Wagenknecht, Steinbrück & das Kondomverbot

Chronik Nicht alles, was diese Woche unter dem Teppich landete, gehört dorthin: 5 weitere Themen der Woche in aller Kürze analysiert

./resolveuid/7dcb036d26bfeebcaa4eeaf38b60d808Verhütung
Gefährlicher Papst
Kurz nach der Deutschlandreise von Benedikt XVI., an deren Rande Tausende unter anderem gegen das Kondomverbot der Katholischen Kirche protestierten, illustriert eine neue Studie, woran die päpstliche Weltabgewandheit mitschuldig ist: Die Zahl der 
Jugendlichen, die ungeschützten Sex 
haben, ist weltweit alarmierend hoch. In Europa nutzen mehr als 40 Prozent der Teenager keine Kondome, in Entwicklungsländern sind es bisweilen weit mehr als die Hälfte. Angesichts der gesundheitlichen und sozialen 
Risiken fordert die Stiftung Weltbevölkerung dringend „bessere Aufklärung“. Die wird es indes weiter schwer haben, solange die Propagandareisen des Papstes nicht verhütet werden. TS

./resolveuid/0b85d7e86ca2f34c8ed7f632ea336e87Linke
Keine Personaldebatte
Die Linke hält es wie andere Parteien auch: Wenn es Probleme gibt, wird übers Personal gestritten, was alle „nicht hilfreich“ finden – um dann die Debatte erst so richtig zu führen. Oder eine neue aufzumachen: Neben die Frage, ob das Duo Lötzsch/Ernst glückliche Hand beweist, ist nun die nach einer möglichen Kandidatur Sahra 
Wagenknechts für die Spitze der 
Fraktion getreten. Während ein Teil der Partei die Personalie wohl auch wegen ihrer Sprengkraft heftig bewirbt, halten andere sie für das völlig falsche Signal und drohen mit Konsequenzen. Die Abstimmung ist erst einmal verschoben worden: auf die Zeit nach dem Programmparteitag, einer anderen der vielen Baustellen der Linken. TS

./resolveuid/f96b20360071e026079449e347b42f5dFriedensnobelpreisträgerin
Beharrlich
Für sie war Umweltschutz eine Last – die Last zu handeln. „Wir dürfen nicht müde werden, wir dürfen nicht aufgeben, wir müssen beharrlich weitermachen“, sagte Wangari Maathai, als sie 2004 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Das Bekenntnis der Frau, die den Preis als erste Afrikanerin zugesprochen bekam, die über Jahrzehnte mit ihrer Grüngürtel-
Bewegung in Nairobi für die Pflanzung von Millionen Bäumen stritt und 2002 gegen alle Widerstände mit der National Rainbow Coalition ins kenianische Parlament einzog und stell-vertretende Umweltministerin wurde, 
ist auch ihr Vermächtnis. Im Alter 
von 71 Jahren ist Wangari Maathai an Krebs gestorben. TT

./resolveuid/9645af4c36d8960e08a451e64cf839a5Todesstrafe
Zwingende Zweifel
Auf den Supreme Court als letzte Instanz hoffte Troy Davis vergeblich, die Demonstranten vor dem Staatsgefängnis von Jackson marschierten umsonst. Nach 20 Jahren in der Todeszelle tötete eine staatlich verordnete Giftspritze den 42-Jährigen, der wegen Mordes an einem Polizisten 1989 
verurteilt war. Amnesty International spricht von Versagen der Justiz, die EU bedauert die Hinrichtung angesichts der „ernsten und zwingenden Zweifel“ an der Schuld des Mannes. Er war 
auf Grundlage von Aussagen verurteilt worden, die nach Angaben einiger Zeugen unter Druck der Polizei entstanden. Einige wurden später widerrufen. Eine Tatwaffe oder physische Beweise wurden nicht gefunden. TT

./resolveuid/40430c39fca169dce9c59b6606e5a7fdSPD
Keine Liebesheirat
Peer Steinbrück, der Mann neben Angela Merkel in der großen Koalition, hat sich klar für Rot-Grün ausgesprochen. Die SPD wolle „nach der Zerrüttung der Liebesheirat von CDU/CSU und FDP“ nicht „den Ersatzmann“ spielen. Das Signal soll die eigene Partei besänftigen, in der viele mit Argwohn verfolgen, dass der Ex-Finanzminister Kanzlerkandidat werden könnte. Gegen Steinbrück macht die SPD-Linke inzwischen Front: Er verachte die Partei, heißt es, seine Nominierung würde die SPD „tief spalten“. Sollten die Fürsprecher Steinbrücks, die umgehend das Terrain verteidigten, trotzdem erfolgreich sein, droht der Sozialdemokratie schwarz-gelbes Schicksal: die Zerrüttung. TS


(Alle Fotos: AFP/ Getty Images)

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