Autonome Nationalisten

Nationalisten Autonome Nationalisten – Die Modernisierung neofaschistischer Jugendkultur

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Der Besuch einer linken, antifaschistischen oder auch antimilitaristischen Demo ist häufig geprägt durch ein buntes Gewirr an Outfits, eine Gruppe sticht aber bei jeder Demo heraus, der sogenannte Schwarze Block. In den letzten Jahren konnte man sich aber nicht mehr sicher sein, ob der schwarze Block, den man bei Demonstrationen sieht, wirklich der politischen Linken angehört, die politische Rechte hat diese Form der Demonstration übernommen.

Der Anfang der Kurzbeschreibung des Buchs “Autonome Nationalisten – Die Modernisierung neofaschistischer Jugendkultur”, ist daher mehr als treffend:

Ein »Schwarzer Block«, Basecaps, dunkle Kleidung und Parolen wie »Fight the system!« – die Verwirrung ist groß, seitdem vor einigen Jahren erstmals »Autonome Nationalisten« (AN) auf Neonazi-Aufmärschen zu beobachten waren. Es handelt sich um eine Strömung in der militanten Neonaziszene, die sich diverser Symbole, Codes und Sprachformen bedient, die bisher in der Linken verortet waren.

Autonom und Rechts

Christoph Schulze, neben Jürgen Peters, ist einer der beiden Herausgeber des Buchs und trägt zum Gesamtwerk eine Einleitung bei, die die Entwicklung der Szene, ihre Entstehungsgeschichte und ihre politischen Positionen deutlich darstellt. Daniel Schlüter beschreibt in seinem Beitrag die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Szene und kommt zu einem spannenden Ergebnis:

Die Positionen der ‚Autonomen Nationalisten‘ sind in ihrer Gesamtheit weniger als in sich geschlossenes theoretisches Konzept oder Strategie, sondern als Ausdruck einer Suchbewegung zu verstehen, in der Vorstellungen und Zielsetzungen auf ihre Übereinstimmung mit den Grundelementen nationalsozialistischer Ideologie und auf ihre praktische Brauchbarkeit hin überprüft werden.(S. 25)

Jan Raabe untersucht anschließend die Wende in der musikalischen “Kultur” der Neonaziszene und die Gründe für die Veränderungen. Einer der spannensten Beiträge stammt von David Begrich, der sich die Frage stellt warum und ob die Neonazis ihre Aktionsform von der Linken übernommen haben. Er zieht den Schluss, dass die ANs sich ähnlich wie die SA in der Weimarer Republik, an die Symbolik der Linken annähern um diese zu provozieren und eigene Anhänger zu gewinnen. Er kritisiert aber auch die Linke, dafür dass sie der Rechten die Möglichkeit gegeben hat, ihren Stil zu kopieren:

Dort wo die Aktionsform vor ihrer inhaltlichen Einbindung steht, wird sie sinnentleert und somit enteigenbar. Wo jedoch Inhalt und Form eine Deckungsgleichheit aufweisen, ist eine entwendende Übernahme durch Neonazis unmöglich. (S. 36)

Jürgen Peters und Tomas Sager widmen sich einem der wichtigsten Themen für eine Diskussion um Einfluss der „Autonomen Nationalisten“ innerhalb der rechten Szene. Sie zeichnen das Bild von Rechten, die sich bürgernah geben und jenen, die auf Straßenkampf und Gewalt setzen und damit die Taktik der SA in ihren Grundfesten übernehmen. Der letzte Beitrag stammt von Johannes Lohmann und beschreibt am Beispiel der „Autonomen Nationalisten Pulheim“ warum rechte Gruppen es in kleineren Städten eher schwer haben.

Im Schlusswort fassen die Herausgeber das Fazit der Broschüre nochmal zusammen und erkennen, dass „Autonome Nationalisten“ gefangen sind in ihrem eigenen Widerspruch, aber sie auch die Möglichkeit haben für Linke und AntifaschistInnen eine Gefahr zu sein.

Für alle die Interesse an der rechten Szene und deren Entwicklung haben ist das Buch eine große Bereicherung, das Format und die wenigen Seiten machen es zu einem idealen Buch, für alle die sich während Bus- und Zugfahrten bilden wollen.http://www.assoc-amazon.de/e/ir?t=diefreihe-21&l=as2&o=3&a=389771101X

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden