Randspalte

Kinder- und Jugendbuch Ölquellen ...

Ölquellen

Bildersachbücher haben es schwer in einer Zeit, da das Wissen im Netz bereitliegt. Da müssen sie schon was bieten, bunt sein und kurzweilig, gerade auch bei brisanten Themen. Erdöl. Die Macht des schwarzen Goldes ist ein neuer Band aus der Gerstenberg-Reihe "Sehen-Staunen-Wissen", in der wissenschaftliche und technische Stoffe für Jugendliche vor allem visuell aufbereitet werden. Erdöl eröffnet den Bilderreigen auf der Aufschlagseite mit einem schönen 1959er-Cadillac aus der Oberklasse der Spritfresser, um auf der nächsten klarzumachen, was zwischen Kunststoff, Waschmittel und Verbrennungsmotor noch alles am Öl hängt. Wie Erdöl entsteht, wo man es findet, wie man es nach oben holt, all dies wird mit großem graphischen Aufwand und knappen Texten dargestellt. Auch Politik kommt ins Spiel. Das Kapitel "Der Kampf ums Öl" sieht aus wie eine RTL-Sendung. In der Mitte der Doppelseite ein großes Feuer mit Rauch, brennende kuwaitische Ölquellen, von rechts oben pfeilt ein Militärjet auf die Seite, um US-Militärmacht zu illustrieren, darunter lächelt wie auf einem Erinnerungsfoto Osama bin Laden. Am Ende erfährt man, wie Öl die Umwelt verschmutzt, wie man den Ölverbrauch drosseln kann und welche alternativen Energien zur Verfügung stehen. Dazu wird lapidar auch die Kernenergie gezählt, von der nur heißt, es bestehe "zudem" das "Risiko, dass Strahlung austritt oder es zur Kernschmelze kommt".

Erdöl. Die Macht des schwarzen Goldes Gerstenberg, Hildesheim 2008, 64 S.,
12,90 EUR

Ölkrise

Kritischer und weit informativer ist der Band Öl des kanadischen Politologen James Laxer aus der Reihe "Global". Die Büchlein sind handlich und gut unterwegs mitzunehmen. Laxer wird schnell deutlich: "Schon heute kann man ohne Übertreibung sagen, dass wir in die Krise des Erdölzeitalters eingetreten sind." Er sammelt viele Informationen vor allem zur Erdölpolitik der industrialisierten Länder. Auch Deutschland bekommt ein Kapitelchen, aus dem zu erfahren ist, dass Gerhard Schröder für seinen Job bei der Nordeuropäischen Gaspipeline 250.000 Euro erhält. Laxer schreibt in einer gradlinigen Sprache und vermeidet die Stehsätze des Politik- und Wirtschaftsjournalismus. Er kommt ohne die Reizvokabel Kapitalismus aus und kann dennoch die politischen und ökonomischen Mechanismen präzise und kritisch darstellen.

James Laxer Öl. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Birgit Fricke. Gerstenberg, Hildesheim 2008, 144 S., 9,90 EUR

Fundgrube

Verschwörung gegen Afrika ist der Titel eines weiteren Bändchens dieser Reihe, geschrieben von dem kanadischen Historiker Gerald Caplan. Als ehemaliger Apartheid-Aktivist hat er über dem Verlust seiner Dritte-Welt-Träume nicht das Interesse am Kontinent südlich der Sahara verloren. Sein Buch ist voll kalter Wut über die afrikanischen Katastrophen. Seiner These nach handelt es sich um eine Verschwörung zwischen einheimischen und westlichen Führungseliten, die "ihren Mitbürgern jährlich etwa 150 Milliarden Dollar stehlen". Caplan zitiert Zahlen der Welthandelskonferenz UNCTAD: Die afrikanischen Länder hätten "zwischen 1970 und 2002 Kredite über 294 Milliarden Dollar erhalten, 268 Milliarden Dollar an Schuldendienst zurückgezahlt - und noch immer 300 Milliarden Dollar Schulden." Caplans Buch ist faktenreich und gradlinig geschrieben. Der Autor ist Afrika-Spezialist, hat sich mit Genozidforschung befasst und unter anderem einen Bericht über den Völkermord in Ruanda veröffentlicht. Sein Sachbuch ist eine Fundgrube für alle, die vom Zustand der Welt nicht unberührt sind.

Gerald Caplan Verschwörung gegen Afrika. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Birgit Fricke. Gerstenberg, Hildesheim 2008, 159 S., 9.90 EUR

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