Größtes Ölfeld unter Kontrolle der LNA

Libyen/Fessan. Libysche Nationalarmee konnte das Sharara-Ölfeld ohne Gewaltanwendung der 'Einheitsregierung' abnehmen und sichern. Sie fordert die Wiederaufnahme der Ölförderung.

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Die Libysche Nationalarmee (LNA) unter dem Oberkommando von General Hafter gab am 11.02.2019 bekannt, dass sie das Sharara-Ölfeld, das größte Ölfeld in ganz Libyen, nun vollständig unter ihrer Kontrolle gebracht hat – friedlich und ohne Gewaltanwendung, einzig durch Verhandlungen mit den Besetzern des Ölfeldes. Dies war auch möglich geworden, weil Angehörige des Tibu-Stammes die Seiten wechselten und sich von ihren Kommandanten lossagten.

Eine Gruppe aus lokalen Stammesangehörigen, die Mehrzahl davon Tuareg, hatte unter dem Namen „Zorn des Fessan“ das Ölfeld am 8. Dezember mit Hilfe der für die Bewachung des Ölfelds zuständigen Petroleum Facility Guards (PFG) besetzt. Sie forderten u. a. die Auszahlung ausstehender Gehälter sowie Infrastrukturmaßnahmen für den Fessan. Verhandlungen mit der sog. 'Einheitsregierung' in Tripolis scheiterten. Nun wurde den Besatzern von der LNA zugesagt, dass der Fessan angemessen an den Erdöleinnahmen beteiligt werden soll.

Die ‚Einheitsregierung‘ unter Sarradsch hatte noch den Versuch einer Gegenoffensive gestartet und den Targi Ali Kanna zum Kommandanten der Sebha-Militärzone ernannt. Kannas Aufgabe sollte es sein, möglichst Tibu- und Tuareg-Einheiten zu einen und auf die Seite der ‚Einheitsregierung‘ zu ziehen. Dies ist gründlich missglückt. Da die LNA den Luftraum über Südlibyen gesperrt hatte und eine Maschine am Flughafen des Ölfeldes el-Feel am Start hinderte, indem sie die Startbahn beschoss, konnte Ali Kanna, der sich in dem Flugzeug befand, nicht einmal sein Einsatzgebiet erreichen. Die LNA erklärte, dass der Luftraum über Südlibyen bis auf weiteres gesperrt bleibt.

Das bisher von den Westmächten und ihren Verbündeten so erfolgreich gepflegte Motto des „spalte und herrsche“ scheint in Libyen gerade nicht mehr so richtig zu funktionieren.

Der Sprecher des Parlaments, Aqilah Saleh, hat den Vorsitzenden der National Oil Corporation (NOC) Mustafa Sanella aufgefordert, den Ausnahmezustand auf dem Sharara-Ölfeld aufzuheben. „Jetzt, da die Armee das Sharara-Ölfeld kontrolliert und vollständig gesichert hat, sollte das NOC den Status der ‚höheren Gewalt‘ aufheben und den Betrieb und die Produktion wieder aufnehmen." Pro Tag werden dort 300.000 Barrel Erdöl gefördert. Saleh machte Sanella für finanzielle Verluste verantwortlich, die durch die fortgesetzte Schließung des Sharara-Ölfelds verursacht werden.

Die Afrikanische Union hat zwischenzeitlich dazu aufgerufen, in der ersten Julihälfte „eine internationale Konferenz zur Aussöhnung in Libyen unter der Schirmherrschaft der AU und der Vereinten Nationen“ abzuhalten. Päsidentschafts- und Parlamentswahlen sollten dann im Oktober 2019 abgehalten werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass die dschihadistischen Kräfte in Tripolis mit aller Macht versuchen werden, Wahlen zu hintertreiben, da dies für sie den Machtverlust bedeuten würde.

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Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

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