Zweifellos, die Pandemie hat auch den rechten Populismus auf dem falschen Fuß erwischt. Der erste Reflex führt meist dazu, sich hinter die Regierenden zu stellen. Doch wenn die Krise anhält und permanent wird, wie gestaltet sich die zweite oder dritte Reaktion? Noch dazu, wenn vieles, was heute unwidersprochen bleibt und politisch unumgänglich erscheint, sich rückblickend als Irreführung und Irrtum, Selbsttäuschung und Täuschung herausstellen sollte. Genau das wird der Fall sein. Die Pandemie wird Stimmungen und Stimmen noch mehr rotieren lassen, als dies schon bisher der Fall gewesen ist. Die Fluktuation wird zunehmen.
Proklamierte Abgesänge sind nicht nur verfrüht, sie sind auch falsch. Sooft in Österreich Jörg Haider totgesagt wurde und mit ihm die gesamte FPÖ, sooft haben sich solche Prognosen als falsch erwiesen. Für diverse Abstürze des Rechtspopulismus war dessen Personal mehr verantwortlich als dessen Gegner. Haiders manisch-depressives Naturell, Heinz-Christian Straches „Ibizagate“ oder noch mehr sein Griff in die Parteikasse haben unmittelbar mehr Schaden angerichtet als die Angriffe sämtlicher Feinde. Aber eben bloß unmittelbar! Solche Schädigungen waren vorübergehend, das heißt, sie berühren nicht die Substanz dieser Formierungen, sie verunsicherten nur kurzfristig das Publikum. In Österreich erholt sich die FPÖ zusehends von ihren selbstgemachten Schlappen. Aktuell wurde die Talsohle bereits durchschritten. Nach dem Politbarometer von Ende März liegt sie bei 18 bis 19 Prozent und damit nur knapp hinter den Sozialdemokraten mit dem Wert 22 bis 23.
Trump hätte siegen können
Selbst Donald Trump ist alles andere als erledigt. Wer die US-Wahlen von ihrer Bewegung und nicht vom Ergebnis her betrachtet, kann feststellen: Trump mobilisierte sowohl die Stimmen für Trump als auch für Biden. Biden mobilisierte gar nichts. Der Erfolg der Demokraten war letztlich einer der Gegenstimmen, nicht der Pro-Stimmen. Dass Trump unberechenbar ist, nehmen ihm seine potenziellen Wähler nicht übel, eher schon, dass er selbst nicht berechnend ist. Die Balance zwischen Bauch und Kalkül, die beherrscht Trump (anders als Putin, Orbán oder Erdoğan) einfach nicht. Hätte er demonstriert, dass auch die Deckung zu seinem Repertoire zählt, hätte er etwa eine andere Covid-Politik betrieben, wäre der Sieg bei der Präsidentenwahl an ihn gegangen. Doch dieser Typ ist völlig beratungsresistent, er kann sich überhaupt nicht im Zaum halten, geschweige denn im Zaum gehalten werden. Gegen Trump sprach also nicht seine verrückte Programmatik, sondern dass er ein übergeschnappter Kerl ist.
Aber wir wollen hier nicht in die Rolle des Politberaters schlüpfen und Ratschläge erteilen. Es ist jedenfalls nicht ausgeschlossen, dass nur die Episode zu Ende ist, nicht aber die populistische Phase der Vergangenheit angehört. Schon allein, dass die Republikaner ihren Wahlverlierer partout nicht abhalftern, zeigt, dass sie auf Trump nicht verzichten möchten, ja vielmehr auf ihn setzen. Sie wollen keinen Neustart, denn Trump ist der Neustart. Womöglich wurden die Trump-Jahre nur unterbrochen. Am Ende ist Donald Trump jedenfalls noch nicht, was zwar nichts über seine Qualität als Staatsmann aussagt, aber sehr wohl Auskunft gibt über die mentalen Verwüstungen der US-Amerikaner, vor allem der weißen Männer.
