Die Fronten sind aufgehoben

unerreichbar Hommage an Walter Jens
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Direkt, atemringend, sorgenzerfurcht, gedankensprühend, verschmitzt das zusammengekniffene Auge unter dem jungenhaft ins Gesicht fallenden Haar, umschifft er kein Tabu. Meister der Gleichzeitigkeit aller Wirklichkeiten, macht er Vergangenes als Gegenwärtiges lebendig: mea res agitur, um meine Sache geht´s - so sehe ich ihn vor mir, noch immer.

Walter Jens ist ein Phänomen. Was er in die Hand nimmt, durchdringt er so, dass dem Überlesenen, dem Übersehenen, dem Überhörten etwas Erhellendes abgewonnen wird. Jens öffnet und eröffnet - und wie er das tut, ist eine Kunst: tieflotend, geistreich, lustvoll. Immer spürt er den Ambivalenzen des Lebens nach, weist auf die Widersprüche, die produktiv werden und uns vor Eindimensionalität