Solidarität und Freiheit - Leben unter Zwängen und Egoismus

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Wir leben in einer Welt, in der wir weder die komplette Freiheit des Einzelnen finden können, noch leben wir in einer Welt, die durch ein solidarisches Miteinander gepägt ist. Die Gesellschaft, in der wir leben, ist geprägt von Zwängen und des Verlustes der persönlichen Freiheit des Einzelnen.
Der Mensch ist nur auf den ersten Blick frei, denn wir finden uns in zuvielen Situationen unseres Lebens umgeben von Zwängen und Pflichten. Wir mögen die Auswahl haben, zu entscheiden was wir tun, doch haben wir nicht die Möglichkeit, nichts zu tun, wenn uns dies beliebt. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten Hartz4-Regelungen, welche dem Individuum die Entscheidung bieten, eine Arbeit anzunehmen oder mit weniger Geld zu leben, nicht aber die Möglichkeit auf beides zu "verzichten". Es bestehen somit nur Auswahlmöglichkeiten, aber keine Freiheit. Frei wäre der Bürger, wenn er entscheiden könnte, diese beiden Möglichkeiten auch abzulehnen, wie es z.B. bei einem bedingungslosen Grundeinkommen der Fall wäre. Auch in anderen Bereichen verlieren wir an Freiheit, wenn wir gezwungen sind, unsere Daten überwachen zu lassen und somit auch private Geheimnisse frei geben müssen, ohne dies zu wollen.
Doch was bedeutet Freiheit?

"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will."(Jean-Jacques Rousseau)

Wenn wir uns nun an diese Erklärung zur Freiheit halten, könnten wir es nicht gut heißen, wenn einem nur ein Entscheidungspielraum gelassen wird, nicht aber die Möglichkeit diesen abzulehnen.
Die Gesellschaft in der wir heute leben, basiert nicht mehr auf einem solidarischen Miteinander, sie basiert auf den Pflichten des Einzelnen, welcher für die Gesellschaft mit Sorge tragen muss. Eine solidarische Gesellschaft hätten wir, wenn die Gesellschaft jedem helfen würde, ohne dass diese Person nachweisen muss, dass er oder sie der Hilfe würdig sind. In der heutigen Gesellschaft muss das Individuum schon in der Schule nachweisen, dass es dem Druck der Gesellschaft standhält und von Kindesbeinen an Leistung erbringen. Es wird in der Schule nicht der Zusammenhalt gefördert, sondern nur das Streben nach Leistung und darauffolgend die Aussortierung der "Leistungsschwachen". In einer solidarischen Gesellschaft sollte das Erreichen von Zielen durch gemeinsames Wirken der Weg sein, anstelle der Leistungsabhängigkeit. Während dem Individuum vorgegeben wird, dass es nun mehr Freiheit hat, da es augenscheinlich an Auswahlmöglichkeiten dazu gewonnen hat, jedoch unter mehr Zwängen und Pflichten leidet, wurde das Prinzip der Solidarität und der Fürsorge abgebaut.
Die Welt, in der wir leben sollten, sollte allerdings eine Welt sein, in der den in einem Bereich Schwächeren von den in diesem Bereich "Stärkeren" geholfen wird, ohne dass eine dieser Gruppen daraufhin einem Zwang unterliegt. Die Gesamtheit der Bevölkerung sollte für das Wohl des Einzelnen sorgen und dieser sollte nicht der Pflicht unterliegen, sich dieses verdienen zu müssen. Ein Zugewinn an Solidarität und Freiheit würde helfen, das eigene Leben nach eigenen Vorstellungen auszuleben und sich dabei doch der Hilfe der Gesellschaft und des Staates sicher sein zu können. Freiheit und Solidarität sind kein Widerspruch, sie können einander stärken. Eine solidarische Gesellschaft beruht auf einem freien Individuum!

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