Hannibal Gaddafi – Gefangener des Libanon

Libyen. Die Familie von Hannibal Gaddafi will die Auslieferung Hannibal Gaddafis aus dem Libanon verhindern.

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Die Familie von Hannibal Gaddafi warnt vor Schmiergeldzahlungen des Tripolis-GNC an den Libanon in Höhe von 200 Millionen US-$ und bittet die syrische Regierung um Vermittlung[1]

Seit seiner Gefangennahme am 15. Dezember 2015 ist Hannibal Gaddafi fast 16 Wochen in einem libanesischen Gefängnis in Haft. Da gegen ihn keine Anklage wegen eines Verstoßes gegen das libanesische Recht vorliegt, geht es augenscheinlich alleine um die Zahlung von 200 Millionen Dollar, die für Hannibals Auslieferung nach Libyen von der Tripolis-GNC-Regierung an den Libanon gezahlt werden sollen.

Diese Geldforderung erhebt allerdings keine libanesische Institution, sondern sie kommt von einem einflussreichen libanesischen Politiker, der eine große Macht auf die libanesische Politik ausübt. Das mit den Vorgängen befasste libanesische Gericht ist verunsichert und scheint nicht zu wissen, wie es diese Farce beenden kann.

Hannibal Gaddafi, der nach dem Sturz seines Vaters zuerst nach Algerien und dann in den Oman floh, lebt seit mehr als einem Jahr in Damaskus und will zumindest so lange wieder dorthin, bis eine sichere Rückkehr in sein Heimatland Libyen möglich ist. Politische Beobachter sind der Meinung, dass Hannibals Geschwister Saif al-Islam und die Menschenrechtsanwältin und ehemalige UN-Botschafterin Aischa Gaddafi nach Libyen zurückkehren werden, um dort wieder als politische Reformer und Menschenrechtsanwälte politisch tätig zu werden, so wie sie es bereits vor dem Sturz ihres Vaters, Muammar al-Gaddafi, waren. Unterstützung für die Rückkehr der beiden Gaddafi-Kinder, die helfen sollen, wieder eine stabile Regierung aufzubauen, gibt es laut in Ägypten lebenden Libyern nicht nur von den Stammesführern in fast ganz Libyen, sondern auch in der Region sowie von der französische Regierung.

Da Hannibal keine Verbrechen vorgeworfen werden können, während er selbst Opfer einer Entführung und brutaler Folter wurde, muss sich die libanesische Justiz eingestehen, dass sie einen unschuldigen Menschen unter falschen Beschuldigungen gefangen hält.

Hannibal wird beschuldigt, Informationen über den Fall des Imams Musa Sadr zurückzuhalten, der mit seinen Begleitern 1978 in Tripolis verschwand. Zu diesem Zeitpunkt war Hannibal Gaddafi allerdings erst zwei Jahre alt. Er beteuert, alles, was er über diesen Fall wisse, von seinem Bruder Saif al-Islam gehört zu haben.

Die libanesische Justiz gerät zunehmend unter den Druck von Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International und Human Rights Watch, die fordern, die Farce um die Gefangennahme Hannibals zu beenden. Seine Freilassung wird auch von der syrischen Regierung gefordert, die Hannibal politisches Asyl gewährte und für seine Sicherheit einsteht.

Trotz der anhaltenden illegalen und empörenden Inhaftierung von Hannibal strebt sein Anwalt eine politische und keine juristische Lösung an. Voraussichtlich werden die 200 Millionen Dollar nicht fließen und Hannibal wird als freier Mann nach Syrien zurückkehren können. Ebenso werden die Entführer und Folterer von Hannibal nicht gerichtlich belangt, sondern freigelassen werden.


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Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

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