Fühlen Pflanzen? Denken Tiere?

Fühlen & Denken Veranlassung zu diesem Beitrag haben mir in letzter Zeit aufgeworfene Fragen, ob Pflanzen fühlen können, und ob Tiere denken können, und auch Behauptungen, dem sei so.

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Es ist mir ein großes Bedürfnis geworden, im Rahmen eines Blogs zu diesen Fragen, welche auch ansonsten eine nicht gerade geringe Bedeutung in der Gegenwart haben, Stellung einzunehmen.

Um der Frage nachgehen zu können, sind vor allem klare, nüchterne Überlegungen notwendig, die nichts Vorgefaßtes an sich tragen. Zudem gilt es Phänomene zu konstatieren, welche sich bei der Nachforschung wie von selbst aufzeigen, ohne sie als Postulate zu erschaffen. Außerdem ist genaues Denken notwendig.

Und selbstverständlich ist es inbezug auf diesen Beitrag unumgänglich, ihn ganz gelesen zu haben. Ich gehe also davon aus, daß, wer sich zu Erörterungen zu diesem Beitrag per Kommentar einläßt, neben einer einzubringenden wohlwollenden Gesinnung zu einer fruchtbaren Diskussion, ihn zumindest tatsächlich auch ganz gelesen und vielleicht auch verstanden hat.

Reden wir von Natur, so ist damit zunächst ein Vorgefundenes bezeichnet.

Es umfaßt einerseits dasjenige, was den Menschen, für seine physischen Sinne wahrnehmbar, in vielfältigster Form und Ausgestaltung außerhalb von ihm ihn umgibt, und andererseits auch Teile seiner physischen Organisation selbst.

Für den Begriff der Natur im allgemeinen Sprachgebrauch ist vorderhand zunächst nur Ersteres angewendet. Erst infolge tritt der Begriff Natur auch für Teile der menschlich-physischen Organisation auf. Dieses Auftreten bedarf der Unterscheidung von Sein und Haben.

Der Begriff Natur ist insofern weitestgehend erst einmal undifferenziert. Es kann in Bezug auf Natur zunächst nur eine Aufzählung gemacht werden, was vorfindbar ist.

Was Natur sei, kann damit nicht beantwortet werden. Dies gilt für die äußeren Naturerscheinungen, als auch für die Erscheinungen von Naturgegebenheiten innerhalb der menschlichen Physis.

Allerdings kann erkannt werden, daß die vielfältigsten Formen und Ausgestaltungen von manifestierten Naturerscheinungen Offenbarungen sind von sie bestimmenden Gesetzmäßigkeiten, die ihnen gemeinsam sind, und die hinter den Erscheinungen als ausgeprägtes So-Vorgefunden-Werden, als Prinzipien diese Vielfältigkeit bedingen und welche als physische Substanzkonfigurationen aufzeigbar sind.

Zunächst kann dasjenige als Phänomen der Ausformungen angeschaut werden, was das Mineralische der Naturbereiche ist.

Sein wesentliches Merkmal ist das Ausdehnt-Sein von Substanzkonfigurationen im Raum, nach der es vorgefunden werden kann. Insofern ist hier mit Mineralisch nicht nur das gemeint, was gewöhnlich mit festen Elementkonglomeraten wie Steine, Erze usf. bezeichnet ist, auch wenn diese das charakteristisch handfesteste des Mineralischen Naturreichs repräsentieren. Gase und Flüssigkeiten haben ebenfalls eine Ausdehnung im Raum.

Das nächste Prinzip,

in dem das erstere inkludiert ist, ist dasjenige, was nicht nur im Raum ausgedehnt ist, sondern welches sich innerhalb der Zeit, periodisch-zyklisch und in einer typischen Ausprägungsweise entwickelt. (Es sind hierbei wohlweislich auch Kristallausbildungen, als im montan-mineralischen Sinn genommen, als Übergangsphänomene miteingeschlossen.

Es ist das nicht nur im Raum Ausgedehnt-Sein, sondern zudem das sich innerhalb der Zeit periodisch-zyklisch und in einer typischen Ausprägungsweise Entwickelnde, als Wesentlichstes ausgeprägt in der Pflanze, im Naturreich des Pflanzlichen.

