Noch ein Beitrag

Meinungsbildung Zunächst einmal: Frohe Ostern!

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Zunächst wollte ich diesen Beitrag als Kommentar zu @ AngeliasBlog, „Peinliches Gejammere freier Bürger“ einstellen. Leider ist auch dort die Kommentarfunktion abgeschaltet. Ich erlaube mir den Kommentar nun hier als Beitrag einzustellen (Vielleicht liest Angelia ja wenigstens mit und überlegt es sich noch anders, nämlich die Kommentarfunktion doch zu öffnen.

Eine paar wenige, sehr kurzgefaßte Erörterungen von mir dazu:

Schopenhauers Eristik zeigt die rhetorischen Methoden sehr deutlich auf, allerdings nur als Beschreibungen dessen, was sich nach außen darstellt. Die Frage muß ja lauten, woher kommt es, daß jemand eristisch vorgeht? Getrieben sind Menschen in erster Linie von Affekten. Die sogenannte Psychologie verortet sie im Unterbewußten. Was ist das konkret? Was ist denn Unterbewußt?

Nun, alles dasjenige, was innerhalb der Leiblichkeit, in den Organen, im gesamten Leib, nicht bis zum Bewußtsein vordringt – mit Ausnahme von solchen Zuständen, die Schmerzzustände sind -, ist nicht bewußt. Das ist konkret. Das sogenannte Unbewußte ist kein unsichtbarer nebulöser Topos. Das Unbewußte sind alle diejenigen Organprägungen, die sozusagen vom ersten Atemzug an durch äußere Anstöße erfolgt sind. Es verbinden sich hierdurch gemachte Erlebnisse mit Organreaktionen und auch mit Begriffen.

Begriffe sind individualisierte Vorstellungen, mithin treten sie, einmal zu solchen gebildet, als Affirmationen auf. Und aller Glaubensinhalt (hierbei ist nicht vordergründig auf religiöse Lehren abgestellt!) stammt aus einer irgendeinmal gemachten inneren Erfahrung. Er wird dann, seinem äußeren Gehalt nach, aufbewahrt, ohne das Bewußtsein, wie er erworben ist.

Es entstehen durch Anstöße „Unsummen“ solcher Prägungen der Organe. Alleine hierbei auf das Gehirn abzustellen, wie es die Hirnforschung macht, Gedanken als eine Art Drüsenfunktion des Hirns zu betrachten, ist unwissenschaftlich, weil der Gesamtorganismus dabei außer acht gelassen wird. Das Gehirn ist hauptsächlich ein Wahrnehmungsorgan der übrigen physischen Organisation. Es ist nicht die Ursache für Affizierungen.

Insofern ist auch die Fragerichtung, was jemand denke im Gehirn, unfruchtbar. Die eigentliche Frage muß lauten: was ist er in der Lage mit dem Gehirn wahrzunehmen als dasjenige, was einer in seiner Organisation an Prägungen und Erlebniseindrücken zur Konstitution hat; wie wird aus diesem haben ein Sein?

Und solange ein Mensch nur inbezug auf diese Veranlagungen/konstitutionellen Beschaffenheit der Konfiguration seines Leibes zu Urteilen kommt, ist all sein Denken und Meinen, all sein Vorstellen (denn das Denken ist insofern nur ein Hervorbringen von Vorstellungsinhalten aufgrund der eingefleischten Prägungen; es ist ein Spiegeln des Äußeren im Bildcharakter der Vorstellungen) als Meinung affiziert und nicht frei. Insofern ist ein solches Denken auch stets impulsiert durch Vergangenes. Alles solches, an die physischen Organisation gebundene Denken ist vergangenheitsorientiert. Es entsteht hierbei das Bestreben, Neues mit dem Vergangenen konsistent nach Plausibilitätskriterien, also nach den Kriterien von Sympathie und Antipathie und der Graduierungen dazwischen, zu sortieren.

Das ist diejenige Tätigkeit die Verstandestätigkeit ist. Verstandestätigkeit ist insofern stets korrumpiert. Charakter ist dasjenige, was an eingeprägten Erlebnissen den Organen zugrunde liegt. Charakter und Psychopathien sind beides Ausprägungen dessen, was aus den Organprägungen heraufspukt ins vorstellende Wahrnehmen. Psychopathien stellen dasjenige dar, was als Inkonsistenzen zwischen Affizierung und mittels Verstand sortierter Vorstellungsbildung im Wahrnehmen auftritt.

Aus dem Bedürfnis, eine Integrität herzustellen, bedient sich der Mensch auch dessen, was eristische Methode ist; dabei muß jemand, der das tut keinen Schopenhauer gelesen haben. Eristik ist ein Versuch, die Inkonsistenz von Affizierungen unbedingt durch den Verstand in eine Plausibilitätslage hinein zwingen zu wollen. Hierbei steht der Impuls des Wollens im Vordergrund, welcher nichts anderes ist, als in den Vorstellungen und damit in Folge auch für die Urteile sich auswirkend, eine Wesens-Entsprechung zu schaffen, die dem organisierten Zusammenwirken der physischen Organe wie ein Spiegel ist. Ein freies Denken, ist hiervon emanzipiert. Freies denken ist nicht mehr leiblich gebunden. In allen Kulturen sind stets Übungswege aufgezeigt worden, die dieses leibfreie Denken ermöglichen; es sind Mysterienstätten gegründet worden, in denen es gelehrt worden ist. Vieles, was „denkerisch“ als a priori gesetzt wird, ist im Grunde nichts weiter als eingefleischte Plausibilität.

Was man einem Menschen entgegenhalten kann, der aufgrund seiner Affizierungslagen handelt, ist nicht, daß er Prägungen unterliegt, die dieses oder jenes hervorbringen, sondern allenfalls seelische Bequemlichkeit und seelische Faulheit, sich nicht davon zu emanzipieren. Nicht wahr, meistens beklagt man sich ja auch nur dann über empfundene Abseitigkeiten eines Menschen, wenn dessen Affiziertheiten mit den eigenen wenig oder nicht übereinstimmen; wenn sie übereinstimmen beklagt man das ja nicht, sondern spricht womöglich sogar von Liebe(!).

Wenn es nun zutrifft, wie oben als da Konkrete aufgezeigt, daß das sogenannte Unterbewußte (und ich mach hier bewußt wegen der Kürze keine weitere Unterscheidung zwischen Unbewußtem, Unterbewußtem, usf.; die ergeben sich aus dem dargestellten) die Vorgänge des Leibes sind, die nicht bis zum Bewußtsein dringen (bis auf gewisse krankhafte Zustände) und dennoch gegeben sind, so ist die eigentliche Frage auch danach zu stellen, was hinsichtlich des Kollektiven dieses Konkreten, denn das Wesensmerkmal des organisierten Leibes ist, a. des menschlichen, b. der Übereinstimmungen mit tierischen Leibern und c. beides inbezug auf die innerhalb ihrer – ich möchte sagen, transsubstantialisierten Materiepartikel -, Leiber von zu Körpern aufgestapelter „Materie“ unterscheiden?

Was ist die Bildung einer freien Meinung also?

Ich habe dies getippt und nicht wieder durchgsehen, weil ich noch Ostereier suchen muß. Vielleicht werde ich es noch ergänzen.

Die etwaigen Ergänzungen werden dann hier drunter stehen.

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Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

GEBE

Von der Gewalt, die alle Wesen bindet, befreit sich der Mensch, der sich überwindet.

GEBE

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