Gaddafi ist tot - es lebe Gaddafi

Libyen. Zwei Verlautbarungen zum 5. Todestag des libyschen Revolutionsführers

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Gaddaf al-Dam, der Cousin von Muammar al-Gaddafi, meldete sich bei RT in einem Interview zu Wort.
Er beschuldigte den Westen des Mordes an Muammar al-Gaddafi und forderte eine Untersuchung über die damaligen Begleitumstände. Als Motiv des Westens nannte er die geplante Einführung eines Golddinars als Alternative zum US-Dollar sowie den Gaddafi-Plan, die Einheit der afrikanischen Staaten voranzubringen und die Kolonialmächte aus Afrika zu vertreiben.

Gegen Libyen seien 50.000 Luftangriffe geflogen worden. In dem Krieg seien 30.000 Libyer getötet worden.

Gaddafi habe die Herzen der Libyer, aber auch von vielen anderen Menschen auf der ganzen Welt gewonnen.

https://deutsch.rt.com/kurzclips/42291-gaddafi-wurde-ermordet-weil-er/
(mit deutschen Untertiteln)

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JamahiriyaNewsAgency veröffentlichte ein Statement von Mustafa al-Elzaidi[1] (Libyan Popular National Movement LPNM), der auf RT über die seine Situation und die Situation Libyen berichtet. Besonders beklagt er, dass sich immer noch ein Drittel der libyschen Bevölkerung, etwa zwei Millionen Menschen, im Exil aufhalten und dass die Todesumstände von Revolutionsführer Gaddafi nie aufgeklärt wurden.

www.youtube.com/watch?time_continue=209&v=waZYXFydMLg

Al-Elzaidi: Am 20. Oktober 2011 wurde ein Verbrechen begangen, weil durch die NATO-Aggression unser Revolutionsführer Gaddafi, dessen Sohn Mutasim und Verteidigungsminister Generalmajor Abu Bakr Junis Dschaber zusammen mit vielen anderen Menschen kaltblütig in Sirte ermordet worden sind. Nachdem ausländische Kräfte Tripolis am 20.8.2011 zu Fall gebracht hatten, musste ich Ende September Libyen verlassen, zunächst emigrierte ich nach Algerien, dann nach Ägypten, später noch an andere Orte. Zu dieser Zeit wurden viele Menschen getötet, gefangen genommen und gefoltert. Viele andere mussten so wie ich aus dem Land fliehen, da unmittelbar auf den Fall von Tripolis ein großes Chaos folgte. Es gab kein System mehr, nichts mehr, nur noch Terroristen, die alles kontrollierten und mordeten. Drei, vier meiner Kameraden wurden gefangen genommen und anschließend ermordet.

Wie jeder im Fernsehen sehen konnte, wurde auch Gaddafi lebend gefangen genommen, und dann von katarischen oder französischen Kräften, da ist man nicht ganz sicher, aber es gab eine ausländische Beteiligung an der Ermordung Gaddafis und an der von Bruder Mutasim [Sohn Gaddafis, Oberstleutnant in der libyschen Armee], ermordet. Was am 20. Oktober 2011 geschehen ist, war ein echtes Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wir appellieren an alle fortschrittlichen Länder und professionellen Organisationen eine Untersuchung der damaligen Geschehnisse zu fordern. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde ein Anführer während einer Invasion getötet und anschließend wurde nicht einmal der Versuch unternommen, dies zu untersuchen. Wir beschuldigen Frankreich und die USA, dort persönlich Hillary Clinton, sowie die Regierung von Katar, für diese Handlungen verantwortlich zu sein.

Die Armee ist inzwischen im Osten Libyens auf dem Vormarsch und befreit ihn gerade von Terroristen. Viele Menschen kehren bereits in das östliche Libyen zurück, ich bleibe allerdings noch im Exil. Seit 2011 sind mehr als zwei Millionen Libyer ins Exil gegangen. Darüber wird nicht gesprochen. Das ist ein Drittel der Bevölkerung, das sich im Exil befindet! Davon sind eine Million in Ägypten, 800.000 verteilen sich auf Tunesien, Marokko, Algerien, Jordanien, Tschad und Niger. Einer davon bin ich.