Die Betrachtung dieser beiden unterschiedlichen Phänomene zeigen auf, daß im Pflanzlichen Wesen einerseits die Zeit ein bedeutsames Entwickelungsgeschehnis ist, es geradezu nur durch Zeit hervortritt. Das ist beim Mineralischen in dieser ausgeprägten Wesenseigenschaft nicht geoffenbart gegeben, obwohl rein physisch betrachtet, das Pflanzliche nichts weiter als eine - je nach Art der Ausprägungen des Pflanzlichen -, spezielle Mannigfaltigkeitsvariante des Mineralischen erscheint [aber eben auch nur so weit und nur insofern Pflanzliches mineralisch betrachtet wird(sic!)].

Es gelangt das Pflanzenprinzip nicht im Physisch-Mineralischen zu seiner Ausgestaltung, sondern Wesenhaft nur im Prinzip des Zeitwesens des pflanzlichen Naturreichs.

Es tritt im Pflanzlichen phänomenologisch, als dessen charakteristisch-typisches Wesensmerkmal, über das typische Wesen des Mineralischen hinausreichend, als da ist die Ausdehnung im Raum, das Zeitwesen als sich Offenbarendes in der Pflanze in Erscheinung.

Es ist der Schluß zu ziehen, daß wenn zum Raumausdehnungsprinzip des Mineralischen die Zeit als Wirkendes hinzutritt, aus dem Mineralischen sich das Pflanzliche Prinzip entwickelt. Es wäre hierbei sogar sehr richtig gesprochen, das Mineralische an einer Pflanze als ihr gleichsam irdisch evolutionäres Erbe zu bezeichnen, und das Pflanzliche selbst, als nicht physischen, nicht irdischen und nicht sinnlichen Ursprungs, sondern als übersinnliche Offenbarung der Zeit. Dies erschließt sich aus einer, auf vollkommen festem naturwissenschaftlichem Boden stehenden Überlegung heraus, daß ja mit den Sinnen nur das Mineralische an der Pflanze erkannt werden kann, insoweit es im Raum sich ausdehnende Substanz ist!

Es ist sogar richtig gesprochen, daß keine Pflanze, überhaupt nichts Pflanzliches wahrgenommen werden könnte, wenn keine übersinnliche Wahrnehmung sich dabei betätigen würde. Daß das aber der Fall ist, daß Pflanzliches, daß Pflanzen wahrgenommen werden, zeigt auf, wie lediglich unachtsam Menschen inbezug auf ihre (unbewußten) übersinnlichen Wahrnehmungen sind!

Mineralisches ist Raum- und Zeit zugleich.

Pflanzliches ist überwundenes Raumprinzip, welches sich emanzipiert innerhalb der Zeit wesenhaft offenbart.

Man muß sich an die Tatsachen halten und nicht etwa an Begriffen stoßen, wenn in diesem Zusammenhang von dem physischen Leib einerseits, und dem Zeitenleib, Bildekräfte- oder auch Ätherleib terminologisch gesprochen wird. In alten griechischen Mysterienstätten waren die Begrifflichkeiten Chthon und Chronos auch gebräuchlich.

[Anm.: „Chronos ist dabei nicht die Zeit, wie man sie gegenwärtig vorstellt. Chronos ist ein Wesen, das man mit heutigem Sprachgebrauch «geistig» nennen kann, wenn man sich dabei bewußt ist, daß man den Sinn nicht erschöpft. Chronos lebt, und seine Tätigkeit ist das Verzehren, Verbrauchen des Lebens eines anderen Wesens, Chthon. In der Natur waltet Chronos, im Menschen waltet Chronos; in Natur und Mensch verbraucht Chronos Chthon. Es ist einerlei, ob man das Verzehren des Chthon durch Chronos innerlich erlebt oder äußerlich in den Naturvorgängen ansieht. Denn auf beiden Gebieten geschieht dasselbe.“

(Dies soweit in Bezug auf die Anschauung des Pherekydes von Syros, * zwischen 584 und 581 v. Chr. auf der Insel Syros. Er war ein antiker griechischer Mythograf und Kosmologe.: Drei Ursprünge der Welt: von Chronos, von Zeus und von Chthon. Werk: «Heptamychos» - Pherekydes vertrat die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und von der Seelenwanderung. Er ist die früheste namentlich bekannte antike Persönlichkeit, die sich zu dieser Auffassung bekannte.)]

