Demokratie und Grundbedürfnisse- Probleme des neuen Afghanistans

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Afghanistan ist ein Land, das schon seit Jahren Verwüstung, Kriege und Gewalt überstehen musste. 2001 wollten die Mitglieder der Nato dies ändern, um erstens die Taliban, welche man verdächtigte mit den Terroristen des 11. September in Verbindung zu stehen, zu stürzen. Man wollte Afghanistan von den Taliban befreien, da diese nicht nur die Menschenrechte ignorierten(wie China, Saudi Arabien oder auch Russland), sondern diese sich zweitens auch nicht dem Willen der Amerikaner beugten.
Zudem wollte man den Afghani Demokratie bringen, was durchaus eine ehrbare Idee ist, jedoch auch ein sehr gewagtes Unterfangen, da ein Volk den Weg zur Demokratie am sichersten von allein geht, wie die Geschichte uns zeigt.
Mit diesem Vorhaben begonnen und die Taliban vertrieben, befinden wir uns nun im Jahre 2009, dem Jahr, in dem die afghanischen Präsidentschaftswahlen stattfinden sollten.
Bei der ersten Wahl, bei der es schon zu massenhaftem Betrug kam, fand man heraus, dass kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht hatte und es somit zu Stichwahlen zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen kommen musste, nämlich Hamid Karsai, dem Präsidenten, und Abdullah Abdullah, dem ehemaligen Aussenminister.
Karsai, der Sohn eines einflussreichen patschunischen Stammesführers, kann sich auf fast alle Patschunen verlassen, da in Afghanistan die Volksgruppe immer noch sehr wichtig ist.
Dies alles wäre keine größere Aufregung wert, hätte Abdullah, der vom Westen bevorzugte Kandidat, nicht gesagt, dass er nicht mehr zur Wahl antritt, da er nicht an einen fairen Wahlvorgang glaubt. Das Problem an diesem Punkt ist, dass man sich nun fragen muss, wer gegen Karsai antreten sollte, wenn selbst ein so bekannter Politiker wie Abdullah dies nicht wagt? Und was passiert, wenn sich so etwas in vier Jahren wiederholt? Gleitet Afghanistan dann in eine "Ein-Personen-Demokratie" ab? Wird das Land dann noch mehr von Korruption und Machtmissbrauch durchsetzt sein? Es ist problematisch, dass eine "perfekte" Demokratie im Vordergrund steht, da man sich fragen sollte, wie wichtig den Afghani selbst die Demokratie ist in einer Zeit, in der nicht einmal ihre Grundbedürfnisse wirklich erfüllt sind?
Man sollte bedenken, dass erst wenn der Mensch genug zum Leben hat, er sich wirklich Gedanken machen kann über Demokratie und Freiheit. Zuvor ist das Überleben wichtiger. Wenn man die (Lebens-)Situation verbessert, würde das auch den Rückgang der Korruption fördern. Und für den Fall, dass nicht noch mehr Afghani dem Krieg zum Opfer fallen und es wieder genug Nahrung, fließendes Wasser und eine gute Infrastruktur gibt, werden die Afghani sich von den Taliban abwenden. Viele stehen ihnen nahe, da die Taliban und die Drogenbarone im Verhältnis sehr gut zahlen. Somit sollte der Westen den Afghani helfen, die Grundbedürfnisse zu sichern, bevor man versucht, die "perfekte Demokratie" zu schaffen.
Auch sollten sich die Regierenden der Natoländer fragen, ob es nicht wichtiger ist, erstmal diese Ziele zu erreichen. Da eine Demokratie nicht viel Sinn hat, ohne Bürger, die Teil dieser Demokratie sind.

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