Angriff auf den libyschen Öl-Halbmond

Libyen. Nach dem Angriff auf die größten libyschen Erdöl-Exportterminals Ras Lanuf und Sidra durch Dschihadisten stehen große Öltanks in Flammen.

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Italien, der Türkei und Katar wird vorgeworfen, den Angriff zu unterstützen, um das Abkommen von Paris zu konterkarieren.

Nachdem bereits am Montag, den 11.06., der Obermufti von Tripolis, Al-Sadiq al-Ghariani , über seinen TV-Sender eine Fatwa gegen Frankreich und die VAE für deren Beteiligung an der Seite der LNA gegen den dschihadistischen Mudschahedin-Schura-Rat von Derna verhängt hatte und es zur Pflicht erklärte, in den Dschihad gegen die beiden Länder und die Ungläubigen zu ziehen, schritt am Italien, der Türkei und Katar wird vorgeworfen, den Angriff zu unterstützen, um das Abkommen von Paris zu konterkarieren.
Donnerstag, den 14.06., Ibrahim Dschadran zur Tat.

Dschadran, der ehemalige Milizenführer der Petroleum Facilities Guard (PFG), griff mit Unterstützung der dschihadistischen und al-Kaida nahestehenden Verteidigungsbrigaden von Bengasi (BDB) und Söldnern aus dem Tschad die Öl-Anlagen Ras Lanuf und Sidra im sogenannten libyschen Öl-Halbmond im Nordosten Libyens an.

Noch am gleichen Tag wurden von der Libyschen Nationalen Oil Corporation (NOC) alle Mitarbeiter in Sidra und Ras Lanuf evakuiert. Nachdem mindestens ein großer Öltank in Brand geschossen worden war, stiegen über Ras Lanuf große, schwarze Rauchwolken auf.

Obwohl die LNA in dem Gebiet verstärkt Angriffe auf Dschadrans Milizen fliegt, konnten wohl beide Anlagen von Dschadran eingenommen werden. Die LNA wurde gezwungen, Einheiten aus Derna abzuziehen und zur Abwehr des Angriffs in den Öl-Halbmond zu verlegen.

In einem Video erklärte Dschadran, es handle mit dem Einverständnis der ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis. Wie bekannt wurde, hatten sich die Milizen von Dschadran bereits vor Tagen in dem Gebiet um Misrata gesammelt. Milizen aus Misrata sollen gleichzeitig Angriffe auf die LNA-Luftwaffenstützpunkte al-Dschufra und al-Schatti gestartet haben.

Bis Dschadran 2016 von der LNA aus dem Öl-Halbmond vertrieben wurde, hatte er diesen mit seinen PFG beherrscht und immer wieder den Ölhahn zugedreht, was Libyen immense Einnahmeverluste in Milliardenhöhe bescherte. Laut NOC bringt die Schließung der Öl-Anlagen erneut große Verluste.

Inzwischen hat die NOC für Sidra und Ras Lanuf den Notstand ausgerufen. Der Angriff auf die Anlagen und deren Beschädigung seien kriminelle Akte und sollten von allen Libyern und der internationalen Gemeinschaft verurteilt werden. Die NOC werde alle legalen Möglichkeiten ausschöpfen, um gegen jene, die die Arbeiter in Gefahr und die Produktion zum Erliegen brachten und auf illegale Weise versuchten, die Anlagen unter ihre Kontrolle zu bringen, vorzugehen. Die NOC hat Ibrahim Dschadran aufgefordert, unverzüglich das Gelände der Öl-Anlagen zu verlassen, um eine weitere Beschädigung der Infrastruktur und eine Umweltkatastrophe zu verhindern.

Von Sarradsch und der UN-Sonderkommission für Libyen wurde der Angriff verurteilt.

Am Samstag, den 16.06., zog die LNA Streitkräfte in Brega und Adschdabija für einen Großangriff zur Rückeroberung von Ras Lanuf und Sidra zusammen, der am 17.06. startete.

Am gleichen Tag übergab Dschadran dem Libyschen Roten Kreuz mediengerecht 20 gefangene LNA-Soldaten und behauptet, die Verhängung des Ausnahmezustands über die Öl-Verladeterminals sei nicht gerechtfertigt.

In Ras Lanuf wurde mittlerweile ein zweiter großer Rohöltank in Brand geschossen. Es besteht die Gefahr, dass das Feuer auf drei weitere Riesentanks übergreift. Die Schäden für die libysche Ölindustrie sind schon jetzt katastrophal.

