Freiburg
Optik der Tasse: eher dezent zurückhaltend, aber das Freiburger Münster muss schon drauf sein
Qualität des Alkohols: Den besten Glühwein soll es an einem Stand in Unterlinden geben, wo ein echter Weinhändler ausschenkt – am Ende ist es aber doch nur warmgemachter Wein mit ein paar Gewürzen
Publikum: gemischt zwischen shoppingwütigen Landbewohnern auf Stadtbesuch, Franzosen auf Deutschland-Ausflug und sich betrinkenden Freiburgern
Illumination: bunte blickende Lichter sieht man hier kaum, die klassische Lichterketten und -bögen dominieren
Musik: die obligatorischen Blockflöten-Kinder aus der vorweihnachtlichen Fußgängerzone, die das Üben ihrer Weihnachtslieder auf die Straße verlegt haben
Gesellschaftspolitische Relev
#223;gängerzone, die das Üben ihrer Weihnachtslieder auf die Straße verlegt habenGesellschaftspolitische Relevanz: völkerverbindende Wirkung (siehe französische Besucher), volkswirtschaftlicher Nutzen (vorweihnachtliches Shoppen ist erste Bürgerpflicht!), Triebabfuhr durch Fremdknutschen zu fortgeschrittener Stunde am Glühweinstand japHoly Shit Shopping, Köln/Berlin/HamburgOptik der Tasse: sehen aus wie Kaffeeketten-Pappbecher und grüne Bierflaschen. Irre Idee!Qualität des Alkohols: Wegen des Alkohols kommt hierher keiner. Wenn doch mal einer kommt, schmeckt der Glühwein zum Beispiel auch mal nach FlaschenbierPublikum: Leute, die kreative Jungdesigner unterstützen und deren Schmuck, Kunst, Fotos, Comics und Mode kaufen. Also Gentrifizierer. Also gut gekleidete Postmaterialisten in Jeans, die Weihnachten eigentlich wegen der unnötigen Konsumiererei hassen, aber sich von so ein bisschen Postmaterialismus das Shopping nicht kaputtmachen lassen. "Against X-Mas Panic" – steht zum Beispiel auf LebkuchenIllumination: hell dort, wo Waren verkauft werden; nicht so hell dort, wo DJs auflegenMusik: DJs legen auf. Klassisch-Unbesinnliches.Gesellschaftspolitische Relevanz: groß bis klein, je nachdem, vielleicht auch mittel raaTermine: In Köln und Berlin schon vorbei. In Hamburg am 17./18. Dezember, Am Messeplatz 1UlmOptik der Tasse: In Ulm begegnet man der Klebrigkeit des Getränks mit einer nüchternen Optik. Anstelle der gängigen Humpen in Lebkuchenbraun, Glühweinrot oder Marienmantelblau setzt man hier auf schlichtes Kantinenweiß. Bedruckt mit der Silhouette des Ulmer Münsters, die alljährlich variiert. Dass Ulm tassentechnisch alle Weihnachtsmarkttraditionen ignoriert, überrascht Ortskundige nicht: Immerhin wurde an der dortigen HfG 1959 das legendäre Stapelgeschirr TC100 entworfen.Qualität des Alkohols: Qualität ist hier gleichbedeutend mit Alkoholgehalt: Nirgendwo ist es so kalt und zugig wie auf dem Ulmer Münsterplatz.Publikum: Ulmer, Älbler und – ja so steht es auf der offiziellen Seite der Veranstalter – auch Besucher aus "Frankreich, Italien, Österreich und der Schweiz, auch aus England, Japan und den Vereinigten Staaten"Illumination: BlingBling ist in Ulm nicht angesagt. Holzstände, Tannenreisig-Deko – und die ist mit weißen Lämpchen bestückt.Musik: Chöre, Spielmannszüge und vor allem: BlaskapellenGesellschaftspolitische Relevanz:oifach schee ckäBerlin Alexanderplatz "Am Alexa" eigentlich zwei Weihnachtsmärkte, die aber nahezu ineinander übergehen ...Optik der Tasse: Mainstream-Exemplar, das als einfallsloses Souvenir aber gerne mitgenommen wirdQualität des Alkohols: mäßig, dafür extra teuerPublikum: 50 Prozent Touristen, 30 Prozent Alexa-Shopper, 20 Prozent Teenager, die am Autoscooter abhängen.Illumination: übertrieben, kann sich mit Volksfesten wie dem Hamburger Dom oder dem Oktoberfest messen, mehr Rummelplatz als Weihnachtsmarkt ...Musik: David Guetta meets Kling Glöckchen KlingelingelingGesellschaftspolitische Relevanz: Sozialporno versus Wirtschaftsfaktor Hauptstadttourismus shAugsburger ChristkindlmarktOptik der Tasse: Neben den auch in Augsburg gängigen Tannenbaum-, Weihnachtsstern- und Engelsmotiven sind die Glühweintassen dort ein beliebtes Medium, um lokalpatriotischen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Die Tassen zeigen also auch das in Form einer Zirbelnuss gehaltene Stadtwappen und vermeintliche Augsburger Prachtbauwerke wie die "Goggelesbrücke" oder das zugegeben: wirklich prächtige, von Elias Holl erbaute Renaissance-Rathaus und dessen direkten Nachbarn, den Perlachturm.Qualität des Alkohols: Qualität? In Augsburg geht es wirklich nur um die Quantität. Obwohl der Augsburger Markt ja schon einen sehr eigenen Titel hat (Christkindlmarkt), nennen ihn die Augsburger nochmal anders, nämlich "Glühmarkt". Denn darum geht es: In unerträglich großem Gedränge mit Blick auf Rathaus, Perlachturm und Riesen-Tanne Glühwein zu trinken. Schluck für Schluck. Tasse für Tasse. Abend für Abend.Publikum: Bayerische Schwaben. Was das lautmalerisch bedeutet, merkt der Außenstehende mit fortlaufender Zeit, ergo steigendem Glühweinkonsum, immer höherem Alkohol- und deshalb immer lauterem Sprachpegel.Illumination: Eingeweihte Kreise behaupten, Weihnachtstanne, Rathaus und Perlachturm würden nur angestrahlt, damit auch abends jeder sieht, dass seine Tasse schon wieder leer und Nachschub von Nöten ist.Musik: Bewerber für das "Engelesspiel" müssen einen "lieblichen Gesichtsausdruck, Anmut in der Bewegung und Musikalität" mitbringen. Dann dürfen sie an den Wochenenden frühabends auf die Rathaussimse treten und denen, die trotz des Glühweindunstes allenthalben noch etwas sehen und trotz des schwäbisch-bayerischen Lärms noch etwas hören, Weihnachtslieder und Engelskostüme darbieten.Gesellschaftspolitische Relevanz: Der Oberbürgermeister nennt den Augsburger einen "der schönsten und beliebtesten Christkindlesmärkte Europas". Er und die Massen an Glühwein tragen damit zur Beruhigung der lokalen Bevölkerung bei, die aufgebracht und deren Seelen geschunden sind von Fremdzuschreibungen wie "Greater Munich" oder dem Brecht zugeschriebenen Zitat über seine Geburtsstadt: "Das Beste an Augsburg ist der Zug nach München." sepuWas, da fehlt aber doch noch ein total wichtiger Weihnachtsmarkt, ohne den die Adventszeit nicht vorstellbar ist? Dann bitte einfach in den Kommentaren ergänzen. Die Kategorien dürften ja klar sein ...