Die Schwarz als die Schneider: Gestern lief in der ARD ein Film über das Leben einer großen deutschen Schauspielerin, die starb, noch bevor man sie in Deutschland als großen Menschen wahrnehmen durfte. Die Zuschauer konnten das „Biopic“ auch ohne TV-Gerät als Live-Stream mitverfolgen, eine schnelle Internet-Leitung vorausgesetzt. Was sie zu sehen bekamen, war eine junge Schauspielerin in der Rolle einer großen: Jessica Schwarz spielte Romy Schneider derart gekonnt, dass die Film-Romy die echte bald zu überlagern begann.
Wer das Leben und Leiden der Romy Schneider zuvor nicht in all seinen Einzelheiten kannte, sondern sich nur hin und wieder am schönen Gesicht auf der Mattscheibe erfreute, der hätte sich zuvor den Lebenslauf der Schauspielerin auf Wikipedia durchlesen sollen – oder besser nicht, denn danach war der Film nur noch eine Bebilderung des Wiki-Artikels. Es mangelte (mir) stellenweise an einer durchgehenden Dramaturgie, mal war ein Lebenssprung zu weit, mal eine Andeutung des Ges(ch)ehenen zu zart geraten.
Doch einer möglichen Enttäuschung wirkten zum Teil die Schauspieler entgegen, besonders Jessica Schwarz, aber auch Thomas Kretschmann in der Rolle des Harry Meyen, Schneiders ersten Ehemann. Außerdem lockerten pseudo-dokumentarische Filmsequenzen und nachgestellte Original-Fotos diesen Lebensfilm auf.
Es bleibt allerdings die Frage, ob der Zuschauer überhaupt ein „Biopic“ dieser Art braucht, das noch dazu von fragwürdigen Interview-Statements begleitet wurde:
„Der 'Bild am Sonntag' gestand die 32-jährige Schwarz, dass sie sich vor dreieinhalb Jahren wie Schneider das Leben wegen Liebeskummer nehmen wollte.“
Ein Schritt zu „der Schwarz“ ist mit der Verkörperung „der Schneider“ dennoch gemacht, und man wünscht sich, die junge Jessica Schwarz häufiger in derart anspruchsvollen Filmrollen sehen zu können. Aber vielleicht zieht es sie als mögliche Großschauspielerin ja auch auf die Theaterbühne.
(Geschafft, ein Text über die Verfilmung des Lebens von Romy Schneider, der ohne einen Hinweis auf „Sissy“ auskam...)
Kommentare 16
Mir ist es überhaupt nicht gelungen, NICHT Jessica Schwarz zu sehen (die ich ansonsten sehr schätze) und ich nahm leider niemals Romy Schneider wahr. Der Film hielt mich emotional ziemlich auf Distanz. Ich musste mich ständig neu einfinden und war oft genug geneigt, einfach umzuschalten.
Da mir die Romy Schneider nicht mehr allzu präsent ist, ging Jessica Schwarz hin und wieder in meinem matten Romy-Bild auf, es kam aber immer auf die Einstellung an...
(Wenigstens war's mal ein Film ohne die üblichen FerresSchweigerLauterbachs, ein Heinz Hoenig hat da gereicht.)
Na, was werden erst die Sissi-Fans sagen?! Die 'richtige' Romy ist doch auch eigentliche eine falsche, oder? - Wahrscheinlich gibt's überhaupt keine richtige...
Ich bin absoluter Romy Schneider Fan. Ich habe fast alle Bücher über sie - einschließlich einem hervorragendem und opulentem Bildband, der noch zu DDR-Zeiten bei uns erschienen ist und nie zu bekommen war.
Ich habe mir den Film nicht angesehen - vielleicht mal später, ich hatte keine Lust. Jessica Schwarz ist bestimmt ein Talent, sie war ja in der Buddenbrocks-Verfilmung als Tony sehr gut. Aber sie ist nicht Romy und sie ist es auch vom Äußeren so wenig, dass ich mir das nicht vorstellen konnte.
Immer, wenn ich mir Claude Sautets "Die Dinge des Lebens" ansehe, bin ich völlig fertig, aber zu gucken, wie eventuell Jessica Schwarz die Romy Schneider in "Die Dinge des Lebens" spielt, das ist mir nicht mehr so einleuchtend.
Außerdem war die Schneider in den 60ern und 70ern auch eine Figur, an der sich das westdeutsche Frankreichbild, der Umgang mit einer Frau, die sich so deutlich von der Vergangenheit distanzierte und auch Hass auf eine Frau, die sich den Deubel um Konventionen scherte, ablesen ließ.
Sie war sehr gut in den Buddenbrocks? Ich muss den Film über geschlafen haben. Was mich auch nicht weiter wundern würde, wenn ich jetzt über den Film nachdenke.
