Nur noch Zahlen, Daten, Fakten? Corona und die Gefahren des Glaubens an die Wissenschaft

Gesellschaft Was sagen Zahlen? Was sagen Daten? Leider sind diese nicht immer so eindeutig, wie manche sich das wünschen. Denn Wahrheit ist immer umkämpft
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 45/2022
Wer zählen kann, ist klar im Vorteil. Oder?
Wer zählen kann, ist klar im Vorteil. Oder?

Illustration: der Freitag

Kein Satz wurde in Zeiten der Pandemie häufiger strapaziert als dieser: „Die Wissenschaft sagt.“ Die Wissenschaft, ja die. Die Tücke liegt bereits im Singular. Er stellt einen Anspruch, der keinen Widerspruch duldet. Nur Ignorantinnen und Obskuranten stellen sich dem entgegen, versündigen sich wider die Wissenschaft.

Dieser Singular gibt vor, er hat eine totalitäre Note, weil er a priori andere Kenntnisse und Vorbringungen diskreditiert, diese seien nicht nur unrichtig (worüber sich streiten ließe), sie seien im wahrsten Wortsinn unmöglich. Und sie sind daher auch unmöglich zu machen. Das Verdikt schreit nach Exkommunikation. Schnell wird man zum Scharlatan, genauer gesagt zum Covidioten, zum Corona-Leugner. Und weil es solche schon geben