Rebellion, Kapitulation, Ausverkauf

Die griechische Tragödie Groß war der Jubel als SYRIZA im vergangenen Januar die griechischen Wahlen gewinnen konnte, eine Zeitwende schien eingeleitet, doch seitdem hat sich viel verändert.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

SYRIZA ist nicht mehr die Stimme der Hoffnung, sondern ein Symbol für Enttäuschung, für manch gar Symbol des Verrats, denn das Troika-Diktat wurde nicht gestoppt, geschweige den beendet und die Armut geht weiter.

In dieser Situation haben Nikos Chilas, griechischer Journalist, und Winfried Wolf, Chefredakteur von „Lunapark 21“, ein Buch geschrieben mit dem Titel „Die griechische Tragödie – Rebellion, Kapitulation, Ausverkauf“. Detailliert beschreiben sie wie nach der Wahl 2015 „ein Geist der Rebellion über das Land“ wehte und wie von manchen ein griechischer Frühling kommen gesehen wurde. Die Hoffnung des Bruchs mit der Troika wurde in den ersten Tagen durch viele Gesten genährt und geschürt eine Politik der Symbole umgesetzt, doch als die Unterstützung der anderen südeuropäischen Staaten wie auch die Russlands und Chinas ausblieb, verflog die Euphorie. „Mit dem Referendum… erlebte die Rebellion eine ebenso unerwartete wie mächtige Aufwallung… Dessen Wirkung löste sich aber nur wenige Tage später in Luft auf, als Tsipras bei einem Gipfeltreffen in Brüssel alle wesentlichen Bedingungen der Gläubiger akzeptierte. Der letzte Widerstand war gebrochen. Die Rebellion war zur Kapitulation verkommen“ so schreiben die Autoren zum Ende des zweiten Kapitels. In den folgenden Kapiteln erfolgte eine ausführliche Auseinandersetzung mit den Ursachen der griechischen Krise, den Wirkmechanismen der europäischen Union und der Rolle des deutschen Kapitals in beidem. Auch die Rolle der Bundesregierung wie auch die der deutschen Medien im Umgang mit Griechenland sowie SYRIZA wird unter die Luppe genommen. Wirtschaftliche Fakten werden dabei ebenso anschaulich wie plausibel dargestellt, dabei wird auch auf die Rolle der griechischen Eliten und damit auch der Redereien eingegangen.
Ein Kapitel wird Großaufträgen, wie auch der Debatte um Korruption gewidmet, entgegen des deutschen Mythos ist es nämlich nicht alleine Griechenland, in welchem Korruption herrscht, sondern auch der Rest der EU, denn es sind europäische Unternehmen, die sich fleißig an Korruption und Bestechung beteiligten.
Eine besondere Rolle spielt in dem Buch natürlich die griechische Linkspartei SYRIZA, die sich von der basisdemokratischen linksradikalen Alternative hin zu einer Partei entwickelt, die „das Parlament zu einer Maschinerie degradiert, die ausschließlich die Maßnahmen der Gläubiger durchboxt“. Trotz allem bleibt Hoffnung und unsere Solidarität eine Waffe im Kampf gegen das neoliberale Spardiktat, die deutsche Wirtschaftdominanz und der Kampf für eine andere Welt.
Nikos Chilas und Winfried Wolf haben das wohl lesenswerteste Buch zur Rolle von SYRIZA,der Troika und der EU in Griechenland geschrieben, was aktuell auf dem Markt ist, daher scheint hier eine Leseempfehlung pflicht. Bestellen kann man es hier.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden