Bürger sein ist cool

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Ich habe den Eindruck, dass viele Linke Probleme damit haben, sich als Bürger zu verstehen. Bürger sein – das ist spießig, wenig peppig, nichts Besonderes, etwas für ältere Herrschaften. Und als Bürger befindet man sich in der Gesellschaft mit Dieter Bohlen und Ronald Pofalla – ich verstehe das gut, weil es mir mitunter genauso geht. Aber Bürger sein und als Bürger denken, bietet ungemein viele Vorteile und hat auch etwas Befreiendes.

Man muss nichts aufgeben – ein Linker bleibt links und wirbt als linker Bürger in der Bürgergemeinschaft für seine gemeinschaftsbezogenen Ideen...

Ich habe mich die meiste Zeit meines Lebens als „undogmatischen Linken“ gesehen - heute als „aufgeklärten Linken“ – seit wenigen Jahren fühle ich mich auch als Bürger.

Im Bürgerbewusstsein fühlt man sich einer großen Gemeinschaft von Mitbürgern zugehörig, die die gleichen Rechte und Pflichten und ganz ähnliche Ansprüche an das Leben haben. Minderheiten werden als Gleichberechtigte in der Gemeinschaft gesehen.
Für einen linken Bürger gibt es in vielen grundlegenden Fragen inhaltliche Übereinstimmungen mit einer Mehrheit im Lande – weil sie mit den meisten Zielen der Linken übereinstimmt.

Als Bürger überprüft man jeden politischen Vorschlag, egal aus welcher Partei, auf Allgemeinwohltauglichkeit – man denkt gemeinschaftsbezogener. Das Parteiendenken rückt in den Hintergrund – die intelligenteste Lösung – die auch die gerechteste sein muss – zählt. Die Findung politischer Lösungen ist einfach freier und der Anspruch an die Politik gewinnt eine natürliche, berechtigte und von der Mehrheit unterstützte Radikalität.

Bürger sein verlangt nach einer umfassenden Demokratisierung – weil man sich als den - vom Grundgesetz vorgesehenen - Souverän erkennt und Souverän heißt: „Unumschränkter Herrscher.“
Als Bürger fühlt man sich als Miteigentümer des Staates und seiner Reichtümer. Und man fühlt sich als Mit-Chef der Politiker und Beamten.

Mit dieser Erkenntnis kann man viel souveräner an die Volksvertreter und Regierung herantreten. Denn sie sind ja eigentlich nur unsere – von uns gut bezahlten - politischen Dienstleister, die per Grundgesetz dazu verpflichtet sind unseren Willen, den Gemeinwillen im Parlament zu vertreten. Sie sollen ihre ganze Arbeitskraft unserem Gemeinwohl widmen.

Das Problem ist leider: Sie tun es nicht. Sie machen nicht das, wofür sie von uns bezahlt werden. Und das geht natürlich nicht.

Hier sind die aufgeklärten linken Bürger gefordert, die sich zum Impuslgeber und Richtungsweiser einer notwendigen politischen Erneuerung und Verwirklichung der Bürgerrechte machen können.

Aber das geht natürlich nur, wenn sie sich der Bürgergemeinschaft zugehörig fühlen und sich nicht als elitären Club verstehen, der den Menschen irgendein gesellschaftliches Modell aufdrücken will, das an irgendwelchen Schreibtischen oder in ThinkTanks entwickelt wurde.

Ideen und Visionen produzieren ist absolut nützlich und wichtig, aber sie müssen sich der öffentlichen Prüfung von unabhängigen aufgeklärten Bürgern stellen und sich korrigieren und gegebenenfalls auch verwerfen lassen.

Was kann die aufgeklärte Linke tun? – hierzu auch der blog:

Die aufgeklärte Linke – Impulsgeber der politischen Erneuerung.
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Geschrieben von

Fro

Bürgerperspektive

Fro

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