Reichtum macht glücklich? Gleichheit = Glück!

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Eine Gesellschaft, in der jeder jedem vertrauen kann, es keine gesundheitlichen und sozialen Probleme gibt, keine Kriminalität, keine Notwendigkeit, sich auf eine Prügelei vorzubereiten, in der unsere Kinder bestens versorgt sind, in der wir keine Angst haben, in der es Gleichberechtigung von Frau und Mann gibt, in der Menschen den notleidenden Menschen der Welt helfen, in der beste Bildung für alle verfügbar ist – Das ist die Utopie für eine glückliche Welt.
Betrachten wir jede einzelne Komponente dieser Utopie und ordnen sie statistisch ein, dann entsteht plötzlich eine berechenbare Darstellung von Glück, die allerdings ausschließlich für die Industrieländer gilt. Die Untersuchung dieser Glückskomponenten hat Richard Wilkinson und Kate Pickett zu der Erkenntnis geführt, dass nahezu alle Kriterien für gesellschaftliches Glück in Korrelation stehen zur Einkommensverteilung in einer Gesellschaft. Diese Erkenntnis war für die Autoren erstmal überraschend. Und auch beim Lesen ihres Buches „Gleichheit ist Glück“ überrascht der direkte Zusammenhang zwischen der Einkommensverteilung in einer Gesellschaft und einer „Glücksstatistik“ immer wieder.

Dabei zeigen die Zusammenhänge, dass das gesellschaftliche Glück in Gesellschaften mit wenig Einkommensungleichheit für alle Menschen aus allen Schichten größer ist. Dadurch wird die gesamte Untersuchung von Wilkinson und Pickett zu einem Plädoyer für eine Gesellschaft, in der die Einkommensdifferenz zwischen den reichsten 20 % und den ärmsten 20 % einer Gesellschaft möglichst gering ist.

Diese Erkenntnis einer Korrelation zwischen „Glück“ und Einkommensgleichheit führt bei Wilkinson und Pickett zur Kritik des heutigen Wirtschaftssystems. Ohne ein geschlossenes politisches Programm formulieren zu können, entwickeln Wilkinson und Pickett eine Vielzahl von Forderungen, die sich alle um das Thema Einkommensverteilung und Wirtschaftsorganisation drehen. Dazu gehören Forderungen nach Arbeitnehmerbeteiligung in den Industrien, nach höheren Spitzensätzen der Einkommenssteuer, nach dem Ende des Zwangs zum ewigen Wachstum und zur sinnlosen Konsumkonkurrenz.
Die Stärke des Buches ist aber nicht die Qualität dieser politischen Forderungen, sondern der neue Blickwinkel auf Gesellschaft und gesellschaftliches Glück: Die „gleiche“ Gesellschaft schärft den Blick für den Wert des Menschen, nicht seines Einkommens. Eine weniger ungleiche Gesellschaft ist daher die glücklichere Gesellschaft.
„Nur wo in Geldfragen Gleichheit herrscht, kann das Verdienst hervorleuchten.“
(S. 266)


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