Nun ist das altbekannte demokratische Establishment wiederum an die Schaltstellen zurückgekehrt. Mehr wird trotz breit geschürter Zuversicht nicht sein, da mögen die PR-Agenturen beharrlich anderes verheißen. Aufbruch ist da keiner. Was die Demokraten und der gesamte Liberalismus aufzubieten haben, ist bloß Business as usual. Von der Welt- bis in die Sozialpolitik, selbst wenn letztere mehr keynesianische Aspekte aufweisen sollte. Viele hoffen jetzt gar auf eine nachholende Sozialdemokratisierung, auch das ist zu bezweifeln. Die gehypte 1.400-Dollar-Einmalzahlung für jeden Amerikaner mit geringem Einkommen ist ein lächerlicher, bestenfalls symbolischer Betrag. Aus „Yes, we can“ ist „I believe we can do it“ geworden.
Und Deutschland? Jedes Zwischentief der AfD wird gefeiert, als sei die Gefahr von rechts außen bereits gebannt, als stünde die Partei kurz vor ihrem Niedergang. Und doch sind es bloß konjunkturelle Einbrüche, die den Aufstieg dieser Formationen nun schon Jahre begleiten. Sie verweisen mehr auf Wachstumsschwierigkeiten als auf einen Niedergang. Auch die nur auf den ersten Blick mageren Ergebnisse in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben bewiesen, dass die AfD sich konsolidiert hat. Unter den gegebenen Voraussetzungen der Pandemie und angesichts der internen Turbulenzen ist das kein schlechtes Ergebnis für sie.
Deutschland ist vergleichsweise spät in diesen Prozess eingestiegen, dafür aber mit mehr Tempo. Die allseits verordnete Ächtung der AfD dient indes als Folie dafür, von sich selbst abzulenken. Um Menschen im Mittelmeer umkommen zu lassen, braucht es keine AfD, da reichen EU und Frontex. Um fremde Länder bombardierend zu befrieden, braucht es keine Nationalisten, das erledigen Internationalisten ebenso. Auch um Leute auf dem Arbeitsmarkt ständig zu drangsalieren, ist die herkömmliche politische Besatzung ausreichend. Da wird stets so getan, als sei die AfD eine Gegenwelt und nicht die Fortsetzung wie Zuspitzung des Gehabten. Das ist billig, wenn auch Konsens.
Folge der Verhältnisse
Der rechte Populismus ist nicht nur nicht am Ende, er kann unter diesen globalen Bedingungen gar nicht am Ende sein, weil gerade diese Bedingungen ihn immer wieder hervorbringen. Wenn man sich in der Kritik und auch in der Praxis auf etwas konzentrieren und kaprizieren sollte, dann auf diese Verhältnisse.
Autoritäre Charaktere sind nicht Kreationen der Rechten, es ist das gesellschaftliche Dasein, dessen Realitäten schaffende Struktur, die Menschen derart zurichtet. Wer zum Kapitalismus schweigt, hat auch zum grassierenden Populismus wenig zu sagen.
Wer auf Verhinderung anstatt auf Perspektive setzt, kann nichts gewinnen. Anti macht keine Emanzipation. Dieser Habitus bewirkt mehr Werbung als Schwächung, erhält der Gegner dadurch doch permanent Aufmerksamkeit. Wir machen ihn interessanter, als er ist. Derlei spiegelt eine sehr bescheidene Strategie. Solange das Universum des Kapitals nicht beseitigt werden kann, besteht keine Chance, den autoritären Keimen Einhalt zu gebieten, sie werden stets neu sprießen. Die populistischen Potenziale sind systemimmanent, nicht anti-systemisch, wie sie selbst suggerieren. So wird die konformistische Revolte unentwegt angeheizt. Zweifellos öffnen autoritäre Gepflogenheiten falsche Ventile, die unter dem Anbetungsgesetz stehende liberale Demokratie aber glaubt, dass solche nicht einmal nötig wären. Und die Linke weiß schon Jahrzehnte nicht, was sie tun soll, weil sie auch nicht mehr weiß, was sie will oder schlimmer noch: wollen darf. Sie ist zu einem wenig attraktiven Anhängsel des herrschenden Getriebes geworden. Selbstbewusstsein sieht anders aus. Eine Linke, die vor lauter Angst vor einem unterstellten Extremismus auf jede Radikalität verzichtet, sich gar als Verteidigerin des Status quo aufspielt, wird nie reüssieren können. Insofern ist Rot-Rot-Grün eine fade Angelegenheit, ihre Mobilisierungskraft auch deswegen gering, weil sie nichts aufzubieten vermag, was motivieren könnte. Sie ist Variation, nicht Alternative. Transformation ist ihr bloß Formel, leeres Gerede. Das spürt man auch. Im besten Fall ist man Avantgarde der nächsten, der digitalen Modernisierung. Wer braucht die eigentlich?