(Anm.: Dies hat sich in christliche Mysterienschulen fortgepflanzt und ist dort als das „Vater“- und das „Sohn“-prinzip, über Umwege, aus Benamungen von Einweihungsstufen in griechischen Schulen, verwendet.)

Bis hier sind also die phänomenologischen Prinzipien von Raum und Zeit im Vorgefundenen, als die beiden ersten Prinzipien, als sich Offenbarendes in der Natur als zwei Naturreiche zu konstatieren.

Von einer seelischen Empfindung inbezug auf Raum, Mineralischem Prinzip und physischem Leib einerseits und Zeit, Pflanzlichem Prinzip und Zeitenleib, kann selbst inbezug auf eine einzelne Pflanze überhaupt nicht gesprochen werden!

Es kann nur inbezug auf den Erkennenden dieser Prinzipien von seelischer Empfindung bei ihm gesprochen werden.

Im so Vorgefundenen der Natur kann nun noch ein weiteres, ein drittes Prinzip wahrgenommen und erkannt werden. Es ist dies das Prinzip des Tierischen, des Tierreichs.

Es beinhaltet dieses Prinzip die beiden ersten Prinzipien: Das Tierische Prinzip ist in Hinsicht auf seinen physischen Leib im Raum ausgedehnt und besteht aus Mineralischem ebenso, wie die Pflanze und das Mineralische selbst. Es entwickelt sich periodisch-zyklisch innerhalb von Zeitenläuften wie das beim pflanzlichen Prinzip der Fall ist.

Hinzu tritt als charakteristisches Phänomen beim Tierischen zunächst die Innenraumausbildung auf, die auto-Mobilität und als weiteres Charakteristisches des Tierischen Wesensprinzips, die Reiz-Reaktionsfähigkeit.

(Es könnte nun eingewendet werden, was auch so gerne geschieht, daß eine Reiz-Reaktionsfähigkeit auch schon bei Pflanzen gegeben sei. Dem muß aber entgegnet werden, weil dies auf einem nicht exakten Denken beruht. Es könnte nämlich ebenso behauptet werden, daß wenn eine Kugel von einer anderen angestoßen werde und sich die zweite dann in Bewegung setzt, daß sie dieses aufgrund eines empfundenen Reizes in Form eines Reaktions-Verhaltens täte. Es wird hier ein rein physikalisches Aktiv und Passiv unterstellt, welche jedoch überhaupt nicht vorliegen können. Oder daß, wenn eine glatte Wasseroberfläche angerührt wird und dadurch konzentrische Kreise hervorgerufen werden, dies auf ein Empfinden des Wassers zurückzuführen sei; oder, ein letztes Beispiel, daß, wenn unter bestimmten Konstellationen Sauerstoff mit Wasserstoff zu Wasser wird, auch dies durch ein Empfinden von Sauerstoff- und Wasserstoff im Sinne eines Reiz-Reaktionsgeschehnisses erfolge. Es könnte ja in dieser Weise sogar auch phantasiert werden, ein gefaltetes Blatt Papier, welches man wieder glattstreicht, vielleicht sogar noch glattbügelt, würde, wenn man es dann von den Seiten aus wieder unter einen Gewissen Druck bringt, wegen sensorisch gegebener Reiz-Reaktions-Empfindungen sich wieder dort beginnen aufzuwerfen, wo es zuvor Faltungen durch das Zusammenfalten erfahren habe.)

Beim Tier nun kommt, zu dem schon Genannten, noch das hinzu, was jeweils Spezies spezifische Triebe und Begierden sind und die, je weiter entwickelt, um so autonomer (per sonare) auch und mit entsprechenden Lautäußerungen begabt sind. Dieses hinzutretende Phänomen des Wesentlichen des Tierischen ist das Empfindungs- oder auch Astralprinzip, das Seelische (auch Astralleib) genannt.

Hier beim Tier erst kann von Empfindung überhaupt gesprochen werden.

Allerdings muß darauf Aufmerksamkeit aufgewendet werden, daß kein Tier ein Individuum ist, sondern stets in das eingebunden ist und verhaftet bleibt, was das Tiergruppen Typische jeweils ist, sowohl was seine Physis, seine organische Innenraumausgestaltung, als auch sein Reiz-Reaktionsspektrum anbelangt.

Kein Tier jedoch kann Denken.

Es kann allenfalls nur inbezug auf den Erkennenden dieser Prinzipien von Denken bei ihm gesprochen werden!

