Winkelzüge der NS

Erklärungsnot Bis heute werden die KZ-Häftlinge, die von den Nazis „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ genannt wurden, nicht als Opfer anerkannt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 05/2017
Gefangene im Konzentrationslager Sachsenhausen, Dezember 1938
Gefangene im Konzentrationslager Sachsenhausen, Dezember 1938

Foto: United Archives International/Imago

Mein Onkel Ernst Nonnenmacher wurde 1908 als Kind einer ledigen Weißbüglerin geboren, er wuchs in Stuttgart unter elenden sozialen Bedingungen auf. Früh war er darauf angewiesen, durch kleinkriminelle Taten zum Unterhalt beizutragen. Als junger Mann verstand er sich als Proletarier und emotional der kommunistischen Bewegung zugehörig. Im sogenannten Berliner Blutmai 1929 entkam er knapp der Verhaftung. Er wurde mehrfach zu Kurzstrafen wegen (damals strafbarer) Bettelei, Diebstahl, Verstoß gegen die Meldegesetze und schließlich 1939 – er lebte in Notgemeinschaft mit Maria zusammen, die zeitweilig „anschaffen“ ging – wegen Zuhälterei in einem Verfahren ohne eigenen Rechtsbeistand zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Seine Strafe