Die französische Zeitung ‚Afrique Monde‘ berichtet, Baschir Saleh (zu Dschamahirija-Zeiten der Sekretär und rechte Hand Gaddafis) sei auf die politische Bühne Libyens zurückgekehrt. Bereits Anfang Juni seien die bedeutendsten Stammesführer des Fessan dem Aufruf Salehs zu einer Zusammenkunft gefolgt. Ziel des Treffens sollte die Bildung eines dritten politischen Machtzentrums, neben Tripolis und Tobruk, im Fessan sein.
Dort befinden sich auch bedeutende Ressourcen des Landes. Saleh betonte die Notwendigkeit, mit friedlichen Mitteln die Auseinandersetzungen zu beenden, in die Libyen verstrickt ist.
Die libyschen Stämme beteiligten sich an einer Klausurtagung, in der ein gemeinsames Papier erarbeitet wurde. Darin heißt es, die Stämme würden sich jeder Zusammenkunft außerhalb ihres Gebiets verweigern, zu dem nicht der Hohe Rat im Fessan aufgerufen hätte.
Das Statement hebt die Notwendigkeit eines innerlibyschen Dialogs ohne Mediator hervor und stellt sich gegen ‚ausländische Interventionen‘ in libysche Angelegenheiten und gegen unerwünschte internationale Vermittler.
Am Ende der Stellungnahme heißt es: „Der häufige Wechsel verschiedener Regierungen und die Bildung eines Staates, der sich nur nach den Wünschen der internationalen Finanzwelt richtet, ohne sich um die Gesetze oder die Souveränität unser Landes zu scheren, hat Libyen jahrelang in ein Desaster gestürzt.“
Der Rat rief die Jugend der libyschen Stämme dazu auf, die bewaffneten Milizen zu verlassen und in ihr ziviles Leben zurückzukehren oder sich dem Militär innerhalb der regulären Armee anzuschließen.
Unter Beschwörung des gemeinsamen Schicksals werden alle Libyer – ausnahmslos – zur Aussöhnung eingeladen. Ein erster Schritt in die Richtung nationaler Aussöhnung wäre die Freilassung aller Gefangenen sowie die Möglichkeit der Rückkehr aller Vertriebenen und Flüchtlinge aus dem In- und Ausland.
In der Stellungnahme heißt es, das Treffen zeige in Richtung Etablierung einer dritten Kraft im Land. Baschir Saleh bemühe sich, ihr ab jetzt eine einflussreiche Rolle auf der politischen Bühne Libyens zu sichern.
Auch weitere Nachrichten aus Libyen lassen aufhorchen: Die libysche Nationalarmee öffnet sich immer mehr für Gaddafisten. In vielen Städten finden pro Gaddafi-Demonstrationen statt.
Immer mehr Gaddafi-Unterstützer werden in die Militärstruktur eingegliedert, wie zum Beispiel Gaddafis Tuareg-General Ali Kanna, der ebenfalls 2011 nach dem Sturz Gaddafis aus dem Land floh, und nun wieder in der Nationalarmee dient. Die Nationalarmee hat sich mit Gaddafi-Stämmen verbündet und so konnten auch etliche Gebiete um die Gegend von Sirte erobert werden.
Auch der Witwe Muammar Gaddafis wurde bereits vom Tobruk-Parlament zugesagt, dass sie nach Libyen zurückkehren könne.
In vielen Städten finden die seit langem größten Pro-Gaddafi-Kundgebungen statt, bei denen sich die Menschen offen mit grünen Dschamahirija-Fahnen und Gaddafi-Slogans auf die Straße trauen, um so ihre Sympathie mit der Dschamahirija zu bekunden.
Kommentare 4
Danke, dass Sie jetzt wieder häufiger über Libyen berichten. Gerade wo es endlich wieder einige positive Entwicklungen gibt, ist es schön, zeitnah diese Informationen zu erhalten und nicht nur in Form der Monatsberichte.
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Gerne würde ich manchmal zeitnaher berichten und nicht nur einen monatlichen Abriss über die Geschehnisse in Libyen geben. Leider mangelt es mir dafür oft an der Zeit. So bleibt leider manches unberichtet und vieles findet nur eine kurze Erwähnung in den Monatsberichten. Sorry!
Ich wollte keinesfalls Druck machen. So oder so - ich freue mich, dass es überhaupt noch deutschsprachige Berichte aus Libyen gibt!
Vielen Dank