Aus der liberalen Dunkelkammer hören wir: Mehr als das, was wir haben, können wir nicht haben, daher sollen wir auch nicht mehr wollen. Unsere Kräfte sind im Abwehrkampf aller Demokraten gegen Populisten, Faschisten, Verschwörungstheoretiker und Querfrontler gut genutzt. Das ist allerdings nicht nur öde, es ist eine Kapitulation. Und keine gelinde Drohung, sondern eine grobe, betrachtet man die Zustände auf unserem Planeten. Gerade das „Weiter so“ führt in die Katastrophen, die man eigentlich verhindern möchte. Da nützt dann auch kein feierliches „Aber“. Die Modernisierung ist am Ende. Wir können sie uns auch gar nicht leisten. Das ist durchaus apodiktisch gemeint. Wer über einen Fluss springen will, darf keine kleinen Sprünge machen.
Kommentare 20
Wenn man alle Kritiker der herrschenden Meinung in die rechte Ecke schiebt, braucht man sich nicht wundern, wenn sie auch dort landen. "Gut so - nur ein Sack zum draufhauen."
Zitat: "Sooft in Österreich Jörg Haider totgesagt wurde und mit ihm die gesamte FPÖ, sooft haben sich solche Prognosen als falsch erwiesen. ... Autoritäre Charaktere sind nicht Kreationen der Rechten, es ist das gesellschaftliche Dasein, dessen Realitäten schaffende Struktur, die Menschen derart zurichtet. Wer zum Kapitalismus schweigt, hat auch zum grassierenden Populismus wenig zu sagen."
Das sehe ich ähnlich. Die FPÖ wäre mit ihrer neoliberal-konservativ-nationalistischen und autoritären Programmatik, die sich als "freiheitlich" tarnt, auch ohne einen Jörg Haider auf fruchtbaren Boden gefallen. Haider hat als charismatischer Redner den Nationalismus und Rechtspopulismus in Österreich aber mit Sicherheit sehr stark "beflügelt".
Niemand wird ernsthaft behaupten wollen, das Dritte Reich hätte es ohne Adolf Hitler nie gegeben, obwohl mit der Verwendung des Begriffes "Machtergreifung", der Ernennung zum Reichskanzler am 30. Jänner 1933, auch heute noch so getan wird. Hitler war bekanntlich ebenfalls ein äußerst charismatischer Redner, der aber ohne reiche und spendenfreudige Unterstützer aus der Großindustrie/Wirtschaft und vor allem ohne die anti-demokratische Geisteshaltung in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung nie dorthin gekommen wäre.
Für viele autoritätsgläubige Bürger in der Weimarer Republik war die liberale Demokratie Schuld am allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang und ihrer persönlichen sozialen/ökonomischen Misere und nicht etwa der Kapitalismus, der von vielen neoliberalen Dogmatikern heute als "Marktwirtschaft" verklärt wird, weil der Begriff Kapitalismus so ein "Gschmäckle" hat.
Man hüte sich aber vor einem Bezug zur Gegenwart!
