Pazifismus in der heutigen Zeit - ist er überhaupt noch möglich`?

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Der Pazifismus ist die Einstellung einer Person zur Lösung von Konflikten mit friedlichen Mitteln. Der Krieg ist kein Mittel der Konfliktlösung und ist niemals gerecht, dasselbe gilt für jede andere Form von Gewalt. Woher stammt nun der Pazifismus?
Über den Ursprung des Pazifismus kann man keine genaueren Angaben machen. Bekannt ist jedoch, dass wir in allen Werken der drei großen monotheistischen Religion Zitate finden, die für eine pazifistische Einstellung dieser Religionen sprechen, was jeden Krieg auf dieser Grundlage als Lüge kennenzeichnet.

"Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen." - Matthäus 5,44

Jedesmal, als sie ein Feuer zum Krieg angezündet haben, hat Allah es ausgelöscht. Und sie bemühen sich auf der Erde um Verderben. Doch Allah liebt nicht die Verderben-Anrichtenden. (Sure al-Mâ'ida: 64 aus dem Koran)

„Am Ende der Tage wird es geschehen: […] von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort. Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg. Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn.“(Aus dem Tanach)


Doch auch in den asiatischen Kulturen wurde schon von langer Zeit der Pazifismus als einziger Weg erkannt. Konfuzius sah dies schon früh und sprach von innerem und äußeren Frieden, der erreicht werden muss.
Doch was ist mit dem Pazifismus in der heutigen Zeit?
In Deutschland wurde nach dem zweiten Weltkrieg als allgemein gültig anerkannt, dass nie wieder ein Krieg von deutschem Boden ausgehen sollte. Im Jahre 1999 griffen deutsche Soldaten zusammen mit Soldaten aus anderen Nato-Staaten den Kosovo an. Bei diesem Angriff handelt es sich um einen Angriffskrieg, welcher völkerrechtlich verboten war und der von keiner Resulotion des Sicherheitsrates gerechtfertigt wurde.

Kurt Tucholsky hatte doch Recht: Leute,die zum Töten ausgebildet werden, werden auch irgendwann zum Töten eingesetzt. Nach dem 2.Weltkrieg wollte kein Deutscher mehr eine Waffe in die Hand nehmen. Was ist von dieser Haltung übriggeblieben? Eine hochgerüstete Armee, die an Agressionshandlungen teilnimmt.(Peter Müller, "Sächsische Zeitung" zum Kosovo-Krieg 1999)

Auch begannen die wirklichen Kriegshandlungen erst durch den Angriff der Nato-Truppen und nicht bevor diese in den Kosovo einfielen. In Afghanistan und im Irak stieg die Zahl der Toten erst nach dem Einfall der Truppen unter amerikanischen Kommando, im Irak herrschte vorher nicht annähernd eine kriegsähnliche Situation. Dieser wurde aufgrund von gefälschten Beweisen angegriffen. Doch während sich zu Beginn dieser Kriege noch viel Widerstand dagegen geziegt hat, ist dieser inzwischen fast vollständig erloschen. Doch wie kann es sein, dass in Deutschland die Öffentlichkeit nicht mehr auf die Straßen geht, um gegen den Krieg zu demonstrieren und zu zeigen, dass wir aus unserer Geschichte gelernt haben. Der Großteil der deutschen Bevölkerung steht dem Krieg in Afghanistan kritisch gegenüber, doch leider wird diese Haltung zumeist nicht laut verkündet, wodurch sich die deutschen Truppen weiter am Krieg beteiligen.
Doch nicht überall wurden die Lehren aus den Weltkriegen vergessen. Mit Ghandi hat die Geschichte ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Pazifismus und ziviler Ungehorsam weit schneller zur Lösung von Konflikten führen können. Sogar im Nahostkonflikt beginnt auf beiden Seiten langsam die Erkenntnis zu reifen, dass dieser Konflikt durch Waffengewalt nicht beendet werden kann. Demonstrationen wie in Nilin und Bilin zeugen davon, dass es nur durch friedlichen Widerstand zu einer Lösung dieses Konfliktes kommen kann. Während in Deutschland anscheind vergessen wurde, dass der Krieg niemals ein Mittel der Konfliktlösung ist, scheint diese Erkenntnis in anderen Ländern zu reifen. In Deutschland ist die Zeit des Pazifismus nicht vorbei, wir müssen uns nur wieder klar werden, dass "Jeder Krieg eine Niederlage des menschlichen Geistes ist" (wie Henry Miller schon vor einigen Jahrzenten erkannt hat) und durch militärische Mittel nur weitere Aggressionen geschürt werden. Deutschland braucht wieder eine Öffentlichkeit, die sich klar für den Frieden ausspricht und klar benennt, dass Gewalt nur Gegengewalt erzeugt! Denn Krieg führen bringt nur Unmengen von Verlierern und

"Kein Krieg kann je gewonnen werden!"(Konstantin Wecker)

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