Die kapitalistischen westlichen Medien vermittelten von Gaddafi ein Bild als Diktator, der Menschen tötete und die Menschenrechte missachtete. Tatsächlich aber war Gaddafi der Revolutionsführer eines progressiven Landes. Er baute ein Libyen auf, das aus der Kolonialzeit kam. Die Italiener hatten Libyen kolonialisiert. Sie verübten Massaker. Wir waren nur zehn Jahre unabhängig gewesen, die Kontrolle in dieser Zeit hatten die Amerikaner und Briten mit ihren Militärbasen, die wichtigsten Städte wie Tripolis und Bengasi kontrollierten die Italiener. Sie besetzten auch alles fruchtbare Land und die wirtschaftlich wichtigen Einrichtungen.

Um das Land von der westlichen Herrschaft zu befreien und wahre Demokratie einzuführen, führte Gaddafi 1969 eine Revolution an. Basis- bzw. direkte Demokratie, die Herrschaft des Volkes, die Grüne Ideologie, der Ruf nach einer neuen Art von Demokratie, die dem Menschen helfen sollte, am politischen Prozess teilzunehmen. Und was passierte? Man nannte Gaddafi einen Diktator! Warum dauerte es wohl so lange, bis die westlichen Alliierten Gaddafi stürzen konnten? Acht Monate lang wurde Libyen bombardiert! Was ist die Stärke von Gaddafi? Seine Stärke war immer das Volk. Die Libyer sind wirklich für die Ideologie von Gaddafi, sie unterstützen sie und sie kämpften für sie.

Gaddafi hat nicht für sich selbst gekämpft. Das ist nicht wahr, das ist westliche Propaganda. Er kämpfte für sein Land, für die Unabhängigkeit seines Landes. Es gab nie einen echten Aufstand in Libyen. Es waren terroristische Gruppierungen, die die USA geschaffen hatten. Die USA hatten einen Plan für den Nahen Osten und für Nordafrika. Jeder weiß das. Es begann im Irak, Syrien, Libyen, Tunesien, Ägypten, überall. Libyen war kein Einzelfall.

Was passierte? Es gab organisierte terroristische Gruppierungen, die von den westlichen Ländern in Afghanistan und anderswo ausgebildet worden waren, und die in Libyen eingeschleust wurden, um einen „Aufstand“ anzuzetteln. Schon in den ersten zehn Tagen [am 26. Februar 2011] wurde die UN-Resolution 1970 [Wirtschaftssanktionen, Waffenembargo, Einfrierung von Bankkonten, Reiseverbote] beschlossen, die Libyen ein Totalembargo auferlegte und die komplette Einfrierung aller libyschen Guthaben vorsah. Nur einen Monat später [am 17. März] kam es zur UN-Resolution 1973, die eine Militärintervention erlaubte. Was war passiert? Bereits vor der Resolution hatte die französische Armee Bengasi und andere Orte bombardiert. Heute sehen wir das Ergebnis dieser Propaganda. Wäre es ein echter Aufstand gewesen, bei dem das Volk einen Diktator losgeworden wäre, gäbe es heute einen demokratischen Staat.

Gaddafi kämpfte 2011 genau gegen das, was heute aus Libyen geworden ist. Heute ist Libyen ein gespaltenes Land, das von terroristischen Gruppierungen gehalten wird. Und jeder weiß das. Die westliche Politik ist dabei, den Nahen Osten und das, was wir die arabischen Länder nennen, wegen Israel in ein Chaos zu stürzen. [Sie denken] Israel wird erfolgreicher sein, wenn in den arabischen Ländern Chaos herrscht. Ich glaube aber, dass das nicht stimmt.

Die westlichen Länder sind politisch, moralisch und von der Legalität her verantwortlich für das, was in Libyen passiert. Mrs. Clinton kam nach Libyen, Mr. Sarkozy und Mr. Cameron waren hier oft zu Besuch. Sie kontrollierten, was 2011 in Libyen passiert ist. Und sie sind dafür verantwortlich, was in Libyen seither passiert.

Was ist heute in Libyen los, in ganz Nahost? In Libyen spielt sich heute eine komplette humanitäre Katastrophe ab. Es werden keine Gehälter gezahlt, es gibt keine Elektrizität, keine Medikamente. Es gibt nichts. Libyen war eines der reichsten Länder der Region und jetzt müssen die Menschen fast hungern. Darin besteht die humanitäre, moralische und legislative Verantwortung der westlichen Länder. Sie versuchen, durch terroristische Gruppen das Land in einen Hinterhalt zu locken. Alles, was über diese Regierungen gesagt wird, ist Unsinn, Dekoration. Es gibt keine echte Regierung in Libyen. Drei Regierungen? Was in Libyen wirklich passiert, das ist, das jede Stadt in Libyen von einer Terrorgruppe oder von regionalen Milizen kontrolliert wird, auch Tripolis.

