Der Worte Adernetz. DIE LINKE und ihre Vorsitzenden

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In der Partei DIE LINKE wird diskutiert. Das ist gut und grundsätzlich zu begrüßen. Die Diskussion wird über die unterschiedlichsten Medien geführt und wahrgenommen, es melden sich Bundestagsabgeordnete, Landesvorsitzende, Fraktionsvorsitzende, Parteivorstandsmitglieder und viele andere zu Wort, nur ihr Wort trifft nicht immer den Sinn der Debatte oder wird zumindest nicht so vermittelt. Es werden Personen genannt, Stile kritisiert, abgelehnt, aufgefordert und über programmatische Inhalte gesprochen - letzteres leider nicht so öffentlich.

Die Programmdebatte läuft, es gibt viele Veränderungsvorschläge, positive wie negative Rezensionen des Programmentwurfs, die Basis ist beteiligt und die Parteivorsitzenden halten sich zurück. Sie bilden ein Zentrum, schlagen sich auf keine Seite, beobachten die Diskussion und handeln nicht überstürzt. Sollte man sie deshalb kritisieren, ihre Arbeit infrage stellen, sie als ungeeignet bezeichnen? Nein. Würde nicht eher eine zu direkte Einmischung als Diktat von oben gesehen werden? Könnte man nicht sagen, die Vorsitzenden machen eine gute, ausgewogene Arbeit? Ja. Sie sind die richtigen Personen zur richtigen Zeit, führen eine Partei, die dabei ist, sich programmatisch neu zu definieren. Die Themen Hartz IV, Mindestlohn, Rente ab 67 - so wichtig wie sie auch unbestritten sind - reichen nicht mehr, diese Feststellung hat zweifelsfrei einen wahren Kern, aber gerade in der Diskussion über ein Programm werden doch neue, zukunftsweisende Themen definiert - dazu gehört auch der sozial-ökologische Wandel.

Eine Begründung für die Kritik, der Gesine Lötzsch und Klaus Ernst derzeit ausgesetzt sind findet sich nicht - Begriffe wie Führungsschwäche, wenig Elan, Verfehlungen, Konzeptlosigkeit sind nicht viel mehr als leere Phrasen, die medial unausgewogen viel Aufmerksamkeit erringen, zu einer inhaltlich-politischen Auseinandersetzung innerhalb der Partei DIE LINKE jedoch nichts beitragen. Eine Partei wird nicht über Vorsitzende definiert, sondern über Inhalte. Die Vorsitzenden sind auch nicht dazu da, bestimmte Inhalte vorzugeben, sie sollen repräsentieren, Öffentlichkeit herstellen und in einer linken Partei auch vermitteln und ausgleichen.

Bisher haben sie das durchaus geschafft; wenn auch anders als ihre Vorgänger. Bis zum Parteitag in Erfurt ist noch etwas Zeit, Zeit die hoffentlich genutzt wird, den Programmentwurf zu überarbeiten und den Pluralismus der Partei DIE LINKE darin widerzuspiegeln; man kann nur hoffen, dass das mediale Rad bis dahin gestoppt ist und beginnt sich in eine andere Richtung zu drehen - weg vom Niedergang, hin zum inhaltlichen Tiefgang. Vielleicht wäre es gut, auf die Frage nach Oskar Lafontaine mit einem Zitat von ihm zu antworten: „Wir alle neigen dazu, uns unsere Welt schönzureden." - auch die Journalisten, die hoffen eine Partei DIE LINKE würde sich aufgeben.



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Geschrieben von

Garbo

»Die Zeit der Kunst ist eine andere Zeit als die der Politik. Das berührt sich nur manchmal, und wenn man Glück hat, entstehen Funken«

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