Darf man sich mit Sophie Scholl vergleichen?

Geschichte Zwischen den Corona-Protesten und dem Widerstand zur NS-Zeit besteht selbstverständlich ein Unterschied, sagt die Historikerin Frauke Geyken
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 49/2020
Darf man sich mit Sophie Scholl vergleichen?

Collage: Ira Bolsinger für der Freitag, Foto: Imago Images

Sophie Scholl wurde geköpft, weil sie das tat, was Jana aus Kassel auch getan hat: protestieren. Die Guillotine macht den Unterschied, das ist doch gar nicht so schwer zu verstehen. Sophie Scholl leistete Widerstand in einer Diktatur, deren Alltag von Anfang an durch Gewalt und Terror geprägt war. Durch willkürliches Handeln Angst und Schrecken zu verbreiten, das war für die „Regierung der nationalen Erhebung“ ein probates Mittel, um die Bevölkerung in einen Zustand permanenter Unsicherheit zu versetzen: Wann bin ich dran? Wann, mit welchem fatalen Satz drohen mir Gefängnis, Folter und KZ? Und das alles in einem scheinbar, vorgeblich legalen Rahmen, denn Protest gegen diese Regierung war nicht nur nicht erwünscht, er war gesetzlich verboten. D