"Um Menschen im Mittelmeer umkommen zu lassen, braucht es keine AfD, da reichen EU und Frontex. Um fremde Länder bombardierend zu befrieden, braucht es keine Nationalisten, das erledigen Internationalisten ebenso. Auch um Leute auf dem Arbeitsmarkt ständig zu drangsalieren, ist die herkömmliche politische Besatzung ausreichend. Da wird stets so getan, als sei die AfD eine Gegenwelt und nicht die Fortsetzung wie Zuspitzung des Gehabten."
oder
"Der rechte Populismus ist nicht nur nicht am Ende, er kann unter diesen globalen Bedingungen gar nicht am Ende sein, weil gerade diese Bedingungen ihn immer wieder hervorbringen."
Hervorragende Analyse und hervorragender Schreibstil. Das hat Kraft.
Man könnte das weiterverfolgen und würde dann womöglich bei der Wertkritik landen, z.B. bei streifzuege.org
Überhaupt könnte der Freitag sich gerne mehr grundlegenden Fragen widmen. Auch auf die Gefahr, den einen oder die andere Linksliberale (aka progressive Neoliberale) zu verschrecken.
Im Grossen und Ganzen finde ich den Artikel sehr gut und zutreffend. Nur eins gebe ich zu bedenken. Man sollte aufhören, "die Rechten" stereotyp als Populisten zu bezeichnen. Populist besagt gar nichts, das Wort ist einzig und allein zu einem diffusen Schimpfwort gemacht worden, um die Opposition am rechten Flügel auszugrenzen. Denn sich beim Volk anbiedern, das tun alle Parteien, ausnahmslos. Die politische Auseinandersetzung muss aber, wenn sie nach demokratischen Spielregeln stattfinden soll, allein mit inhaltlichen Themen geführt werden. Nur damit wird sich zeigen, ob die AfD in der Sacharbeit mithalten kann (und dann wäre sie eine seriöse Partei) oder ob sie kläglich scheitert.
Die Aussage des Autors, es brauche keine AfD, um Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen, dazu reichten schon die EU und Frontex, ist total richtig erkannt. Nur, dass (nach meiner Beobachtung) die AfD ja nicht will, dass Menschen ertrinken, sondern dass eine andere Politik betrieben wird, die die erbärmliche, beschämende Massenmigration schon verhindert, bevor es zu Toten kommt. Genauso wie Herr Orban weniger Schuld hat an den Toten im Mittelmeer als die Gemeinschaft der Demokraten, die in Brüssel das Sagen haben.
Anmerkung: Ich schreibe als neutraler Beobachter (vom Think Tank Phantastische Demokraten), nicht als Propagandist für eine bestimmte Partei. Ich finde aber, dass die Debatte wieder strikt nach den Regeln der Fairness geführt werden muss - sowohl von den Politikern als auch in den Medien von Journalisten und Publikum.
Der Politik fällt ja nichts anderes mehr ein.
Die Rechten sind Ausdruck von Angst. Wer vor einem "völlig neuen" Problem steht der fällt zuerst mal auf Bekanntes zurück.
Laschet zum Beispiel, dem fällt nichts anderes ein als die Rente mit 67 zu fordern und erinnert in diesem Kontext an Adenauer. Würde sagen ein Beispiel von Unsicherheit und fehlenden Perspektiven angesichts einer rasch sich wandelnden Gesellschaft infolge der technischen Revolution.
Der Abstand von der Politik zu den Menschen wird in dieser Planlosigkeit und dem Rückfall auf Schwarze Nullen, dem verzweifelten Festhalten am Generationenvertrag der Rentenversicherung, der Verteilung von Existenz sicherndem Einkommen nur über Arbeit, einem antiquierten Bildungssystem und einer Verwaltung die dem 19ten Jahrhundert näher ist als dem 21ten, all zu groß.
Eines hat aber die Entwicklung gezeigt: die Wissenschaft mischt immer deutlicher und intesiver die Karten in der Politik, was dieser zuweilen gar nicht gefällt. Die Hilflosigkeit, von Fakten korrigiert zu werden, durbricht das Paradigma was Bürger unter Führung verstehen und führt die Rechten in grasse Opposition zur Wissenschaft. Was nicht ist, das darf nicht sein, wie Kopernikus die runde Erde der flachen Scheibe einer allmächtigen Kirche entgegen setzte, oder Trump den "harmlosen Virus" den vielen Virustoten.