Diesbezügliche Meinungen aber, sind Denk-Irrtümer aufgrund voreiliger, nicht zuende gedachter Deutungen bezüglich hoch komplexer Reiz-Reaktions-Schemata Abläufe.

Diese hochkomplexen Reiz-Reaktions-Schemata Abläufe beim Tier, äußern sich stets somatisch, gemäß der Organe, der gattungsgemäßen Innenraumausbildung als Wesensausprägungen, und nicht denkerisch!

(Anm.: In Experimenten, die beweisen wollen, daß Tiere denken können, wird regelmäßig systematisch unterschlagen, daß die Experimentanordnungen Reizmodifikationen sind, die – wen wundert das dann wirklich noch – die entsprechenden Reaktionen zur Folge haben, und zwar gattungsspezifische Reaktionen. Somatische Reaktionen werden zu Aktionen dabei umgedeutet. Würde nämlich dieser falschen Denkungsart gemäß z.B. ein einem Experiment ein Tier nichts tun, überhaupt nichts tun, nämlich keine Reaktion als somatischen Ausgleich als auf einen Reiz zeigen, so müßte nach dieser irrigen Denkungsart ja von Nicht-Denken des Tieres gesprochen werden. Es wäre ja geradezu absurd dann aber erklären zu wollen, das Tier reagiere deshalb nicht, weil es gerade denke und sein Denken nun ein so hohes, angestrengtes Denken sei, daß es eben denke und deshalb vorerst nicht handele, bis es zu einem Ergebnis gelangt sei!)

In einem Blog zu „KI“ hier in der „dFC“, habe ich das in einer Antwort an @ pleifel, vor einiger Zeit so ausgedrückt:

„Sie (die Tiere) stehen wie jedes Ding auch sonst in der Welt, mit ihrer Umwelt und dem Kosmos in Beziehung. Sie reagieren auf diese Mannigfaltigkeiten in Form von Reiz-Reaktions-Schemata gemäß ihrer Gattungsanlagen.

Ändert sich etwas innerhalb dieser Mannigfaltigkeiten der Umwelt, so geht damit auch eine Änderung der reizauslösenden Faktoren einher; und in Folge ebenso die Reaktionen darauf, und zwar gemäß der Gattungsanlagen. Man könnte dann sagen, das „Verhalten“ hat eine Modifizierung erhalten.

Entscheidend ist dabei festzuhalten, daß Tiere jedoch nur reagieren. Nichts anderes ist bezüglich von „Verhaltensweisen“, die hier infrage stehen, zu konstatieren.

Wenn allerdings das Reagieren aufgrund anthropomorphistischer Ansprüche - das sind in diesem Falle unzulässige, weil erkenntnistheoretisch nicht haltbare Prämissen -, von Menschen an das Tier angelegt und von einem Reagieren in ein intrinsisches Agieren umgedeutet werden, so zeigt sich darin nicht etwa dasjenige, was beim Tier tatsächlich vorliegt, sondern dasjenige, was Menschen mit diesem Anspruch anthropomorphistisch in das Tier von sich selbst hineingeheimsen. Die Folge sind allerlei Fehlurteile inbezug auf Ursache-Wirkungsgeschehnisse; Kausalitäten werden konversiv.“

Experimente dieser Art, beweisen zu wollen, daß Tiere als Individuen denken können, sind allesamt durchschaubar, da sie grundsätzlich unterschlagen, daß die Experimente allesamt qua Anordnung zur Triebaffizierung und mittels Triebbefriedigungsgefälle geradezu auf somatische Triebbefriedigungsreaktionen hin, an- und ausgelegt sind.

Wie schon aufgezeigt, es käme wohl kaum ein Experimentator auf die Idee zu behaupten, wenn ein Tier überhaupt keine Reaktionen zeigen würde, daß dieses deshalb nicht reagiere, weil es mit Denken beschäftigt sei!

Ich hoffe, in der gebotenen Kürze wenigstens die wesentlichen Hauptaspekte aufzeigen zu können, weshalb Pflanzen auf Grund des Wesens ihrer Natur nicht fühlen und Tiere auf Grund des Wesens ihrer Natur nicht denken können.

Danke fürs Lesen!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

GEBE

Von der Gewalt, die alle Wesen bindet, befreit sich der Mensch, der sich überwindet.

GEBE

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