Von Frauen und Journalismus

Medien Redaktionen sind von Männern dominiert. Hat das eine Auswirkung auf die Themensetzung? Newsmavens versucht, das herauszufinden

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Von Frauen und Journalismus

Bild: Screenshot

Die MeToo-Bewegung, ursprünglich als Kampagne gegen den Sexismus entstanden, hat einen großen Vorzug gehabt: sie hat die Debatte um die gesellschaftliche Rolle (und Macht) der Frauen in den Mittelpunkt gerückt. Was dabei herauskommt, ist leider trostlos. Klar kann man fast mit Sicherheit sagen, dass Frauen heutzutage emanzipierter sind als vor wenigen Jahrzehnten, doch Führungspositionen in der Politik, in der akademischen Welt und in fast allen Bereichen der Wirtschaft sind immer noch von Männern dominiert.

Dazu gehört auch der Journalismus, auch wenn darüber selten gesprochen wird. Was natürlich nicht überrascht, denn: wenn Journalisten die Beobachter der Gesellschaft sind, wer beobachtet die Beobachter und, noch wichtiger, wer schreibt über sie? Laut der polnischen Journalistin Zuzanna Ziomecka betragen Frauen in den europäischen Redaktionen nur 27% der Entscheidungsträger. Das ist nicht nur ein Problem der Gleichberechtigung, sondern auch eins der journalistischen Narrative. Hat die männliche Dominanz in der Medienwelt eine Auswirkung auf das Agenda-Setting, das heißt auf die Themen, die der Öffentlichkeit vorgestellt werden? Es ist legitim, sich die Frage zu stellen, denn eine Antwort ist mangels Gegenerfahrungen nicht bekannt.

Das Projekt Newsmavens versucht eben, diese Lücke zu füllen. In Polen gestartet mit einer europäischen Dimension, veröffentlicht newsmavens.com Beiträge von Reporterinnen aus unterschiedlichen Ländern. Das Wichtigste dabei: die Themen, die von Politik bis zu Wirtschaft und Soziales reichen, werden nicht nur von Frauen geschrieben, sondern von Frauen selber bestimmt und dabei begründet. Bisher handelt es sich noch um ein kleines Projekt, doch das Experiment bietet einige interessante Denkanstöße. Zum Beispiel was die Themenauswahl angeht: weniger Berichterstattung zu Machtverhältnissen und starken Persönlichkeiten, mehr Platz für Kollektivität und Alltagspolitik. Am wichtigsten bleibt aber natürlich die Idee, die dahintersteckt. Und zwar, dass Geschlechtsgleichheit nicht nur eine Frage von Gerechtigkeit ist, sondern auch eine unterschiedliche Perspektive in die Politik, in die Wirtschaft, in die Akademie und schließlich auch in den Journalismus bringt – was nur zu einer besseren Qualität führen kann.

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