Über wissenschaftliche Fakten lässt sich eben nur mit Wissen diskutieren. Genau das verringert den Abstand der Politik zu seinen Bürgern nun wieder dramatisch. Die Unwissenheit wird all zu deutlich, sofern die Emotionen kontrolliert werden können, im Zeitalter des Internet. Wir sind aber eindeutig in der Wissensgesellschaft angekommen in der es für Politiker immer schwieriger wird sich auf die Unwissenheit der Bürger zu stützen.
Und Wissenschaft wird befeuert durch die Globalisierung von Informationen die jedem Bürger zur Verfügung stehen. Wie man da auf die Idee kommen kann den Bürger weiterhin vom politischen Entscheidungsprozess auszuschließen, erschließt sich mir nicht? Oder reichen Meinungsumfragen gar aus?
Was macht der Bürger wenn es außer Laschet und Söder, Habeck und Bärbock, Scholz und ? nichts anderes Angeboten wird? Was macht ein Vegetarier im Metzgerladen? Er enthält sich! Verfälscht das den Erfolg des Metzgers? Wohl nicht, denn Vegetarier ist ja gar nicht Teil seines Geschäftsmodells. So bleibt der Eine immer erfolgreich und der Andere, den gibt es gar nicht.
Und was es nicht gibt, warum sollte man darüber reden?
>>Ich schreibe als neutraler Beobachter...<<
Das könnte dir so passen. Der angeblich neutrale Beobachter schwebt über allem und blickt analysierend auf alle anderen herab. Diesen Posten kannst du vergessen! Sich selbst krönende Fürsten oder gar Götter kommen damit nicht durch.
Dein Think-Tank-Getue erinnert teilweise an Zeiten, die man nicht zwingend braucht:
>>Gewalttätige Übergriffe auf Polizeibeamte werden erheblich strenger bestraft als bisher. Polizeibeamte müssen zu den Besten des deutschen Volkes gehören.<<
Die "Besten des deutschen Volkes" waren schon mal zwölf Jahre zu lange an der Macht.
Gute Analyse. Auf den rechten Sack wird draufgehen, um abzulenken vom eigenen Handeln. Das war schon weit vor der "Pandemie" so.
Die "Linken" werden trefflich geschildert. Mit der Sammlungsbewegung Aufstehen unter Wagenknecht hatte ich Hoffnung, dass sich demokratisch etwas ändert. Man zog nicht mit. Einfaches Machtdenken ohne Veränderungswille, ohne Kratzen am System war der Grund für dieses Verhalten.
Was ist denn das für ein Erguss, Herr Achtermann. Ich will Ihrem wütenden Gezänk trotzdem antworten.
1. Ja, ich bin neutral, aber ich "schwebe nicht über allem", "kröne mich auch nicht als Fürst oder Gott". Lassen Sie doch solchen Blödsinn.
2. Ja, wir machen uns ständig eigene Gedanken zu Politik und Kultur, und wir haben unsere Gedanken aufgeschrieben und veröffentlicht. Deshalb nennen wir uns Think Tank. Das ist erlaubt und hat mit dem Nationalsozialismus nichts zu tun.Dass Ihnen nicht gefällt, was wir zur Gewalt gegen Polizeibeamte sagen, finde ich schade, gestehe ihnen aber selbstverständlich Ihre eigene Meinung zu - die ich gleichwohl bedenklich finde.
3. Die Nationalsozialisten habe ich nirgendwo und zu keiner Zeit als die "Besten des deutschen Volkes" bezeichnet.
@ Achtermann
Geht doch vor die Tür. Oder macht ein neues Blog auf.;)
Das Thema ist zu wichtig. Wollte gerade einen Kommentar reinstellen, der nicht in einem ’Zank-Strang‘ untergehen soll.
"... Aufstehen unter Wagenknecht hatte ich Hoffnung, dass sich demokratisch etwas ändert ..."
