Er war Rambo

Kosovo Für die einen ist Premier Haradinaj ein heldenhafter Volksbefreier, für die anderen ein skrupelloser Clan-Chef
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 12/2018

In einer sterilen, abgedunkelten Lounge-Bar, gelegen im obersten Stock eines Shoppingcenters, sitzt einer, der einmal Soldat war und heute Slim-Fit Anzüge trägt. Ibrahim Selmanaj nippt an einem Mineralwasser und blickt hinaus auf die dunkle, unbeleuchtete Hauptstraße, wo der Platzregen auf den Asphalt trommelt. Die Bar liegt in einem Vorort von Peja, einer Stadt im Westkosovo an der Grenze zu Montenegro, umgeben von schneebedeckten Bergkuppen und schroffen Gebirgszügen. Die Hauptstadt Pristina ist über eine Stunde Autofahrt entfernt. Dort wurde vor einem halben Jahr ein Mann zum Premierminister ernannt, mit dem Selmanaj Seite an Seite im Kosovo-Krieg gekämpft hat und der heute, 20 Jahre später, der vermutlich umstrittenste Politiker des ganzen Landes ist: