NS-Vergangenheit: Der Künstler als Opfer

Verantwortung Karriereschub oder Nötigungsnotstand: Veit Harlan musste sich für seinen „Jud-Süß“-Film vor Gericht verantworten. Sein Freispruch 1950 spaltete die deutsche Öffentlichkeit
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Veit Harlan unmittelbar nach seinem Freispruch
Veit Harlan unmittelbar nach seinem Freispruch

Foto: Bundesarchiv, Bild 183-R76220/CC BY-SA 3.0 de

In seinem neuen Film Taking Sides beschäftigt sich Regisseur István Szabó mit dem Fall Wilhelm Furtwängler. Gedreht nach einem Stück des britischen Dramatikers Ronald Harwood zeigt der Film die Vorbereitungen zu einem Prozess gegen den Star-Dirigenten des Dritten Reiches, zu dem es dann aber nie kam. Szabó inszeniert dies als Auseinandersetzung eines wenig kunstversierten amerikanischen Offiziers, der im zivilen Leben Versicherungsagent ist, und seinen deutschen Mitarbeitern, die, obwohl sie Kinder von Opfern des Nazi-Regimes sind, ihren Respekt vor dem großen Künstler nicht zurückstellen wollen. Wo der Film Ambivalenzen entdecken möchte, hat sich die Wirklichkeit deutlich entschieden:

Furtwängler, der nie Parteimitglied war, wurde nach