Verlorene Söhne

Kosovo Frau Qerkezi hatte einen Mann, sie hatte vier Söhne. Die Familie betrieb einen Imbiss. Man lebte. Dann kam der Krieg
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 12/2017

Artan startet den Motor und lenkt den Opel Kadett aus der Garage, wie es ihm die Soldaten befehlen. Einer davon kommt ihm bekannt vor. Dragan R. hat früher im Kulturzentrum von Gjakova gearbeitet. Jetzt trägt er eine Uniform und hat ein Maschinengewehr umgehängt. Er befiehlt der Familie, in den Keller zu gehen. Neben seinen drei Brüdern sind da noch seine Mutter Ferdone, der Vater Halim, Verwandte und Nachbarn. Die Soldaten bestellen Schnaps, aber die Qerkezis haben keinen zu Hause. Sie sind Muslime. Die Soldaten feixen: „In eurem Imbiss schenkt ihr doch auch Alkohol aus, warum nicht hier?“ Dann eben Kaffee. Der Soldat, der einen Kaffee mit wenig Zucker bestellt hat, schimpft: „Da ist nicht genug Zucker drin!“ Am Abend müssen alle Männe