Der Vorsitzende des Verteidigungs- und Sicherheitskomitees des Parlaments in Tobruk, Tariq al-Dscharouschi, erhob in einem Interview mit einer ägyptischen Zeitung, schwere Vorwürfe gegen Italien, die Türkei und Katar. Der Angriff auf die Öl-Anlagen im Öl-Halbmond durch Dschadran-Milizen sei von ausländischen Geheimdiensten geplant worden, in deren Interesse es ist, dass Libyen weiterhin ein instabiles Land bleibt. Er beschuldigte die Türkei, Katar und Italien, eine führende Rolle bei dem Angriff gespielt zu haben, um die Ergebnisse der Pariser Konferenz zu unterlaufen. „Nur durch diese Aktion konnten diese Länder ihre gemeinsamen Interessen, die sich gegen das Pariser Treffen richten, durchsetzen.“[1] Er fügte hinzu, dass sich der Präsidialrat nach dem Pariser Treffen in Übereinstimmung mit Italien befindet: Es wurden italienische Kriegsschiffe in libysche Gewässer entsandt.
Und ein Sprecher von Khalifa Heftar sagte, dass die italienischen Verträge in Libyen in Gefahr geraten seien, da Italien den Präsidialrat unterstützt.

Die Libyan National People’s Movement (LNPM) verurteilt den terroristischen Angriff auf die Erdölanlagen durch kriminelle Banden. Er habe zum Ziel, die Siege der libyschen Streitkräfte gegen den Terrorismus in der Stadt Derna zu beeinträchtigen.
Die kriminellen Verbrecherbanden, die so genannten Verteidigungsbrigaden von Bengasi mit ihren kriminellen Söldnerbanden hätten ohne ausländische Unterstützung und ohne das Stillschweigen der internationalen Gemeinschaft keinen derartigen terroristischen Anschlag ausführen können. Dazu nötig war auch die Unterstützung lokaler Behörden in Verbindung mit ausländischen Vorbereitungsmaßnahmen in Libyen.
Laut der Libyan National People’s Movement besteht eines der Ziele dieser terroristischen Operation darin, die Kapazitäten des libyschen Volkes zu sabotieren und zu zerstören und damit ihr Leiden noch zu verstärken. Das libysche Volk wird aufgerufen, dieses neue Kapitel der Verschwörung aufmerksam zu verfolgen.

Freiheit für die Heimat und Souveränität dem Volk.

Quellen:

http://www.libyatimes.net/news/143-controversial-libyan-cleric-declares-war-on-france
https://www.libyaherald.com/2018/06/14/noc-evacuates-sidra-and-ras-lanuf-after-fighting-erupts-in-area/
https://www.libyaobserver.ly/news/jodran-armed-groups-strike-again-oil-crescent
http://www.libyatimes.net/news/145-bdb-and-jathran-attack-libya-s-oil-crescent-region
https://www.libyaobserver.ly/news/noc-warns-environmental-disaster-new-clashes-oil-crescent-region-loom
https://www.libyaherald.com/2018/06/15/noc-declares-force-majeure-at-ras-lanuf-and-sidre-port-terminals/
http://www.libyanexpress.com/heavy-clashes-erupt-at-libya-oil-crescent-as-control-slips-out-of-haftars-hand-to-jodrans/
http://www.middleeasteye.net/news/haftar-oil-libya-ras-lanuf-sidra-jadhran-1511343473
http://www.libyanexpress.com/libyas-state-oil-firm-warns-of-environmental-disaster-as-clashes-rage-on-in-oil-region/
http://www.middleeasteye.net/news/splinter-militia-libya-attacks-haftar-controlled-oil-sites-1658039528
http://www.libyanexpress.com/two-libyan-oil-tanks-set-on-fire-as-fighting-in-oil-ports-drops-output-by-over-400-000-bpd/
https://rcmlibya.wordpress.com/2018/06/16/%d8%aa%d8%b5%d8%b1%d9%8a%d8%ad-%d8%a7%d9%84%d9%85%d8%aa%d8%ad%d8%af%d8%ab-%d8%a7%d9%84%d8%b1%d8%b3%d9%85%d9%89-%d8%a8%d8%a5%d8%b3%d9%85-%d8%a7%d9%84%d8%ad%d8%b1%d9%83%d8%a9-%d8%a7%d9%84%d9%88%d8%b7/
http://www.middleeasteye.net/news/haftar-oil-libya-ras-lanuf-sidra-jadhran-1511343473
https://www.libyaobserver.ly/news/ibrahim-jadran-designates-dignity-operation-%E2%80%9Cterrorist-organization%E2%80%9D-reiterates-allegiance
https://www.libyaobserver.ly/news/tobruk-mp-qatar-turkey-and-italy-are-behind-attack-oil-crescent-region
http://www.libyanexpress.com/two-libyan-oil-tanks-set-on-fire-as-fighting-in-oil-ports-drops-output-by-over-400-000-bpd/

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[1] https://www.libyaobserver.ly/news/tobruk-mp-qatar-turkey-and-italy-are-behind-attack-oil-crescent-region

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Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

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