Fest der wahren Apperzeption

Pfingsten Schreck und Freude z.B. als zwei Regungen, unterscheiden sich psycho-somatisch und somato-psychisch,.....

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... als die zwei Wirkrichtungen1 -, welche eine den Weg nimmt vom Materiellen über die Organe und im Seelischen Erlebnisse auslöst; und die andere vom Seelischen über die Organe das Materielle modifiziert, dadurch, daß die Freude affirmativ integriert wird, der Schreck jedoch eine affirmative Dissonanz darstellt.

Beide können plötzlich auftreten. Und dennoch erfüllt Freude die Kriterien konsistenter Plausibilität. Diese Plausibilität ist der gewohnte Status quo der eigenen Leiblichkeit, der organischen Konfiguration als physische Wesensgrundlage und Unbewußtes zugleich. Der Schreck widerspricht diesem. Er ist ein Anstoß gegen den Status quo, woraus das Wahrnehmen antipathischen Empfindens hervortritt, bei Freude entsprechend das sympathische.

Beides in der charakterisierten Weise anzusehen, bedeutet, sich in gewisser Weise von den als Wesenszug manifestierten organischen Konfigurationen zu emanzipieren, sich gleichsam aus seinem Leib zu befreien. Das Empfinden der Richtigkeit davon erzeugt Ängste und läßt ungläubig zurückschrecken, nämlich Ängste bezgl. eines womöglich drohenden Selbstverlustes aufkommen, d.i. Empfinden gegen die Plausibilität der Wahrheit des eigenen Leibes.

Wer hingegen durch gewisse Übungen, wozu insbesondere Erfahrenheit von Leidüberwindungen gehören, erlebt hat, und dieses zu seinem Erfahrungsschatz gemacht hat, hat sich damit zugleich angeeignet die Entfesselungsbefähigung vom Leib, ohne ihn damit zu entwerten. Ihn überfallen die Ängste nicht in solch hemmender Weise mehr, weil er sich bewußt wird seiner außerphysischen Existenz. Es können diese Erfahrungen nicht ersatzweise erdacht werden. Hierin liegt auch der wesentlichste Grund dafür, daß ein noch so kluger Denker ohne solche Erfahrungen, mit Notwendigkeit die Inhalte aus den Erfahrungen ablehnen muß, da er den Tatbestand des Erlebens der Überschreitung der Erkenntnisgrenze nicht vollzogen hat. Innerhalb der Geschichte der Philosophie stellt das den Grund dafür da, daß von Erkenntnisgrenzen überhaupt gesprochen wird. Es ist bei allen Philosophen dies der Fall, daß wenn sie von Erkenntnisgrenzen sprechen, sich auf persönlich nichtvollzogene Erfahrungen der dargestellten Art beziehen und daraus Berichtung meinen ziehen zu können, ein Weltgebäude zu errichten.

Alleine schon dialektisch betrachtet, erweist sich die Aussage von einer Erkenntnisgrenze als unhaltbar; doch wird ja auch beim Propagieren von Erkenntnisgrenzen jegliche Dialektik verlassen, sogar ja betont, sie sei überhaupt nicht als Methode geeignet, die die Erkenntnisfrage als Gegenstand urteilsgetragen zu bewegen. – [Kant hat, offensichtlich ohne es zu bemerken, wie er sich selbst widerlegt - es sogar auf den Punkt gebracht und es seinem – als aufklärerisch geltenden - Hauptwerk sogar vorangestellt, indem er schreibt: „Ich musste also das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen, (…).“ (KrV)

Daß Kant als erfahrungsfähig überhaupt nur die physische, mit dem äußeren Sinnen wahrnehmbare Welt behauptet hat, womit er sein eigenes inneres Erleben, sein eigenes Denken selbst als nicht erfahrbar ausgewiesen hat, ist bis heute jedoch nicht ausreichend beachtet worden. Zu einer Apperzeption seines eigenen Denkens ist Kant nie gelangt.]

Viel Zuspruch ist ihm dennoch sicher gewesen bei der durch und durch dualistischen Formulierung, daß es Erkenntnisgrenzen gäbe; und allen, die sie propagieren ist größer Zuspruch ebenso sicher. Nur handelt es sich bei den Zuspruchserweisen ja um eine eigentliche Solidarisierung von Menschen ohne eben die durchlebten und zur Erfahrung errichteten Leidwandlungen.

Leidumwandlungen bewirken immer auch Leibumwandlungen, d.i. Modifikation physisch-organischer Konfigurationen.

In einer Kultur, in der mehr und mehr nicht auf Umwandlung von Leiderfahrungen Wert gelegt wird, sondern auf deren Kompensationen, gehen selbst die Erfahrungsansätze hinsichtlich der Wahrnehmungen des außerphysischen Selbstes als Geistwesen verloren, bis hin zur Leugnung der Geistigkeit. Würden diejenigen, welche diese Leugnungen vertreten und propagieren, aber mitreflektieren, was die Tatsachen ihres Leibes sind, kämen sie einerseits hinter die Geheimnisse ihres Organismus und in die Erkenntnis von Materie.

Und so schließt sich hier auch im Text ein Kreis.

Denjenigen, denen das Ausgeführte nicht behagt, denen es keine Freude bereitet, seinen ermuntert die Ausführungen noch einmal vom Anfang an zu lesen, damit sie Selbstaufklärung darüber erhalten, warum sie keinen Erkenntnisgewinn daraus ziehen wollen. Allen anderen möge der Text zu Kräftigung dienen, ihren Erkenntnisweg unbeirrt fortzusetzen.

Es ist Pfingsten, das Fest der wahren Apperzeption.

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[1] Es ist hiermit der nach den beiden Richtungen a.) psychogen und b.) somatogen gelegene, psychophysiologische Phänomenbereich gemeint.

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Geschrieben von

GEBE

Von der Gewalt, die alle Wesen bindet, befreit sich der Mensch, der sich überwindet.

GEBE

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