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Also Mitmachen (z.B. in den Themenkreisen). Zum Resignieren bleibt dann noch alle Zeit der Welt. Aber dann weiß man auch warum. Demokratie ist eine zähe Arbeit - und undankbar.
Interessanter Artikel. Treffende Beschreibung der Wirklichkeit.
Rechtspopulisten nutzen vor allem die Angst der Menschen und sie schüren sie noch, um Zustimmung für sich und ihre einfachen radikalen Lösungen zu generieren. Das ist gefährlich. Aber der derzeit stattfindende ‚Staatspopulismus‘ bzw der Populismus etlicher ihrer Akteure, findet kaum Beachtung.
Seit einem Jahr wird den Menschen vorsätzlich Angst gemacht. Das bekannte Strategiepapier des Bundesinnenministeriums weist auf Vorsatz hin. Und die meisten Medien finden es toll diese Kampagne mitzutragen und zu unterstützen.
Strategiepapier des BMI: >>Die „Urangst“ vor dem „Ersticken“ sollte thematisiert werden. Auch müsse deutlich gemacht werden, dass Kinder eine Gefahr für Erwachsene werden könnten: „Wenn sie dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, schuld daran zu sein, weil sie zum Beispiel vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.“<< FAZ
Die Strategie zur Pandemiebekämpfung setzt auf Angst und Grundrechtseinschränkungen, die 100 000tausende in die Insolvenz treiben und und weit mehr psychisch schädigen. Während die Vorsorge und die praktische Bekämpfung der Pandemie skandalös dilettantisch gemanagt wird. Vor diesem Dilettantismus und vor den Grundrechtseinschränkungen müssten die Menschen eigentlich Angst haben. Die Grundregeln, wie sie sich und andere schützen können, kennen sie ja.
Söder wird wahrscheinlich von Frau Merkel zum Kanzlerkandidaten erwählt. Ein talentierter Populist, der uns wahrscheinlich demnächst erklären wird, wie gut ein „Mega-Lockdown“ mit Mega-Grundrechtseinschränkungen doch für alle wäre ...
Dazu auch meine Blogs: Harter Lockdown. Was soll das? Und: Ausgangssperre gegen illegalen Spaß
Alles richtig, was Sie sagen. Sie machen sich wichtige Gedanken. Jetzt denn Think Tank kurz angeschaut. Machen Sie weiter. Da scheint Linie vorhanden zu sein. Die Achtermänner und Achterbahnen machen einen nur schwindlig und versuchen zu verwirren.
>>Die Strategie zur Pandemiebekämpfung setzt auf Angst und Grundrechtseinschränkungen, die 100 000tausende in die Insolvenz treiben und und weit mehr psychisch schädigen. Während die Vorsorge und die praktische Bekämpfung der Pandemie skandalös dilettantisch gemanagt wird.<<
Das ist auch mein Eindruck. Allerdings erkenne ich bisher noch nicht, weshalb die Angstmacher hunderttausende Insolvenzen in Kauf nehmen, Schullaufbahnen zerstören, eine gesunde psychische Entwicklung von Kindern verhindern etc. Dient diese Strategie nur der Umschichtung des Kapitals hin zu denen, die sowieso schon groß sind und aufgrund der Wirtschaftsweise des liberal-demokratischen Systems immer reicher werden und zunehmend Macht anhäufen? Wenn dem so wäre, wäre es ein Spiel mit dem Feuer, denn niemand weiß, welche emotionalisierte Gruppenausbrüche folgen können. Die Steuerbarkeit der Bevölkerung könnte an Grenzen stoßen.
Ja Wagenknecht ist eine der wenigen mit Profil. Vortastend und klug bringt sie berechtigte Kritik an.
Schauen wir mal mit Aufstehen. Danke. Ich bleib dran.
