Feminismus mangelhaft

Leidig Schon Simone de Beauvoir wurde vorgehalten, ihre Heldinnen seien nicht heldenhaft genug. Nun hat es Gertraud Klemm getroffen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 43/2015

Simone de Beauvoirs Protagonistinnen sind fürwahr keine Heldinnen. Alle sind sie mehr oder weniger vom Wahnsinn bedroht, auf bestem Weg in die Neurose, weil sie darstellen müssen, was sie nicht sind; ein Leben führen müssen, das ihnen nicht entspricht. „Ich zeige“, sagt de Beauvoir, „Frauen, wie sie sind, als zerrissene Menschen, und nicht, wie sie sein sollen.“

Das hat der Ikone des Nachkriegsfeminismus, der Autorin von Das andere Geschlecht, bisweilen den Vorwurf eingebracht, nicht feministisch genug zu sein. Dieser Vorwurf wird nicht alt, über die Jahre hat er sich im Wortlaut kaum verändert, wenn Frauen über Frauen schreiben, die an ihrem Leben zu zerbrechen drohen. Sei es bei Gabriele Wohmann oder Annika Reich. Besonders hart h