Was "Romy" angeht, bin ich ganz bei dir, Magda. Das kann (und will) ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Allerdings nicht nur aus optischen Gründen.
LG JJK
Ich sehe schon, die Frage ist in der Tat, ob man (also der Fan) eine Verfilmung des Lebens einer derart charaktervollen Schauspielerin wirklich braucht...
Ich z.B. habe da eher Probleme mit politischen Biopics à la "Dutschke".
Ich frage mich nach wie vor ganz ratlos, was mir der Film denn jetzt eigentlich erzählen wollte. Ich verstehe den Sinn des Films einfach nicht.
Nur das Leben einer Schauspielerin nacherzählen? Und zwar einer, die wohl unglücklich gestorben ist. Ehrlich gesagt, das reicht mir nicht. Das ist mir zu wenig.
So ist das für mich nur wieder einer von diesen Filmen gewesen, in denen Frauen schön leiden. Und davon hab ich, ehrlich gesagt, die Schnauze voll.
Tut mir leid, Romy-Fans.
Übrigens gibt's hier noch zahlreiche weitere Stimmen zum Thema "Romy bleibt Romy"...
@ JJ- "Sie war sehr gut in den Buddenbrocks? Ich muss den Film über geschlafen haben."
Sagen wir mal, ich war ihr gegenüber "gutwillig". Der Film selbst war nicht so der Knaller, das ist wahr. Es gab mal in den 70ern, da warst Du noch irgendwo anders unterwegs, eine ganz hervorragende Fernsehserie "Buddenbrooks". Ich sehe noch den Michael Degen als Benedikt Grünlich und viele andere tolle Nebenrollen.
Ach, jetzt bin ich wieder abgekommen von Romy. Noch immer rührt mich ein Blick auf das bildschöne Gesicht der Schneider wirklich sehr. Die muss ein Liebling der Kamera gewesen sein. Und dann Jessica Schwarz -nee, geht nicht, geht gar nicht.
@Friedland
Vorweg: Ich mag diese "Pseudo-Dokumentationen" (Biographien) nicht besonders, jedenfalls nicht, wenn mir die dargestellte Person noch gut im Gedächtnis ist und ich sie eigentlich für "belanglos" halte.
Daher habe ich die ARD-Produktion auch nur "nebenbei" gesehen und währenddessen Blogs geschrieben.
Schwarz ist sicher eine gute Schauspielerin, wie auch einige die Besetzung einiger Nebenrollen gut gelungen war. Doch ... ich wollte das alles eigentlich gar nicht so detailliert wissen. Ich lese ja auch nicht das "Goldene Blatt." Schauspielerin, Imagewandel, Deutschland, Frankreich, Reifung zum Weltstar, tragische Männergeschichten usw. so what?
Was mich dann gewaltig gestört hat, war die grobe Körnung der pseudo-dokumentarischen "Straßen- und Paris-Szenen." Was soll der Mist? Dass auf den Aufnahmen Schwarz und nicht Schneider zu sehen war, hat doch jeder bemerkt, warum dann so tun, als seien das "seltene Schätze" aus dem Archiv? Lächerlich!
Dass es auch anders geht, zeigt z.B. der Spielfilm "Milk" (oskar-prämiert) mit Sean Penn, da werden *historische Aufnahmen aus dem San Francisco der frühen 1970er Jahre in den Spielfilm eingebaut und das ist ausgesprochen gut gelungen (*die historischen Aufnahmen entstammen der, ebenfalls oscar-prämierten, Dokumentation "The Times Of Harvey Milk", Link: www.freitag.de/community/blogs/sexpower/grossartiger-dokumentarfilm-mein-dvd-tipp
Und während es sich bei Harvey Milk um eine Figur der Zeitgeschichte handelt, die eine ganze gesellschaftliche Entwicklung eingeleitet hat, war Romy Schneider eben "nur" eine Schauspielerin ...
SexPower
Korrektur:
Absatz 3 muss heissen "(...)wie auch die Besetzung einiger Nebenrollen gut gelungen war ..."
Bei "Dutschke" (läuft noch dieses Jahr im ZDF...) hat man wohl genau das gemacht: echtes Dokumentarmaterial in den Film eingeflochten; das ist dann für mich aber die Giudoknoppisierung der Fernsehunterhaltung: eigentlich nicht notwendig...
...upps, Buchstabendreher entdeckt...?
@Friedland
Wie? Ist hier schon "die Luft 'raus"?
Schade, na dann bis bald!
SP
..."Ich versteh' die Frage nicht..."
Meine Frage?
Luft raus? = Sooo wenige Kommentare und schon Ende?
SP
P.S. Den blöden Ballack habe ich mir jetzt nicht angetan, ich hasse den Blödmann :-)