Warum diese Kollateralschäden, die ja schon lange bekannt und erwartbar sind, in Kauf genommen werden, ist mir auch nicht endgültig klar. Wenn man sich das Strategiepapier von Draghi mal anschaut, das, was er den Staaten im Auftrag von „Group of Thirty“ empfiehlt, könnte man auf ’dumme‘ Gedanken kommen:
„Die Regierungen werden zunehmend von einer breiten Unterstützung zu gezielteren Maßnahmen übergehen müssen. Das bedeutet, dass sie nicht versuchen sollten, den Status quo vor der Pandemie zu erhalten, sondern die Umverteilung von Ressourcen zu ermöglichen, die notwendig ist, damit die Volkswirtschaften fitter und stärker aus der Pandemie hervorgehen. Darüber hinaus sollten sie sich auf die Fähigkeiten des privaten Sektors verlassen, um die Unterstützung zu priorisieren und zu verwalten. Staatliche Eingriffe konzentrieren sich am besten auf die Behebung von Marktversagen und auf die Steuerung des Tempos der notwendigen kreativen Zerstörung. Wo sie handeln, sollten die politischen Entscheidungsträger bereit sein, bei den von ihnen eingesetzten Instrumenten kreativ zu sein.”
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Ich vermute, die meisten Akteure sind einfach nur hilflos und halten sich daher gutgläubig an die Ratschläge der Berater. Wer sind die aber? Das wäre doch mal interessant zu erfahren.
Und ich glaube auch, dass es ein Spiel mit dem Feuer ist. Die Pandemie wird wohl noch bis zur Bundestagswahl gestreckt um die End-Analyse der Kollateralschäden hinauszuzögern.
Warum macht sich jetzt auch der Freitag das irreführende Vokabular vieler (rechter) Medien zu eigen? "Rechtspopulismus" ist eine Verniedlichung dessen, was in ehrlichen Debatten 'Rechtsextremismus' oder '(Proto-)Faschismus' heißt. Der 'Liberalismus' ist nicht kraftlos, sondern wurde seit den 70ern weitgehend beseitigt, ersetzt durch einen zunehmend autoritären Neoliberalismus, der im Effekt nicht liberal, sondern erzkonservativ ist.Ein Liberalismus, der diesen Namen verdient, wäre heute radikal ökologisch und würde Wohlhabende sehr viel höher besteuern. Sein Ziel ist Chancengleichheit, und die kann es bei eskalierender Klimakrise und extremer sozialer Ungleichheit nicht geben. Liberalismus heißt klare, wo nötig strenge Regeln, die für Alle gelten und konsequent durchgesetzt werden. Wenn es starke liberale Kräfte in der Politik gäbe, wären die ein natürlicher Bündnispartner für die heutige Linke. Aber es gibt sie nicht - stattdessen okkupieren (rechts-)konservative Parteien wie die FDP oder die US-Demokraten diesen wichtigen Begriff.Das Fataledaran: Wenn die angeblich 'Liberalen' abgewirtschaftet haben und unfähig sind, die großen Probleme der Gegenwart auch nur anzupacken (von lösen ganz zu schweigen), und die Linke viel zu schwach und zersplittert ist, um gesamtgesellschaftlich wirksam zu sein - dann bleibt als Alternative wirklich nur noch die (extreme) Rechte. Diese als 'Populisten' zu verharmlosen, macht sie salonfähig und ebnet ihr den Weg in die gefühlte und mediale 'Mitte der Gesellschaft'. Dass Springer und andere rechte Medien dieses Spiel betreiben, ist wenig überraschend - beim Freitag würde ich Anderes erwarten.(Sagt mal, Ihr diskutiert ernsthaft noch über Wagenknecht und 'Aufstehen'? Das ist doch nun wirklich Schnee von vorgestern. Ihr Ansatz ist auf ganzer Linie gescheitert, aus und vorbei, Zeit für neue Projekte. Eine "linke" Bewegung, die die eigenen Prinzipien über Bord wirft, kann halt nicht funktionieren.)
(och nöö, muss das sein, dass Absätze beim Posten verschwinden?)
Über diese neuen Begriffe wie "Rechtspopulismus" oder auch "Zivilgesellschaft" sollte man gelegentlich mal weiter nachdenken bzw. ihre Herkunft ergründen. Einstweilen scheint es mir generell hilfreich, wenn man Roß und Reiter beim Namen nennt.