Google versteckt mich

Maschinelle Macht Sich selbst zu googeln bedeutet nicht unbedingt Eitelkeit, sondern gibt mitunter Aufschluss darüber, wie die Suchmaschine arbeitet

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Googelt man meinen Klarnamen, fehlen haufenweise Suchergebnisse. das ist mir aufgefallen.
Es fehlen Links zu Veröffentlichungen, die vielleicht kurz schon mal da waren oder werden die entsprechenden Treffer weit hinter andere Inhalte gereiht, die mit mir an sich nichts zu tun haben.
Während ich mit immer mehr Publikationen in Erscheinung trete, werden die zu meinem Namen gelieferten Suchergebnisse erstaunlicherweise auch immer weniger statt mehr.

Google versteckt hier so einiges, was man eigentlich im Zusammenhang mit meinem Namen erwarten müsste.
Erst vor kurzem ist in der renommierten Zeitschrift „Ossietzky“ ein Artikel von mir erschienen.
Diese Zeitschrift gibt es seit 1905 und vor mir hatten hier große Namen wie Kästner oder Tucholsky Artikel veröffentlicht.
Ich betrachte es als vorläufigen Höhepunkt meines schreiberischen Schaffens, dass die Redaktion von „Ossietzky“ sich jüngst für einen meiner Texte entschieden hat.
Google versteckt all das, warum auch immer.
Ich vermute mal, weil es in meinem Beitrag so wie in der Zeitschrift vorrangig um Pazifismus geht, der ist jetzt out und unbequem.
Hat das nun eine KI so gereiht und gewertet?
Ist das Intelligenz, ist das intelligent?
Für mich sicher nicht.
Für mich ist es von Bedeutung, dass Google auf Nachfrage die richtigen Suchergebnisse zu meiner Person liefert.
Es ist wichtig, dass das, was ich in meiner Bibliographie angebe, auch aufscheint, wenn die zuständigen Redakteure und Verlage im Internet nachrecherchieren.
Sonst stehe ich glatt als Aufschneider und als Lügner da, wenn ich angebe: „Autorin bei Ossietzky 2023“ - und nichts davon ist bei Google zu finden.
Andere Suchmaschinen liefern oft besser, sind aber meist nicht erste Anlaufstelle.
Ecosia und DuckDuckGo etwa zeigen meinen Artikel bei „Ossietzky“ anstandslos an. Hier finde ich auch weitere Veröffentlichungen von mir, die Google schon ziemlich verbannt und vergessen gemacht hat.
Auch macht es einen Unterschied, welchen Browser man jeweils benutzt. Microsoft Edge arbeitet hier für mich besonders enttäuschend.

Den Fall mit meinem „Ossietzky“-Beitrag beobachte ich nun schon länger.
Noch vor wenigen Tagen lieferte Google einen Treffer für meinen Artikel direkt auf Seite 1 der Suchergebnisse und hinterher noch mehrere Male zusätzlich.
Jetzt gibt es gar keinen solchen Treffer mehr.
Noch nicht mal, wenn man meinen Namen und den Begriff „Ossietzky“ kombiniert eingibt, findet man zu meinem Text.
Läppische 6 Ergebnisse spuckt Google an dieser Stelle aus, keins davon führt zur Internetseite von „Ossietzky“.
„Einige Ergebnisse wurden möglicherweise aufgrund der Bestimmungen des europäischen Datenschutzrechts entfernt“, steht unten drunter.

Auch weiß ich:
Etliche andere Ergebnisse zu meinem Namen sind ebenfalls ganz oder weit nach hinten verschwunden, in den Suchergebnissen auf Seite 7 oder 8, wohin sich kaum jemand durchklickt; während Links, die mit meiner Person nichts zu tun haben und nur zufällige Nachnamensgleichheiten aufweisen (ist kein häufiger Name), weiter vorn rangieren.
Dabei müsste doch die Buchstabenfolge aus meinem Vor- und Nachnamen automatisch vorgereiht werden, sollte man meinen.
Aktuelle Ereignisse, wie der jüngst erschienene Beitrag, müssten ebenfalls weiter vorn stehen als ältere Veröffentlichungen von mir – aber ist nicht so.

Wie Google seine Ergebnisse sortiert, ist bekanntlich ein großes Mysterium.
Was ich aktuell und bezogen auf meinen Klarnamen beobachte, lässt mich einmal mehr argwöhnen.
Diese immens große Macht, die Informationen komplett unsichtbar machen oder verstecken kann, agiert nicht etwa objektiv oder rational, scheint eher angetrieben von einer fragwürden Agenda im Hintergrund, der ich vielleicht schon wieder unbequem bin.

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