Vor zwei Tagen ist in Tripolis Folgendes passiert: Khalifa Gweil, der ein Premierminister von ich weiß nicht was war, hat einen Coup gegen Mr. Sarradsch ausgeführt, der ein von Mr. Léon und Mr. Kobler kreierter Premierminister war. Die tatsächliche Macht haben aber Milizen, die den Großteil von Tripolis kontrollieren.


[1] Mustafa al-Elzaidi war ehemals libyscher Gesundheitsminister, heute ist er der Komitee-Koordinator des Libyan Popular National Movement (LPNM)

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Daneben gibt es noch ein Gespräch der amerikanischen Journalistin Susan Lindauer mit Mohamed Fatah, eine libysche Aktivistin. Es geht dabei unter anderem um die Rolle von Hillary Clinton im Libyen-Krieg und deren Unterstützung für die Moslembrüder. Gerade Clinton, die sich als Feministin und Vorkämpferin für Frauenrechte aufspielt, habe den Frauen in Libyen alle Rechte genommen. Unter Gaddafi konnten Frauen abends ausgehen, in Clubs oder auf Partys. Heute müssten sie Angst haben, vergewaltigt oder entführt zu werden. Sie mussten kein Kopftuchtragen und es war ihnen sogar möglich, in kurzen Shorts auf die Straße zu gehen. Heute gebe es wieder erzwungene Frühehen, während unter Gaddafi Frauen erst ab 18 Jahren heiraten durften und nicht zur Ehe gezwungen werden durften. Selbstverständlich war es ihnen erlaubt, Auto zu fahren, sie hatten eigene Häuser und Kreditkarten besessen. Sie waren dem Mann gleichgestellt und sie waren gleichbezahlt. Ihnen standen alle Jobs offen, etliche Frauen waren in hohen Positionen, viele arbeiteten als Ärztinnen, Rechtsanwältinnen und Ingenieurinnen. Die Kinder blieben nach der Scheidung bei der Mutter, solange diese sich nicht anderweitig wieder verheiratete. Als die Islamisten 2011 an die Macht kamen, war das erste Gesetz, das sie am 1. Tag verabschiedeten, die Aufhebung der frauenfreundlichen Scheidungsgesetze. Millionen Frauen hätten ihre Rechte wegen Hillary Clinton verloren.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs erfährt der Hörer einige interessante Details, so zum Beispiel, dass Gaddafi im Vorwahlkampf für das Präsidentenamt der USA 2008 Obama finanziell unterstützte, nicht aber Clinton oder ihre Stiftung.

Fatah rechnet es Gaddafi als Fehler an, dass die Menschen in Libyen vor 2011 nicht darüber informiert worden waren, dass al-Kaida im Land war und welche Gefahr sie darstellte. So seien sie von deren Existenz 2011 total überrascht worden.

Das Gespräch dreht sich auch um die bekannten Gründe, warum der Westen Gaddafi stürzte: wegen seines Plans zur Einführung des Golddinars, seines Einsatzes für ein starkes Afrika, die großen Öl- und Wasservorkommen in Libyen. Interessant: Die Bombardements auf Libyen begannen noch im Februar 2011, im März 2011 wären die Verträge mit den ausländischen Ölfirmen ausgelaufen.

Die westlichen Journalisten, die sich während des Kriegs und danach in Libyen aufhielten, müssten als Kriegsverbrecher bezeichnet werden. Sie hätten sich geweigert, die Gräueltaten der sogenannten ‚Rebellen‘ zur Kenntnis zu nehmen und zu dokumentieren.

Fatah sagte, die USA würden in Sirte den IS nicht nur nicht bekämpfen, sondern ihm sogar helfen.

In dem Gespräch geht es natürlich auch noch um den amerikanischen Wahlkampf, um die Lage in Europa und um die Berichterstattung in den westlichen Medien.

http://truthfrequencyradio.com/the-covert-report-with-susan-lindauer-68224/

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

Angelika Gutsche

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