Mit und nicht nur über Jugendliche reden

Mediensalon. Inwiefern Medienpolitik die Interessen Jugendlicher aufgreift , wurde im Berliner Mediensalon am 10. August 2021 diskutiert.

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Politik soll nicht nur alle ansprechen, es soll auch jeder mitsprechen. Doch es scheint schwierig zu sein, besonders junge Menschen aktiv politisch einzubinden und zu Wort kommen zu lassen. Wie die Medien die politische Beteiligung junger Menschen fördern können und vor welchen Herausforderungen Journalist:innen und Politiker:innen stehen, wurde unter dem Titel “Medienpolitik im Parlament – welche Rolle spielen die Interessen junger Menschen” in der Berliner taz Kantine diskutiert.

An der Podiumsdiskussion nahmen Notker Schweikhardt MdA, Sprecher für Medienpolitik der Fraktion Grüne/Bündnis 90, Saara von Alten, Redakteurin für Bildung beim Tagesspiegel, Martin Rabanus MdB, Medienpolitischer Sprecher der SPD- Bundestagsfraktion, Thomas Hacker MdB, Medienpolitischer Sprecher der FDP Bundestagsfraktion, Steffen Grimberg, Medienjournalist und Vorsitzender Deutscher Journalistenverband DJV Berlin JVBB und Jonas Gebauer, bis zum Frühjahr Mitglied im Bundesvorstand von Jugendpresse Deutschland e.V., teil. Charlotte Bauer von der Berliner Morgenpost moderierte.

Politiker:innen sollen mehr Angebote schaffen, Journalist:innen sollten Übersetzungsarbeit leisten und eigentlich sollen die Nachwuchspolitiker:innen selber mit ihren Themen und Aktionen auf die Journalist:innen zukommen. Die Frage der Zuständigkeit wird vorerst nicht geklärt werden. Bei einer Sache sind sich aber alle Teilnehmer:innen einig. Medienkompetenz ist essentiell und muss in die Schulen. Mindestens vier Stunden “Was mit Medien pro Woche” wünscht sich Steffen Grimberg. Dass das aber gar nicht so einfach ist, wird relativ schnell klar. Journalistin Saara von Alten kritisiert, dass es in einigen Berliner Schulen nicht mal WLAN gibt, was einen Workshop unmöglich machen würde. An sich gibt es bereits gute Angebote und Möglichkeiten, entscheidend hier sei aber die Frequenz der Angebote. Jonas Gebauer spricht von einer Nadelstichtaktik. Mal hier und da was machen bringe nichts, sagt er. Es sei wichtig, die Angebote und Möglichkeiten die es bereits gibt strukturell auszubauen und finanziell zu stärken.

Das ist aber nicht das einzige Problem.

”Der digitale Standard an Schulen ist katastrophal”. Notker Schweikhardt berichtet von einer Umfrage, der zufolge 40 Prozent der befragten Schüler:innen zwar aussagen, dass sie ausreichend moderne Technik in der Schule hätten, aber wiederum 60 Prozent sagen, dass die Lehrer:innen nicht in der Lage dazu seien, diese Technik auch zu bedienen. “Das ist ein Problem” sagt er und die Teilnehmer:innen nicken zustimmend.

Weniger reden, mehr machen

Der Wille zur aktiven Partizipation ist da. Es muss nur Möglichkeiten geben, dass junge Menschen nicht einfach nur Plakate hochhalten, sondern auch im Parlament agieren können. Jonas Gebauer bemängelt, dass immer nur geredet werde, anstatt wirklich was umzusetzen. Es wird auch an diesem Abend wieder nur über und nicht mit den Jugendlichen geredet. Deutlich wird aber, dass nicht nur die jungen Menschen von der Politik weniger erreicht werden. Klima- und Corona-Leugner sind laut Thomas Hacker ein Ausdruck dafür, dass man die Menschen weniger erreicht. Es ist also nicht nur explizit eine Altersgruppe, die sich von der Politik nicht abgeholt fühlt, sondern es sei ein “generelles Grundproblem.”

Einig sind sich alle Teilnehmer:innen dabei, dass es Zeit wird zu handeln. Immer nur reden bringt nichts. Die Ideen sollen am Ende des Tages nicht einfach nur Ideen bleiben sondern in die Tat umgesetzt werden, um besonders jungen Menschen politische Partizipation zu ermöglichen.

“Es fehlt die Übersetzung der Journalist:innen”

Jonas Gebauer benennt ein weiteres Problem. Nicht die Jugendlichen, die sich ohnehin schon informieren sind die die man erreichen müsse, denn die sind diejenigen die wissen, wo sie sich vertrauenswürdige Informationen herholen. Abholen muss man die, die sich nicht informieren und nicht gelernt haben wie man Fake News von richtigen Nachrichten unterscheidet. Was aber fehlt ist laut Notker Schweikhardt der direkte Link über die Medien zu den Jugendlichen. Er wünscht sich von Journalist:innen eine direkte Übersetzung der politischen Inhalte für junge Menschen. “Online erreichen wir mittlerweile mehr Leute als zu unseren besten Print Zeiten” sagt tagesspiegel Redakteurin Saara von Alten. Jugendliche tendieren aber dazu eher kurzweilige Dinge zu konsumieren als lange Texte. Über Social Media und Podcasts könne man Jugendliche besser erreichen, was zukünftig eine Herausforderung für die Journalist:innen darstellt.

Zum Schluss wünscht sich Saara von Alten, dass endlich weniger geredet und mehr gemacht wird. Alle nicken zustimmend. Heute wurde viel geredet. Vielleicht wird das nächste Mal auch gehandelt.



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Geschrieben von

Frida Adamska

Frida Adamska ist Politologin und Kommunikationswissenschaftlerin. Für die meko factory berichtet sie über Veranstaltungen.

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