Hartz IV Betroffene, die durch das Jobcenter Rhein-Sieg in Sankt Augustin zum „Verein für Europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung“ (VESBE) vermittelt werden, müssen gleich zu Beginn der Maßnahme einen skandalösen Fragebogen ausfüllen. Neben eher harmlosen Fragen werden die Teilnehmer beispielsweise aber auch gefragt: „Haben Sie häufig Verstopfung?“, „Haben Sie manchmal Gedanken, für die Sie sich schämen?“ oder „Sind Ihre Tischmanieren zu Hause schlechter als im Restaurant?“ und „Haben Sie schon mal einem Kind an den Haaren gezogen?“.
Für Stärken-und-Schwächen-Profil an das Jobcenter
All diese zum Teil sehr intimen 138 Fragen müssen die Vermittelten beantworten, die eigentlich für eine Weiterbildungsmaßnahme trainiert werden sollten. Nach Angaben des Jobcenters sei der Fragebogen ein Teil eines Persönlichkeitstest, als Bestandteil der Maßnahme. Die Einbindung eines Psychologen sei ein „Sonderwunsch des Jobcenters“ gewesen, um den VESBE „eine bessere individuelle Betreuung zu ermöglichen“. Die intimen Fragen sollen dazu dienen, die „Stärken und Schwächen der Kunden“ zu erkennen, so ein Sprecher der Behörde. Gezwungen werde aber keiner dazu, versichert man.
Laut des Maßnahmen-Trägers werde der Fragebogen in der Gruppe ausgefüllt. Im Anschluss werde dieser durch eine Psychologin analysiert und ausgewertet. Nach einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Teilnehmer werde ein „Stärken-und-Schwächen-Profil“ an das Jobcenter übermittelt. (wm)
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Mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Redaktion aus folgender Quelle:
Kommentare 9
Und denn hatse jesagt, janz dünne? det muss wech. Det biste mir schuldig. Das hatse jesprochen, du, und da is totenstill jeworden dadrinne in de Zimmer, und da hab ick´s vernommen: Mensch hatse jesagt einmal kneift jeder´n Arsch zu, du auch, hatse jesagt. Und denn, hatse jesagt, denn stehste bald vor mir und ick sag dir in Jesichte: Willem, mit dein Leben haste schon was vollbracht.
Frei nach C. Zuckmayer: Der Hauptmann von Köpenick
Und was wollten Sie jetzt mitgeteilt haben? - Daß Sie Zuckmayer kennen?
| „Haben Sie häufig Verstopfung?“, „Haben Sie manchmal Gedanken, für die Sie sich schämen?“ oder „Sind Ihre Tischmanieren zu Hause schlechter als im Restaurant?“ |
Ich kann mir ungefähr vorstellen, worauf diese Fragen abzielen.
Auf die Verstopfungsfrage würde ich z.B. schreiben: Nein, da ich mich ja unglaublich viel und regelmäßig bewege, anstatt - auf Couch sitzend - meinen Kindern die Schoko-Bons wegzufressen, während sie den Abwasch erledigen.
Zur Gedankenfrage schrieb ich, dass ich mich sehr oft dafür schäme, nicht - wie mein gesamtes, soziales Umfeld - schon viel früher auf arbeitslos gemacht zu haben.
Und zur Restaurant-Sache: Es ist genau umgekehrt! Außerhalb meiner vier Wände benehme ich mich grundsätzlich wie ein Schwein. Das war schon immer so - und wird auch immer so sein.
Die Psychologin soll ja schließlich ihren Spaß mit mir haben, nicht wahr.
So ist es richtig, wer geäfft wird darf äffen. Hauptmann und Felix Krull
Auf so sinnlose Fragen, kann man auch nur Antworten geben, die die Auswertung des Fragebogens in Frage stellen.
Zum Beispiel auf die Frage der Verstopfung. Ja das kommt vor, weil ich während und nach dem täglichen Fitnesstraining, nicht genug trinke. Aber mit genug Flüssigkeit und Früchten (soweit ich die mit meinem bisschen Geld bezahlen kann) kriege ich das schnell wieder hin.
Oder für die Gedanken, die ich mich schämen soll? Da habe ich keine Veranlassung dazu, weil ich all meine Gedanken und Taten mit meinem Gewisssen prüfe, ob sie nicht einen Schaden bewirken können.
Oder: Haben Sie schon mal ein Kind an den Haaren gezogen: Nein, das nicht. Aber es ist mal vorgekommen, dass ich meiner kleinen Tochter (damals etwa 5 Jahre alt) eins auf die Finger gegeben hatte. Ich war erschrocken und habe mich bei ihr entschuldigt. Da sagte meine kleine Tochter. Weisst Du ich hab das verdient. Ich war wirklich gemein.
Da bleibt nocht die Restaurantsfrage: Ich versteh die Frage nicht ganz. Es geht ja um den Respekt vor mir selber und da rechtfertigt sich kein Unterschied.
Ein paar Items sind "die" Klassiker in Fragebögen zur Festellung von Persönlichkeitsstörungen/Depression. Erst werden die "Kunden" depressiv gemacht und dann will man also wissen, ob es gefruchtet hat. Pervers. Psychologen, die einer solchen Arbeit nachgehen sind vermutlich nicht die besten. Ähnliches sagt man Ärzten nach, die in Ausnüchterungszellen Zwangsblutproben nehmen.
Die deutschen Jobcenter sind doch immer wieder aufs Neue für Überraschungen gut und man fragt sich, ob ein Fremdschämen noch Sinn macht. "Haben Sie häufig Verstopfung?" Wäre ich Hartzer würde ich spontan an Reizdarm erkranken.
Gib dem Deutschen ein Amt, oder einen Ausweis und das Unglück nimmt seinen Lauf. Preußisches Obrigkeitsdenken und das Gefühl der absoluten Macht führt nicht selten zum Machtmissbrauch. Ich erlebte diese Tatsache zu oft in meinem Berufsleben.
Kontrollorgane – Behörden müssen sein. Nur sollte jeder dort Beschäftigte zuerst Diener des Bürgers und nicht Überwacher- Befehlsgeber sein. Hartz IV wurde von der SPD-Grünen Regierung mit ganz heißer Nadel gestrickt. Heute stellen sich diese Macher in die Öffentlichkeit und behaupten, mit treu aufgeschlagenen Augen, diese Auswüchse wären nicht auf Ihrem Mist gewachsen. Wenn ich Hunde zu Bestien mache , brauche ich mich nicht wundern, dass diese Tiere auch zubeißen können!
Wie blöde halten uns diese Politiker. Wenn es um ihre Vorteile, Diätengesetze, Freifahrtscheine und Koruptionssablässe geht, da passieren ihnen diese Fehler bei der Gesetzgebung nicht!