Die Regierungschefs tagen seit heute morgen, und das spaltet Hamburg in verschiedene Lager: Die große linke Szene hat unter schwierigsten Umständen (Räumung von Zeltplätzen, Behinderung angemeldeter Demonstrationen wie gestern Nachmittag der „Welcome to Hell“) eine Logistik für bis zu 100.000 erwartete Demonstranten auf die Beine gestellt.
Dann gibt es die Menge der Hamburger, die den Gipfel nicht in ihrer Stadt haben möchten und fürchten, dass sie nicht zur Arbeit kommen. Viele waren auf den Straßen oder im öffentlichen Nahverkehr heute deutlich länger als sonst unterwegs, Schülern ist es freigestellt, ob sie zu Hause bleiben möchten.
Und es gibt Hamburger wie die ältere Frau im Café Backhuus heute morgen, die gesagt hat, „diese ganzen linken Chaoten, die brauchen wieder einen Hitler, der sie diszipliniert“. G20 funktioniert für die Stadt wie ein Scharfzeichner, der die politische Verortung deutlicher als sonst sichtbar macht.
Die Innenstadt ist abgesperrt, insgesamt sind 20.000 Polizisten im Einsatz. Die Erfahrungen mit den Straßensperren sind natürlich nicht homogen, aber wie immer macht auch hier der Ton die Musik: Wer nicht gerade auf das Messegelände möchte, auf dem die Regierungschefs tagen, kommt nach einer Ausweiskontrolle in der Regel gut durch. Und wenn sich die Stimmung unter den Polizisten im Laufe des Tages verschlechtern sollte, liegt es vielleicht auch an der Hitze: In der schwarzen, dick gepanzerten Kluft möchte heute niemand gerne stecken. „Halb so schlimm“, sagt ein gut gelaunter Polizist aus Bayern. „Nur, dass ich gern mehr wissen würde. Wir sind hier mittendrin und erfahren auch nur aus den Fernseh-Lifestreams, was in der Stadt los ist“.
Die Nacht war auch heiß: über Altona und anderen, weniger zentral gelegenen Stadtteilen hingen Rauchschwaden von brennenden Autos, Schaufenster sollen zu Bruch gegangen sein. Dass der Schwarze Block mit seinen Aktionen die mediale Aufmerksamkeit von den Inhalten der G20-Gegner wegbringt, hält ihn nicht ab. Das ist schade, denn der Großteil der Demonstranten nutzt andere Protestformen. Das gilt auch für die meisten Aktivisten, die heute am frühen Morgen in Kleingruppen in das abgesperrte Gelände aufgebrochen sind und bei den Messehallen und im Hafen Guerilla mit der Polizei spielen.
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