreichte, hat bekanntgegeben, seine Kooperation mit dem Koloss Amazon eingestellt zu haben. Der Grund: die Rabatte, die Amazon dem Verlag abverlangte, seien inakzeptabel hoch und die Bedingungen zu unrentabel.

Die Gründer von Edizioni E/O, so der Name des italienischen Verlags, kritisierten in einer Meldung auf ihrer Webseite, dass die Politik von Amazon gegenüber den Verlegern zum Teil die Grenzen von Dumping erreicht habe, und wiesen auf die Gefahren des Monopols hin. „Die Verlage“ – so liest man in der Meldung – „benötigen ausreichende wirtschaftliche Margen, um in die Suche nach neuen Autoren und neuen Vorschlägen zu investieren. Sind diese Margen zu stark erodiert, drohen die Verlage zu verschwinden (zusammen mit den Buchhandlungen, den Autoren und der gesamten Buchwelt)." Und das wäre dann nicht nur eine Frage des Marktes, sondern auch eine der Meinungsfreiheit.

Für die Verlage ist Amazon zum unverzichtbaren Partner geworden, doch Streitigkeiten sind nicht neu. 2014 hatte die französische Gruppe Hachette erst nach einem erbitterten E-Book-Streit eine Vereinbarung mit dem E-Commerce Koloss gefunden. Für den mittelgroßen, unabhängigen Verlag aus Rom war es aber diesmal – trotz der miserablen Prognosen der Branche in Italien – einmal zu viel. Seine Bücher werden zukünftig auf Amazon nur über Dritthändler (das heißt zu ungünstigeren Bedingungen für den Kunden) zur Verfügung stehen. Alle Bücher von Edizioni E/O, die bei Amazon gelagert waren, wurden dem Verlag bereits zurückerstattet.

Für den Riesen aus Seattle ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Amazon wird seine aggressive Politik weiterführen und wahrscheinlich wird kein Verlag dem Beispiel von Edizioni E/O folgen – wenn er überhaupt konsequent bleibt und den Gesetzen des Marktes schließlich nicht doch noch erliegt. Fakt ist: die Leser in Italien, die die Bücher von Elena Ferrante und ihre neapolitanische Saga lesen möchten, mögen sich bitte beim Buchhändler vorstellen. Er wird sich freuen, der Verlag auch.

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